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Westdeutsche Zeitung: Fleißige Deutsche = von Martin Vogler

Geschrieben am 31-07-2009

Düsseldorf (ots) - Helmut Kohls Angst war also unbegründet.
Deutschland ist nicht, wie es im berühmten Zitat des Ex-Kanzlers
heißt, zum "kollektiven Freizeitpark" verkommen. Im Gegenteil:
Überraschend bescheinigt uns eine EU-Studie, dass wir zu den
besonders Fleißigen in Europa zählen - was vor allem im Vergleich mit
anderen großen Staaten auffällt. Und auch wenn das viele nicht gerne
hören werden: Das ist eine gute Nachricht, denn nur mit hohem Einsatz
aller kann Deutschland im internationalen Wettbewerb bestehen. Was
besonders in Krisenzeiten gilt.
Skeptischer sehen das vor allem die Gewerkschaften, die eine Gefahr
für Gesundheit und Familienleben entdecken, weil die
Wochenarbeitszeit im Vergleich zum Jahr 2003 um 1,6 Stunden gestiegen
ist. Ob darunter der Einzelne wirklich leidet, ist zu bezweifeln.
Schließlich entspricht dies ja nur rund 20 Minuten pro Tag. Die wahre
Sorge der Gewerkschaften liegt anderswo: Die Studie zeigt, dass sie
den Kampf um Arbeitszeitverkürzungen nur auf dem Papier gewonnen
haben. Wenn immer mehr engagierte Arbeitnehmer Mehrarbeit leisten und
andere überhaupt nicht mehr der Tarifbindung unterliegen, dann
verlieren formale Tarifabschlüsse an Bedeutung.
Die entscheidende Frage jedoch ist, ob offizielle Arbeitszeiten in
unserer modernen Gesellschaft überhaupt noch aussagekräftig sind.
Mitarbeiter, die 50 Stunden am Schreibtisch sitzen, aber ihre Zeit
vertrödeln, nutzen dem Unternehmen viel weniger als jemand, der 40
Stunden effektiv tätig ist. In vielen Branchen wird die reine
Arbeitszeit als Bemessungsgrundlage weiter an Wert verlieren. Immer
entscheidender wird allein das Ergebnis der Arbeit - und nicht, wie
der Erfolg erreicht wurde.
Zudem hat die moderne Technik die Arbeitszeiten für viele längst zur
Formsache erklärt. Wer dank mobilem Telefon, SMS und E-Mail immer
erreichbar ist, der ist im Prinzip auch immer im Dienst. Die meisten
Betroffenen empfinden das nicht als Nachteil, weil sie erleben, dass
sie Gestaltungsmöglichkeiten gewinnen. Allerdings müssen auch diese
Leute die Freiheit haben, das Handy mal abzustellen. Sonst droht
wirklich Überlastung. Aber das ist eine persönliche Entscheidung, und
ein solches Problem ist nicht per Tarifvertrag lösbar.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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