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Börsen-Zeitung: Die Hausse nährt die Hausse, Marktkommentar von Thorsten Kramer

Geschrieben am 09-10-2009

Frankfurt (ots) - Für Anleger, die während der leichten
Konsolidierung in der zweiten September-Hälfte den Einstieg am
Aktienmarkt gescheut haben und nach wie vor unterinvestiert sind,
wird die Luft nun richtig dünn. Der Auftakt zur Berichtssaison in den
USA hat jedenfalls diejenigen Analysten bestätigt, die den Markt auf
überwiegend positive Geschäftszahlen für das dritte Quartal
eingestimmt hatten. Bekräftigen die in den kommenden Tagen zur
Veröffentlichung anstehenden Quartalsberichte den ersten Eindruck,
dass die Kostensenkungsmaßnahmen nun Früchte tragen, werden Europas
Aktienindizes wahrscheinlich sehr bald neue Jahreshochs markieren.
Der deutsche Leitindex Dax dürfte dann sogar die Marke von 6000
Punkten attackieren, die ihm selbst die größten Optimisten erst zum
Jahresende zugetraut hatten. Zuletzt notierte der Index auf diesem
Niveau vor fast genau einem Jahr.

Mit Intel und IBM gewähren nun gleich zwei Schwergewichte aus dem
US-Technologiesektor einen Blick in ihre Bücher. Hinzu kommen der
Konsumgüter- und Pharmahersteller Johnson & Johnson, der
Industriekonzern General Electric und die Banken JPMorgan, Citigroup,
Bank of Amerika und Goldman Sachs. In Europa stehen zudem die viel
beachteten Quartalsberichte von Nokia und Philips auf dem Programm.
In exakt einer Woche dürfte sich somit sehr klar abzeichnen, ob der
nun aufkommende Optimismus wirklich berechtigt ist und die
Unternehmensbilanzen die stetig gestiegenen Konjunkturhoffnungen
untermauern.

Anlagedruck steigt

Die Hausse nährt die Hausse, lautet eine Börsenweisheit. Sie wird
in den kommenden Wochen wieder häufiger zu hören sein - wenn die
Geschäftszahlen den nun weiter gestiegenen Erwartungen am Markt
gerecht werden. Denn mit jedem Prozentpunkt, den der Dax und die
anderen maßgeblichen Indizes steigen, nimmt der Performancedruck für
institutionelle Anleger zu. Angesichts der nach wie vor immensen
Mittel, die internationale Adressen zu niedrigen Zinsen am Geldmarkt
geparkt haben, dürfte die Bereitschaft weiter steigen, zumindest
einen Teil dieser Gelder in die risikoreichere Anlageklassen Aktien
umzuschichten.

Unter Strategen ist es umstritten, ob die Saisonalität an sich
eine Aussagekraft über den wahrscheinlichen Kursverlauf hat. In
diesem Jahr allerdings dürfte der Oktober seinem guten Ruf gerecht
werden. Seit 1965 betrachtet gewann der Dax in diesem Monat
durchschnittlich 0,7%. Dabei stieg er 27 mal, 10 mal davon um mehr
als 5%. Hinzu kommt, dass mit dem Oktober die starke Periode für
Aktien beginnt, denn auch die nächsten sechs Monate - also
einschließlich April - zeigen historisch betrachtet eine positive
durchschnittliche Entwicklung. In 32 Jahren seit 1965 zeigte der Dax
eine positive Performance, 19 Mal rückte er prozentual zweistellig
vor. Das durchschnittliche Plus betrug 8,6%.

6200 Punkte im April

Bezogen auf die aktuelle Lage hieße das: Ende April notiert der
Dax bei etwa 6200 Zählern. Er läge damit durchaus im Plan. Denn
Institute wie die DZ Bank trauen dem Dax zur Jahresmitte 2010
durchaus einen Stand von 6500 Zählern zu. Erst dann, so argumentieren
die Strategen dieser Adressen, werde sich der Markt mit Blick auf die
zweite Jahreshälfte und die folgenden Jahre stärker auf die
strukturellen Probleme fokussieren. Bis dahin dürften beispielsweise
die Aktienkäufe sehr konservativer Anlegergruppen wie Pensionsfonds
und Versicherer die Kurse weiter treiben. Diese Akteure haben mangels
Risikopositionen in den Portfolios die seit März währende Kursrally
vollkommen verpasst und dürften nach dem Jahreswechsel an einigen
Engagements interessiert sein.

Für einen weiteren Kursanstieg spricht nicht zuletzt das negative
Sentiment: Die Rally wird von Beginn an von hoher Skepsis begleitet.
Zunächst trauten Anleger den ersten positiven Konjunktursignalen
nicht, inzwischen heißt es, die Aktienindizes seien schon viel zu
weit gestiegen. Das erinnert an die Entwicklung im Börsenjahr 2003,
als viele Anleger nach dem Platzen der Technologiebörse und den
Anschlägen vom 11. September hochgradig verunsichert waren und der
Börse fern blieben, während die Kurse immer stärker vorrückten und
den Mutigen enorme Renditen bescherten.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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