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Deutsche Marine - Pressemeldung (Fachartikel): Neues Nato-Expertenzentrum an der Kieler Förde nimmt Fahrt auf

Geschrieben am 25-05-2009

Glücksburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Kiel - Mit einem Festakt im Schleswig-Holsteinischen Landtag in
Kiel wird am 26. Mai dem "Centre of Excellence for Operations in
Confined and Shallow Waters (COE CSW)" der Status einer
"International Military Organisation (IMO)" gemäß Artikel XIV der
Pariser Protokolle zuerkannt. So arbeitet dann wieder eine
hochrangige NATO-Dienststelle in Schleswig-Holstein.

Als Folge des Gipfeltreffens in Prag 2002 hat die NATO im Jahr
2003 die neue NATO-Kommandostruktur entwickelt und in diesem
Zusammenhang auch die Idee sogenannter "Centres of Excellence" (COE)
konzipiert, um sich damit besondere nationale Fähigkeiten und
Expertise im Bereich des Bündnisses zu erschließen. Diese COEs sind
als Expertenzentren bzw. Kompetenzzentren gedacht. Sie sollen auf
speziellen Gebieten neue operative Ansätze entwickeln,
beziehungsweise bestehende Konzepte schnell und flexibel anpassen.
Sie sind als militärischer "think tank" zu verstehen und sollen auch
unkonventionelle, erfolgversprechende Denkansätze verfolgen.
Bündnisweit sind bislang 18 dieser Kompetenzzentren akkreditiert
beziehungsweise im Aufwuchs befindlich.

Was die Marinen der NATO anbelangt, ist festzustellen, dass sich
der Schwerpunkt maritimer Operationen deutlich von der hohen See in
die Küstenregionen verschoben hat. Die Deutsche Marine verfügt über
eine besondere Expertise der Einsatzführung in flachen Gewässern und
Randmeeren, weil diese Seegebiete auch schon zu Zeiten des Kalten
Krieges zu ihrem Kern-Operationsgebiet gehörten.

So war es eigentlich nur logisch, dass im Führungsstab der Marine
unter Führung des damaligen Inspekteurs der Marine der Entschluss
reifte, ein Deutsches Maritimes Centre of Excellence aufzubauen, um
im Umgestaltungsprozess der NATO aktiv mit zu wirken. Nachdem das
Allied Command Transformation (ACT) in Norfolk, USA, diesem deutschen
Angebot zugestimmt hatte, begann die detaillierte Planungsarbeit. Es
waren ein Personalkonzept, infrastrukturelle Forderungen und
konzeptionelle Grundlagen zu entwickeln. Dabei erforderte das
Vorantreiben eines völlig neuen Konzeptes hin und wieder eine gewisse
Beharrlichkeit und Durchsetzungsfähigkeit, um alle beteiligten
Stellen von der Realisierbarkeit des Projektes zu überzeugen.

Das COE wurde ab Oktober 2007 zunächst als nationale Dienststelle
eingerichtet und im Gebäude der Einsatzflottille 1 untergebracht. Im
Oktober 2008 wurden zwischen Deutschland, Griechenland, den
Niederlanden, der Türkei und der NATO die Verträge hinsichtlich
Funktion, Organisation, Personeller Besetzung sowie Finanzierung
unterzeichnet. Damit wurde das COE auf ein multinationale Basis
gestellt. Weitere Nationen haben Interesse bekundet, in naher Zukunft
diesem Abkommen beizutreten. Im März 2009 erfolgte schließlich die
Akkreditierung durch den NATO-Rat. Mit der eingangs erwähnten
Zeremonie im Kieler Landtag ist dann der Aufbauprozess abgeschlossen,
das COE CSW hat seine volle Arbeitsfähigkeit erreicht.

Die Besonderheit des COE CSW ist seine Ableitung aus einer
geografischen Definition. Dabei versteht man im Allgemeinen unter
"confined waters" solche Seegebiete, in denen die Bewegungs- und
damit die Operationsfreiheit von Seefahrzeugen durch die Geografie
eingeschränkt ist. Unter "shallow waters" werden im Sprachgebrauch
der NATO Seegebiete verstanden, die eine Wassertiefe von weniger als
200 Meter aufweisen.
Allgemeiner gesprochen sind "Confined and Shallow Waters" Gebiete mit
häufig stark zerklüfteten Küsten und zahlreichen Inseln. Oftmals sind
Strömungen oder Gezeiten sowie enge und flache Fahrwasser
charakteristisch. Diese Gegebenheiten verlangen besonders sicheres
Navigieren und können die Leistung der Sensoren und Waffen stark
beeinflussen. Darüber hinaus begibt man sich in Landnähe in den
Bereich gegnerischer Aufklärung und Waffenwirkung; zudem steigt das
Potenzial einer asymmetrischen Bedrohung an. Hohe Anforderungen
werden auch an das teilstreitkraftgemeinsame Zusammenarbeiten und an
die Kooperation mit anderen staatlichen und zivilen Institutionen
gestellt. Diese Besonderheiten berücksichtigt das "Centre of
Excellence" für seine Grundlagenarbeit vorwiegend auf operativer und
strategischer Ebene. Dabei werden bereits existierende Konzepte für
diese Randmeere weiterentwickelt und auch neue Verfahren entwickelt.

Dies geschieht in dem multinational besetzen Expertenzentrum, in
dem die bei den kooperierenden Nationen bereits vorhandene Expertise
gebündelt und dem Bündnis verfügbar gemacht wird. Darüber hinaus wird
das COE CSW bei der Planung und Durchführung von Operationen und
Übungen in den genannten Seegebieten beratend zur Verfügung stehen.
Weitere "Centres of Excellence" werden im Rahmen des COE-Netzwerkes
mit der besonderen Expertise unterstützt. Auf der taktischen und
operativen Ebene wird die Ausbildung weiterentwickelt werden, dabei
werden sowohl Ausbildungsunterlagen erstellt, als auch Seminare und
Workshops beim COE CSW durchgeführt werden. Dieses Angebot wird sich
vor allem an Kommandeure, Command Teams und Stabselemente der
NATO-Kommandostruktur richten.

Um dieses Kompetenznetzwerk noch zu erweitern, werden nicht nur zu
anderen Bundeswehr- und NATO-Dienstellen Beziehungen aufgebaut,
sondern auch zur Industrie. Durch den Informationsaustausch sollen so
neue Impulse gegeben werden. Des Weiteren werden auch Kontakte zu
zivilen wissenschaftlichen Instituten geknüpft, die auf verwandten
Themenfeldern tätig sind. Eine Aufgabe des COE CSW ist es, alle diese
Quellen zusammenzufassen und in die Weiterentwicklung von Konzepten
und Verfahren einfließen zu lassen. Durch die Teilnahme von NATO- und
Partnernationen soll dieser Informationsverbund im multinationalen
Rahmen noch erweitert werden.

Das COE CSW ist dem Direktor, Flottillenadmiral Rainer Brinkmann,
unterstellt, der in einer dualen Funktion auch den Befehl über die
Einsatzflottille1 in Kiel inne hat. Diese personelle Verflechtung
sowie die räumliche Nähe zur Einsatzflottille bewirkt eine enge
Zusammenarbeit der beiden Dienststellen.
Über die Arbeitsschwerpunkt des COE sowie organisatorische und
finanzielle Angelegenheiten entscheidet ein Lenkungsausschuss, in dem
alle teilnehmenden - und damit das COE finanzieren - Nationen Sitz
und Stimme haben. Das COE ist nicht Teil der NATO-Kommandostruktur,
das ACT hat keine kommandierende, sondern eine fachlich
koordinierende Funktion inne.

Die Bundesrepublik Deutschland als gastgebende Nation stellt die
Infrastruktur zur Verfügung. Das COE CSW ist eine eigenständige,
selbst budgetierte Dienststelle, die sich durch Beiträge der
teilnehmenden Nationen finanziert. Es wird in der Zielstruktur
über einen Personalumfang von ca. 45 Personen verfügen. Ein hoher
Anteil der Dienstposten wird dann multinational besetzt sein.

Der Stab ist in drei Fachabteilungen und eine Stabsgruppe
gegliedert und projektorientiert um Sinne einer Matrixorganisation
strukturiert:

- Die erste Abteilung trägt die Bezeichnung "Weiterentwicklung und
externe fachliche Vernetzung"; sie entwickelt Konzepte, bewertet
operative Rahmenbedingen und analysiert zukünftige
Einsatzerfordernisse. Sie hält für das COE einen engen Kontakt zu
nichtmilitärischen Organisationen, Forschungs- und
Entwicklungsinstituten und zur wehrtechnischen Industrie.

- Die Abteilung "Analyse und Implementierung" erprobt und bewertet
Doktrinen, Konzepte und Verfahren experimentell in Simulationen,
Übungen und Manövern. Diese Abteilung führt auch Seminare und
Workshops durch und trägt so zur Schulung von Verbandsführern,
Stabsführungsgruppen und Stabselementen bei.

- Die Abteilung "Einsatzgrundsätze" besteht aus den sogenannten
"Subject Matter Experts". Dies sind Spezialisten in ihrem jeweiligen
Fachgebiet im Bereich des CSW, die ihre spezifische Expertise in die
Projekte des COE einbringen.

Das Aktuelle Arbeitsprogramm des COE CSW umfasst folgende
Schwerpunkte:

Zwei Long-Term Capability Requiremen Studies (LTCR) der NATO
wurden federführend an das COE CSW übergeben:
- "Counter Underwater Threats" (countering mobile underwater threats,
including sub-surface vehicles, swimmers and torpedoes)und
- "Counter Naval Mines"

Ein weiterer wesentlicher Arbeitsbereich ist die Thematik
"Unit-/Force- Protection" mit den Teilgebieten:
- Schutz von Einheiten und Verbänden
- Schutz von MCM Operationen
- Schutz von Häfen und Wasserstraßen
- Analyse der "Harbour Protection Trials" (HPT08).

Arbeitsgruppen am COE CSW befassen sich mit dem "Deployment of
Unmanned Vehicles Systems by Submarines and MCMV",
Anti-Piraterie-Maßnahmen sowie mit Speed-Boat Operationen.
Darüber hinaus beteiligten sich Angehörige des COE aktiv an
zahlreichen nationalen und internationalen Tagungen, Konferenzen und
Workshops, die für das COE relevante Themen zum Inhalt hatten.

Viel Beachtung in der NATO erbrachte die durch das COE im Oktober
2008 veranstaltete Konferenz "CSW Con08". Hier wurden unter
Beteiligung hochrangiger Teilnehmer aus Forschung, Industrie und
Militär die besonderen operativen Rahmenbedingungen in Confined and
Shallow Waters bewertet und Lösungsansätze zur Unterstützung
spezifischer Operationen in CSW-Gebieten diskutiert.

Auch im Herbst 2009 ist wieder die Veranstaltung einer Konferenz
in Kiel zu den Arbeitsschwerpunkten des COE CSW geplant.

Bereits während der Aufstellung und Akkreditierung der
Dienststelle wurde mit der Arbeit an den für die NATO wichtigen
Themen begonnen, so dass bereits nach sehr kurzer Aufbauphase die
volle Arbeitsfähigkeit als multinationaler Expertenzentrum
hergestellt war und erste Ergebnisse den NATO-Arbeitsgruppen
vorgelegt werden konnten. Mit diesem "fliegenden Start" hat sich das
COE CSW exzellent in die NATO-Community eingeführt und wird nun als
vollwertiger Partner im Netzwerk der NATO-Kompetenzzentren und
Forschungseinrichtungen angesehen.

Autor: Fregattenkapitän Matthias Faermann

Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2

Pressekontakt:
Presse- und Informationszentrum Marine
Außenstelle Kiel
Hauptbootsmann Thomas Lerdo
Telefon: 04 31 - 3 84 - 14 11
E-Mail: thomaslerdo@bundeswehr.org


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