(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Absage an Arcandor = Von Ingo Faust

Geschrieben am 03-06-2009

Düsseldorf (ots) - Wer noch nach einem Grund gesucht hat, am
Sonntag zu den Wahlen zum Europaparlament zu gehen, hat jetzt
vielleicht einen: Die EU-Wettbewerbshüter haben erneut zugeschlagen.
Sie bezweifeln, dass dem Handelskonzern Arcandor Hilfen aus dem
Milliarden-Notfonds der Bundesregierung zustehen. Der frühere
Karstadt-Quelle-Konzern hätte bereits vor dem Sommer 2008 finanzielle
Schwierigkeiten gehabt und sei nicht erst durch die Finanzkrise in
Schieflage geraten. Die Chancen für Arcandor auf Staatshilfe sind
damit gegen Null gesunken.
Einigen bundesdeutschen Politikern mag mit der klaren Absage aus
Brüssel ein Stein vom Herzen gefallen sein. Im Fall der Fälle, falls
Karstadt in die Insolvenz muss, können sie den Schwarzen Peter an die
Kommission weiterreichen. Wir wollten ja, aber wir durften nicht,
können sie jetzt argumentieren. Ihr eigener Bundestagswahlkampf wird
damit nicht mehr belastet.
Froh über das frühzeitige Veto aus Brüssel dürften auch
Wirtschaftswissenschaftler und alle diejenigen sein, die die Fahne
der Marktwirtschaft noch hochhalten. Der staatliche Beihilfefall
Arcandor hätte leicht zu einem Dammbruch führen können, nach dem alle
Unternehmen, die kurz vor der Pleite stehen, auf Staatsknete pochen.
Opel ist bereits ein solcher Sündenfall. Inzwischen stehen bereits
Porsche, Schaeffler, IVG und Infineon Schlange - alles Fälle, die mit
den Folgen der Finanzkrise nichts zu tun haben. Auch 300 kleinere
Unternehmen von Rhein und Ruhr wollen Staatshilfe - das ist ein Fass
ohne Boden.
Noch sind Karstadt und Quelle aber nicht verloren. Wie vor fünf
Jahren könnten sie selbst den Kopf aus der Schlinge ziehen. Zur Seite
stehen könnten ihnen dabei ihre Großaktionäre, das Bankhaus Sal.
Oppenheim und Erbin Madeleine Schickedanz. Die Quelle-Erbin ist
schließlich immer noch Milliardärin und hat mit falsch ausgesuchten
Managern dafür gesorgt, dass der Konzern erneut in die Krise geritten
wurde. Über so genannte "Rettungsbeihilfen" könnte auch der Staat mit
einspringen, allerdings nach den üblichen, strengen Regeln. Dabei
fordert die EU einen drastischen Kapazitäts- und Belegschaftsabbau.
Brüssel nimmt den Wettbewerb schließlich noch ernst - selbst zu
Zeiten, in denen Wahlen stattfinden.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

206928

weitere Artikel:
  • WAZ: Ampel macht nicht schlank - Kommentar von Dirk Hautkapp Essen (ots) - Niemand hat bisher ein wirksames Rezept gefunden, um die tendenziell übergewichtigen Industrienationen schlanker zu machen. Was auch daran liegen dürfte, dass Dicksein und der Weg dorthin ein komplexes Problem sind. Und komplexe Probleme reagieren höchst selten auf simple Lösungsmuster. Nicht mehr als das bieten die Verbraucherschützer mit ihrem Ruf nach einer grün-gelb-roten Warn-"Ampel" auf Lebensmitteln an. Die klare Auszeichnung von Produkten kann hilfreich sein. Die entscheidende Stellschraube im Kampf gegen das mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Lebensmittel-Ampel Bielefeld (ots) - Pizza und Cola in Massen genossen machen dick. Wer das nicht weiß, dem ist auch mit einer Lebensmittel-Ampel nicht zu helfen. Aber auch nicht mit der sogenannten GDA-Kennzeichnung. Weder mit der einen noch der anderen Methode wird die Zielgruppe erreicht, die damit erreicht werden soll, die der vermeintlich oder tatsächlich Ungebildeten. Die Diskussion darüber, wie man den Deutschen am besten beim Abspecken helfen kann, passt perfekt in die grassierende Gesundheitshysterie. Nicht rauchen, null Alkohol, mager essen, gesund mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Generationswechsel bei Gerry Weber Bielefeld (ots) - Miele und Hettich, Seidensticker und Frommholz haben ihn hinter sich, Dr. Oetker, Claas, Goldbeck und Melitta stecken mittendrin: Der Generationswechsel stellt für jedes Familienunternehmen eine besondere Herausforderung - und Gefahr - dar. Dies gilt in besonderem Maße für jene Firmen, die sogar den Namen des Gründers tragen. Modemacher Gerhard »Gerry« Weber gehört zu der Art von Unternehmern, bei denen man sich einfach nicht vorstellen kann, dass sie irgendwann in einen weichen Sessel fallen und einfach die Beine hochlegen. mehr...

  • WAZ: Von Elchen und Wiedeking - Kommentar von Thomas Wels Essen (ots) - Hochmut kommt vor dem Fall. Das schöne deutsche Sprichwort dürfte dieser Tage Wendelin Wiedeking im Kopf herumgeistern. Gerne zog der Porsche-Chef laut und selbstbewusst über Subventionen her: ein Drogenprogramm für Unternehmen, nichts für Porsche. "Luxus und Stütze - das passt nicht zusammen." Eine an sich ehrenwerte Einstellung, für einen Unternehmer aus Fleisch und Blut sollte sie selbstverständlich sein. Ist sie aber nicht. Wo der Staat einen Fleischtopf hinstellt, da tummeln sich alsbald die "Bedürftigen": diejenigen, mehr...

  • Westfalenpost: Privat vor Staat Verantwortung für Arcandor-Mitarbeiter Hagen (ots) - Von Stefan Pohl Wer heute eine bloße Selbstverständlichkeit in den Mund nimmt wie die Sozialpflichtigkeit von Eigentum, sieht sich rasch in die völlig falsche Ecke gedrängt. Beim Streit um Staatshilfe für Arcandor ist nachdrücklich daran zu erinnern, dass der Konzern zwei Großaktionäre und damit Miteigentümer hat, die schwere Fehler des früheren Managements zugelassen haben: Das Bankhaus Sal. Oppenheim und die Quelle-Erbin Schickedanz. Daher ist es nicht unbillig jetzt zu fordern, dass diese mit ihren Milliardenvermögen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht