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Respektlos, intolerant, käuflich / Deutsche stellen Journalisten ein schlechtes Zeugnis aus

Geschrieben am 04-06-2009

München (ots) - Der Journalismus in Deutschland steckt in einer
Vertrauenskrise. Nur gut ein Drittel der Deutschen sagen, dass sie
Journalisten vertrauen. Damit liegt der Journalismus weit hinter
anderen Berufen zurück. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie
"Entzauberung eines Berufs - Was die Deutschen vom Journalismus
erwarten und wie sie enttäuscht werden" der TU Dresden. In einer
repräsentativen Umfrage wurden auf Initiative des Instituts zur
Förderung publizistischen Nachwuchses mehr als 1.000 Deutsche
befragt. Die katholische Journalistenschule leistet damit einen
Beitrag zur aktuellen Diskussion über medienethische Fragen.

"Unsere Untersuchung zeigt, dass wir es heute nicht nur mit einer
zunehmenden Politikverdrossenheit zu tun haben, sondern auch mit
einer Journalismusverdrossenheit. Die Forschungsergebnisse bestätigen
eindeutig eine Abnahme des öffentlichen Vertrauens in den
Journalismus", erklärt Wolfgang Donsbach, Professor am Institut für
Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden und
Leiter der Studie. Dieses Vertrauen sei aber in einer Demokratie
notwendig, damit die verschiedenen Teile einer Gesellschaft trotz
vielfältiger eigener Interessen miteinander kommunizieren könnten.

Für mehr als die Hälfte der Befragten sind Journalisten mächtiger
als Politiker. Und fast alle finden das nicht gut. Die
Untersuchungsteilnehmer üben scharfe Kritik an den handelnden
Journalisten. Diese seien viel rücksichtloser, intoleranter gegenüber
den Meinungen anderer und unsozialer, als man sie sich wünscht.
Gleichzeitig setzten sie zu stark ihre eigenen Bedürfnisse durch,
ihre Macht und ihr Einfluss in der Gesellschaft seien zu groß, so ein
Ergebnis der Studie. Die Politik-Berichterstattung wird darüber
hinaus von fast zwei Dritteln der Befragten als zu wenig objektiv
kritisiert, obwohl gerade Objektivität von ebenfalls zwei Dritteln
erwartet wird. Fast zwei Drittel glauben, Journalisten unterdrückten
häufig Stellungnahmen von Experten, die anderer Meinung sind als sie
selbst.

Fragen der Medienethik sind der Untersuchung zufolge vielen
Deutschen ein zentrales Anliegen: Acht von zehn Befragten sprachen
sich dagegen aus, in den Medien zivile Kriegsopfer abzubilden.
Immerhin knapp die Hälfte hält es für nicht angemessen, getötete
Soldaten bildlich darzustellen. Für sie wiegen Respekt und Pietät
schwerer als das öffentliche Interesse. Die meisten Deutschen sind
zudem gegen Eingriffe in die Privatsphäre, auch wenn über Prominente
berichtet wird.

Eine deutliche Mehrheit der Befragten beschreibt Journalisten als
käuflich. Rund zwei Drittel glauben, dass bezahlte Recherchen häufig
vorkommen oder dass die Interessen von Anzeigenkunden auch in der
redaktionellen Berichterstattung berücksichtig werden. Bemerkenswert
ist dabei, dass diese Praxis vielen als nicht verwerflich erscheint.
Die Akzeptanz dieser ethisch zweifelhaften Praktiken ist dabei unter
jungen Deutschen besonders groß. Schließlich fehlt es der Bevölkerung
an einer klaren Vorstellung davon, was Journalismus ist und was
nicht. Viele unterscheiden nicht mehr zwischen Journalismus und PR.
Die Formate des Internet verstärken diesen Trend. Unter den 18- bis
24-Jährigen versteht jeder Zweite Blogging als Journalismus.

Terminhinweis:

Wolfgang Donsbach diskutiert die Studienergebnisse am Mittwoch,
17. Juni 2009, bei der öffentlichen Veranstaltungsreihe "ifp im
Gespräch" mit Frauke Ancker, Geschäftsführerin des Bayerischen
Journalistenverbandes. Beginn ist um 19.30 Uhr im Institut zur
Förderung publizistischen Nachwuchses, Kapuzinerstraße 38, 80469
München.

Originaltext: Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses e. V. (ifp)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51895
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51895.rss2

Pressekontakt:
Prof. Dr. Wolfgang Donsbach
Institut für Kommunikationswissenschaft
Technische Universität Dresden
Tel.: 0351-46333533

Dr. Elvira Steppacher
Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses
Kapuzinerstraße 38
80469 München
Tel.: 089-5491030


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