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Investition in junge Köpfe: Sichert Zukunft, bewahrt Vergangenes

Geschrieben am 31-07-2009

Bamberg/Bonnbrach (ots) -

Ehemaliger DBU-Stipendiat wechselt zum Fraunhofer-Institut für
Silicatforschung (ISC)

Klimaerwärmung und schmelzende Gletscher, Wirbelstürme, Fluten und
Artensterben - jeden Tag werden wir mit neuen Hiobsbotschaften
konfrontiert. Unsere Umwelt befindet sich in einem grundlegenden
Wandel. Doch in vielen Institutionen wird hinter den Türen kräftig
geforscht, um dem drohenden Kollaps entgegen zu wirken. "Wir brauchen
junge, engagierte Köpfe, die zu praxisrelevanten und zukunftsfähigen
Lösungen beitragen", erklärt der Generalsekretär der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU), Dr. Fritz Brickwedde. Um sie zu
unterstützen, sei ihr Stipendienprogramm zu einem zentralen
Förderbestandteil der DBU geworden. "Doch was viele vergessen: Nicht
nur die Zukunft, auch die Vergangenheit gilt es vor der zunehmenden
Umweltbelastung zu schützen", so Brickwedde. Neben der Tier- und
Pflanzenwelt müssten auch Kunst- und Kulturdenkmäler erhalten werden.
Eine Arbeit, die der ehemalige DBU-Stipendiat Dr. Paul Bellendorf
bereits während seiner wissenschaftlichen Laufbahn verfolgte und nun
am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (ISC) weiterführt. Ab dem
1. August übernimmt der 35-Jährige das Kompetenzfeld Umweltmonitoring
und Kulturgüterschutz in Bronnbach, Baden-Württemberg.

"Denkmäler stellen einen wichtigen Zugang zur Vergangenheit dar.
Sie zu bewahren, ist ein wichtiger Bestandteil in der
Auseinandersetzung mit unserer Geschichte und der eigenen Identität",
erläutert Bellendorf, bislang wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte der
Otto-Friedrich-Universität Bamberg. "Doch dieses kulturelle Erbe war
jahrzehntelang starken Umweltbelastungen ausgesetzt und befindet sich
heute zum Teil in einem miserablen Zustand", so der in Erlangen
geborene Werkstoffwissenschaftler. Bestes Beispiel: Die metallenen
Grabplatten im Kreuzgang des Erfurter Doms. Hohe
Schadstoffkonzentrationen in der Luft führten dazu, dass sich in der
Wechselwirkung mit Feuchtigkeit und der Oberfläche grau-grünliche bis
schwarze Ablagerungen auf den Platten gebildet haben. Inschriften
waren so kaum oder gar nicht mehr lesbar.

Schadensauslöser sind Schwefeldioxide, die besonders in den 80er
Jahren in der Region Erfurt durch die Verfeuerung von Braunkohle in
Kraftwerken und Hausbrand in die Luft ausgestoßen wurden. Für
Bellendorf bildete diese Tatsache den Ausgangspunkt für seine
Dissertation, in der er den Einfluss von Umweltbelastungen auf
metallene Objekte in einem größeren Gebiet untersuchte.
"Erfreulicherweise habe ich festgestellt, dass der Großteil der von
mir analysierten Grabplatten sich in einem guten bis sehr guten
Zustand befindet. Und auch die Objekte in Erfurt sind - angestoßen
durch die Untersuchungen des Instituts für Archäologie, Denkmalkunde
und Kunstgeschichte der Uni Bamberg - mittlerweile restauriert", so
Bellendorf.

"Leider trifft dieser positive Befund nicht auf alle Kunst- und
Kulturdenkmäler in Deutschland zu. Viele weisen einen enormen
Sanierungs- oder Restaurierungsbedarf auf", erklärt der promovierte
Diplom-Ingenieur. Am ISC sei es nun seine Aufgabe, Ideen für neue
Projekte zu entwickeln, um diese Zeitzeugen der Vergangenheit zu
retten und dafür Partner aus dem In- und Ausland zu gewinnen.
"Daneben werde ich aber auch wieder mehr Zeit finden, selber im Labor
zu stehen und mich der Analyse von Proben zu widmen", freut sich
Bellendorf. Das ISC ist ein Materialforschungsinstitut der Fraunhofer
Gesellschaft und beschäftigt sich mit der Verbesserung und
Entwicklung neuer, multifunktionaler Werkstoffe sowohl für
mittelständische Unternehmen als auch die Großindustrie. Das im ISC
angesiedelte Kompetenzfeld Umweltmonitoring und Kulturgüterschutz
versteht sich als Schnittstelle zwischen zukunftsweisender
Technologie und klassischer Denkmalpflege. In einem aktuellen Projekt
am Kölner Dom arbeiten beispielsweise Restauratoren und Mitarbeiter
des ISC gemeinsam an neuen Methoden zur konservatorischen Behandlung
von Glascraquéle - eine Rissbildung, die sich in den historischen
Glasfenstern des Weltkulturerbes durch den jahrzehntelangen
Schadstoffeintrag gebildete hat. Die DBU unterstützt das Vorhaben mit
120.000 Euro.

"Der Kulturgüterschutz liegt der Stiftung seit ihren Anfängen
besonders am Herzen", erklärt Lutz Töpfer, Leiter des gleichnamigen
DBU-Referats. "Umso mehr freuen wir uns, wenn sich
Nachwuchswissenschaftler wie Dr. Bellendorf für dieses Themenfeld
begeistern." Besonders in den ersten Jahren nach Aufnahme der
Fördertätigkeit am 1.3.1991 sei ein Großteil der DBU-Mittel in den
Kulturgüterschutz investiert worden - insgesamt mittlerweile knapp
125 Millionen Euro in rund 600 Projekte. Wie in Erfurt war in weiten
Teilen der ostdeutschen Bundesländer die Luftbelastung durch eine
Vielzahl veralteter und nicht auf Umweltverträglichkeit
ausgerichteter Industrieanlagen sehr hoch - die Substanz von Kirchen,
Schlössern, Gärten und Burghäusern dementsprechend stark angegriffen.
Ein von der DBU initiiertes Sofortprogramm ermöglichte in vielen
Fällen die notwendigen Restaurierungsmaßnahmen. "Natürlich hat sich
in Zeiten des Klimawandels und der Erderwärmung das Fördespektrum der
Stiftung enorm erweitert. Aber das Beispiel Kölner Dom zeigt,
Handlungsbedarf besteht hier nach wie vor", so Töpfer. "Schön ist
natürlich, wenn wir - wie im Fall von Dr. Bellendorf - bei unseren
Projekten mit ehemaligen DBU-Stipendiaten zusammen arbeiten können,
die sich mittlerweile erfolgreich in Wissenschaft, Forschung oder
Institutionen und Unternehmen etabliert haben."

Dr. Paul Bellendorf ist nur einer von 824 Promotionsstipendiaten,
die mit finanzieller Unterstützung der DBU seit Aufnahme des
Stipendien-Programms 1992 weiterführende Forschungsarbeiten auf dem
Gebiet des Umweltschutzes angefertigt haben. "Um unsere Umwelt auch
in Zukunft lebenswert gestalten zu können, brauchen wir fachlich gute
und engagierte junge Leute, die bereit sind, auch über den Tellerrand
ihres Spezialgebietes hinauszublicken", erläutert Brickwedde. Ziel
der DBU sei es, ein Netzwerk von Umweltexperten aus verschiedenen
Fachdisziplinen auszubilden, die zu praxisrelevanten und
zukunftsfähigen Lösungen beitragen können. Dieses Netz wurde
mittlerweile bis nach Mittel- und Osteuropa (MOE) gespannt. Seit 1996
vergibt die DBU zusätzlich an Absolventen aus Polen, Tschechien,
Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen und
Kaliningrad Stipendien für Forschungsaufenthalte in deutschen
Institutionen, Unternehmen oder Hochschulen. Seit Anfang dieses
Jahres werden auch Einzelanträge aus den Balkanländern angenommen.
Möglich wurde diese grenzüberschreitende Arbeit durch den polnischen
Umweltminister Prof. Dr. Maciej Nowicki. 1996 erhielt er als erster
ausländischer Preisträger den von der DBU jährlich mit 500.000 Euro
ausgelobten Deutschen Umweltpreis. Sein gesamtes Preisgeld stiftete
er zugunsten des Aufbaus des MOE-Austauschstipendienprogramms -
zunächst in Polen, dann auf weitere Länder ausgeweitet - und trug
somit entscheidend zur Entwicklung einer vernetzten, jungen
Wissenschaftlergeneration bei.

Dass nicht allein die finanzielle Unterstützung zählt, sondern der
Austausch zwischen den Vertretern unterschiedlicher Fachrichtungen
und Länder, bestätigt Dr. Paul Bellendorf: "Mir haben während meiner
Promotion die von der DBU organisierten Stipendiatentreffen sehr
geholfen." Und sie hätten nicht nur dazu gedient, fachliche Kontakte
zu knüpfen und wissenschaftliche Probleme zu diskutieren: "Hier habe
ich auch viele neue Freunde gefunden", sagt Bellendorf. "Ich freue
mich schon jetzt, einen Teil von ihnen bei der Verleihung des
Deutschen Umweltpreises im Herbst dieses Jahres wieder zu sehen."

Originaltext: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6908
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6908.rss2

Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Stephanie Kaßing
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
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