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Börsen-Zeitung: Abschaffen statt Aussetzen, Kommentar zum geforderten Kurswechsel bei den Eigenkapitalvorschriften für Banken von Jürgen Schaaf

Geschrieben am 06-07-2009

Frankfurt (ots) - Wegen der weithin vermuteten Kreditklemme
fordert die Bundesregierung von der EU einen Kurswechsel bei den
Eigenkapitalvorschriften für Banken. Das sogenannte Basel- II-Regime
müsse zeitlich befristet ausgesetzt werden, um die "prozyklische
Wirkung" einzudämmen, so die Logik hinter dem Vorschlag, den
Finanzminister Peer Steinbrück beim Treffen mit seinen europäischen
Amtskollegen am heutigen Dienstag vorlegen will.

Korrekt ist: Unter dem derzeitigen Regime sollen Banken in
Abhängigkeit vom Ausfallrisiko eines Kredits mehr oder weniger
Eigenkapital als Sicherheit in ihrer Bilanz vorhalten. Das führt im
Abschwung wegen der sinkenden Bonität vieler Firmen dazu, dass Banken
mehr Kapital unterlegen müssen und die Kreditvergabe zurückführen.
Das, was institutsspezifisch rational und sinnvoll ist, mutiert
gesamtwirtschaftlich zu einem die Rezession verschärfenden
Teufelskreis.

Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Die "prozyklische
Wirkung" von Basel II verschärft nicht nur den Abschwung, sondern
auch das Hochgefühl im Aufschwung. Diese rauschhafte Euphorie hat
dazu beigetragen, dass die Risiken, die Banken in den vergangenen
Jahren eingegangen sind, ultimativ wurden und die Kreditvergabe über
das Ziel hinausgeschossen ist. Da der Aufschwung in luftigere Höhen
geführt hat, als nachhaltig durchzuhalten war, ist der Sturz umso
tiefer und der Aufprall schmerzhafter ausgefallen.

Zwar ist die Grundidee des Regelwerks, die Eigenkapitalreserven
der Banken an den tatsächlichen Kreditrisiken zu orientieren, nach
wie vor gültig. Das Risikoverständnis darf aber nicht parallel zum
Konjunkturverlauf variieren.

Insofern ist es völlig richtig, die Basel II eigene Prozyklizität
ausmerzen zu wollen. Diese Forderung muss aber symmetrisch sein.
Dieses Element von Basel II - das ansonsten viel Gutes beinhaltet -
sollte daher nicht zeitlich befristet ausgesetzt, sondern zügig
ersetzt werden. Was folgt, darf nicht nur als Maßnahme im Kampf gegen
die Finanz- und Wirtschaftskrise verstanden werden, sondern als ein
Beitrag zu mehr Finanzstabilität über den Tag hinaus. Die
erforderlichen antizyklischen Elemente dieses Regimes - wie
Verschuldungsquoten oder der dynamische Aufbau von Kapitalpuffern -
würden damit nicht nur die gegenwärtige Rezession mildern, sondern
auch den nächsten Aufschwung dämpfen.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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