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Gila von Weitershausen: "Mit 40 sind die guten Kinorollen vorbei"

Geschrieben am 13-05-2009

München (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Die Schauspielerin (65) im Exklusiv-Interview mit Tele 5 über
ihren Ex-Lebensgefährten Louis Malle ('Atlantic City, USA', So., 17.
Mai, 00.00 Uhr auf Tele 5), den gemeinsamen Sohn (Produzent u. a. von
'Das Parfum' und 'Der Baader-Meinhof-Komplex') und ihren Wandel von
der Kino-Rebellin zur "Landarzt"-Gattin.

Tele 5: Frau von Weitershausen, wie haben Sie Louis Malle kennen
gelernt?

Gila von Weitershausen: Volker Schlöndorff, der ehemalige
Regieassistent von Louis Malle, hat mich bei 'Herzflimmern' für die
Rolle der jungen Prostituierten vorgeschlagen, mit der der
pubertierende Hauptdarsteller sein erstes sexuelles Abenteuer erlebt.
Ich fuhr also nach Paris und war wahnsinnig aufgeregt, eines meiner
Idole, Louis Malle, kennenzulernen. Als ich das Drehbuch aber gelesen
habe, war ich von meiner Rolle fürchterlich enttäuscht.

Wieso das?

Ich hatte ja mit 'Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg'
Karriere gemacht und ging als frivoles Engelchen durch die
Boulevardpresse, nur weil ich in einer Szene nackt aus der Badewanne
gestiegen bin. Dieses Image hatte ich eigentlich satt, und weil ich
in dem Louis-Malle-Film schon wieder hüllenlos zu sehen sein sollte,
habe ich die Rolle abgelehnt. Aber Louis hat mich überreden können,
denn er war ein guter Manipulator.

Wie haben Sie sich verliebt?

Wir haben uns während der Dreharbeiten richtig verliebt. Er war
ein wunderbarer Mann und großartiger Künstler.

Louis Malle galt als Provokateur und auch Sie hatten eine
rebellische Phase. Hat Sie das verbunden?

Uns hat die Zeit verbunden. Ich bin im Nachkriegsdeutschland
aufgewachsen, wo über die NS-Zeit nie gesprochen wurde. Dabei waren
die Nazis nicht alle weg, sondern noch in vielen wichtigen
gesellschaftlichen Stellungen aktiv. Dagegen hegte ich einen großen
Widerstand, ebenso gegen das Konservative und Spießig-Bürgerliche.
Die ganzen Verbote, auch sexueller Natur, widerstrebten mir. Man darf
nicht vergessen, dass ich zur ersten Generation zählte, die mit der
Pille lebte, weshalb auch die Angst vor ungewollten Kindern nicht
mehr so groß war. Ich bin dann früh von zuhause weg, auf die
Schauspielschule, gegen den Willen meiner Mutter. Bei Louis, der auch
aus dem großbürgerlichen Milieu kam, war es ähnlich: Ich weiß, dass
seine Eltern nicht unbedingt wollten, dass er eine Filmkarriere
anstrebte. Später waren sie dann aber glücklich über den Entschluss.

War Louis Malle auch ein Familienmensch?

Er war kurzfristig ein sehr intensiver Familienmensch, ein
zauberhafter Vater, aber seine erste Leidenschaft galt dem Film. Er
ist immer wieder weggegangen, um Filme zu machen, um Drehbücher zu
schreiben, hat sich also mir und dem Alltag oft entzogen. Mein
Eindruck war, dass er aufgrund seines Berufes nicht zu einer
längerfristigen Beziehung fähig war.

Ihr 1971 geborener Sohn Manuel Cuotemoc kam in Mexiko zur Welt.
Warum?

Louis hatte 'Viva Maria' in Mexiko gedreht und er mochte dieses
Land so sehr, dass er den Vorschlag machte, dorthin zu gehen. Wir
waren in Europa beide bekannt, stammten aus privaten Verhältnissen,
die nicht so ganz einfach waren. Im siebten Monat meiner
Schwangerschaft sind wir dann nach Mexiko geflogen und haben dort
gelebt. Wir wollten sogar noch durch Südamerika reisen, aber das Baby
hat uns ganz schnell beigebracht, dass man so was nicht machen kann.
So sind wir dann zurück nach Paris.

Wie kam es zu der Trennung von Louis Malle zwei Jahre später?

Ich geriet da in eine ganz große Abhängigkeit, die uns beiden
nicht bekommen ist. Ich wollte auch wieder arbeiten und merkte, dass
ich damit in Frankreich große Probleme hatte, auch wegen meines
deutschen Akzentes. Ich drehte danach zwar ein paar französische
Filme, aber erst nachdem ich mich aus der Beziehung von Louis befreit
hatte. Ich bin dann nach Deutschland zurück und habe wieder ganz
klein angefangen.

War Ihnen denn klar, dass Ihre Beziehung mit Louis Malle auf Dauer
wenig Bestand haben würde?

Überhaupt nicht. Ich war mit Mitte Zwanzig eigentlich noch ein
kleines Mädchen und dachte, ich hätte meinen Prinzen gefunden, zudem
noch in einem Regisseur, den ich bewunderte. Die Trennung von ihm war
eine Entwicklung, die ich machen musste und die größtenteils sehr
schmerzhaft war. Aber irgendwann konnte ich sie akzeptieren, auch
weil ich feststellte, dass Film sein großes Bedürfnis war und er
nicht anders leben konnte.

Wie verlief Ihre Rückkehr nach Deutschland?

Mein französischer Ausflug oder Höhenflug wurde mir in Deutschland
schon ein wenig übel genommen. So ergeht es aber vielen
Schauspielern, die ausbrechen oder einen anderen Weg einschlagen
wollen.

Fast zwanzig Jahre nach dem Engelchen im Kino waren Sie die Frau
vom Landarzt in der gleichnamigen TV-Serie. Hat Ihnen die neue heile
Welt nicht widerstrebt?

Die gute Zeit für Schauspielerinnen im Kino ist zwischen 30 und
40. Nun war ich Mitte der Achtziger Jahre eben über 40, da kamen
nicht mehr so viele aufregende Rollen. 'Die Schwarzwaldklinik' sagte
ich noch ab. Beim 'Landarzt' habe ich dann auch wegen der tollen
Besetzung mitgespielt. Zudem verdiente ich dabei das erste Mal im
Leben gutes Geld. Bis dahin war das immer ein Problem. Aber ich stehe
voll zu der Serie. Damit haben wir zwar eine kommerzielle, aber auch
sehr saubere Heile-Welt-Arbeit abgeliefert.

Ist das Fernsehen inzwischen härter geworden?

Auf jeden Fall, es gab damals kein Privatfernsehen, keinen
Quotendruck. Heute ist es großes Business. Serien wurden damals viel
aufwändiger produziert und nicht so zeitkonzentriert wie heute. Auch
Filme: Für einen 90-Minüter mit Peter Beauvais hatten wir 36
Drehtage, heutigen Produktionen stehen gerade mal 21 zur Verfügung.
Da muss man sich nicht fragen, wo die Qualität bleibt.

Sie haben wahnsinnig viel gespielt, aber noch nie eine
Kommissarin...

Das ist an mir vorbeigegangen. Ich habe die Chirurgin gespielt,
die Mörderin, die Nutte, die Bankerin, die Staatsanwältin, also alle
Rollen, die man sich vorstellen kann, aber die Kommissarin nie. Dabei
hätte ich das sehr gerne gemacht, ich bin auch richtig beleidigt
(lacht). Ich hätte sehr gerne mal unter meiner Jacke den Gurt mit der
Waffe getragen, den haben sie mir aber nie gegeben. Jetzt geht es
nicht mehr, denn als Kommissarin wäre ich ja schon pensioniert.

Sehen Sie sich Ihre Filme im Fernsehen oder Kino eigentlich an?

Direkt bei der Erstsendung oder Kinopremiere ungern. Ich möchte
mich dann am liebsten verstecken, weil ich mich immer ganz
schrecklich finde. Nach einer gewissen Zeit geht es besser, weil ich
den Blick dann auf den ganzen Film lenken kann und nicht nur auf
mich. Sonst denke ich nur, "Ich sehe da ganz furchtbar aus!", oder:
"Warum habe ich das nicht besser gespielt?"

Ihr Sohn hat unter anderem 'Der Baader Meinhof Komplex'
mitproduziert. Hat er Sie zu der Zeit befragt, die Sie ja direkt
erlebt haben?

Nein, aber ich hatte ihm vor Jahren das Buch von Stefan Aust
geschenkt. Insofern war er über die Zeit bestens informiert und
konnte auch gleich mit dem Drehbuch was anfangen. Ich habe meinem
Sohn immer Bücher über deutsche Literatur und Geschichte geschenkt,
damit er den Bezug zu dem Land nicht ganz verliert, weil er mit 16
Jahren relativ früh nach Amerika gegangen ist. Zu Deutschland hatte
er seitdem im Grunde nur noch dieses "Mutter"-Verhältnis. Deswegen
finde ich es ganz amüsant, dass er mit der Constantin zwei Filme
gemacht hat und offenbar doch noch einen anderen Bezug hat.

Führt er denn auch noch Regie?

Scheinbar fällt ihm das Produzieren leichter. Außerdem hat er mit
der 'Nouvelles Éditions de Films' die Produktionsfirma von Louis
übernommen und mit ihr das Werk seines Vaters wunderbar restauriert.
Louis hat immer gedacht, dass er nichts für die Ewigkeit macht, weil
das Filmmaterial irgendwann verfällt. Von daher bin ich sehr stolz,
dass Manuel dieses Erbe bewahrt. Aber ich finde es auch schade, dass
er keine Regie mehr macht.

Sie haben selbst mal bei ihm gespielt...

In seinem allerersten Kurzfilm an der Filmhochschule in New York.
Da war ich unheimlich nervös, ich glaube, ich war selten so aufgeregt
wie unter der Regie meines Sohnes.

Und wie hat er sie behandelt?

Er war ganz zauberhaft. Statt "Action!" sagte er zu mir immer nur:
"Bitte, Mutter!"

Interview: Steffen Wulf

Textrechte: ©Presse Tele 5, Verwertung (auch auszugsweise)
honorarfrei nur bei aktuellem Programmhinweis auf Tele 5 und bei
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Tele 5. Der Spielfilmsender

Originaltext: Tele 5
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Pressekontakt:
Steffen Wulf, Michaela Simon
Tel. 089-649568-174/-176, Fax. -119, E-Mail: presse@tele5.de


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