Börsen-Zeitung: Kaputtsanierung, Kommentar zu den harschen WestLB-Auflagen der Europäischen Kommission von Bernd Wittkowski
Geschrieben am 12-05-2009 |
Frankfurt (ots) - Entzug und gegebenenfalls Strafe müssen bei Drogensucht sein. Das gilt im übertragenen Sinne auch für Banken, die - wie ein früherer Landesbank-Chef einmal sagte - süchtig sind nach der "Droge Staatsgarantie". Hier wiederum besteht prinzipiell kein Unterschied zwischen den seit 2005 verbotenen Rauschgiften Anstaltslast und Gewährträgerhaftung für öffentlich-rechtliche Institute und den Nadeln, an denen in der Zeit der Finanzkrise keineswegs nur deutsche Landesbanken hängen, sondern weltweit mindestens die halbe (einst) private Bankenschickeria - von Citi über Commerzbank und Hypo Real Estate bis hin zu Royal Bank of Scotland oder UBS. Insofern ist es grundsätzlich in Ordnung, wenn die Europäische Kommission bei Drogenkonsum begleitend zur Entziehungskur Sanktionen verhängt, die es Abhängigen erleichtern sollen, dauerhaft ohne Suchtmittel auszukommen.
Doch die aktuellen Fälle Commerzbank und WestLB zeigen, dass es der Behörde an therapeutischer Kompetenz gebricht. Im Vordergrund steht eindeutig nicht Heilung, sondern Strafe, und dabei ist Brüssel obendrein die Vergeltung weit wichtiger als die Resozialisierung. Bestraft werden zudem nicht nur die Banken, sondern indirekt auch deren Kunden und womöglich ganze Volkswirtschaften.
Mal abgesehen davon, dass es wohlfeil ist, den Verkauf von Töchtern in einer Zeit zu oktroyieren, in der kaum jemand auf die Schnapsidee kommen wird, Geld in eine Bank zu investieren: Commerzbank und WestLB sollen ihre Bilanzsummen drastisch zurückfahren - während die deutsche Wirtschaft schon jetzt über eine Kreditklemme lamentiert, Auslandsbanken sich teilweise vom hiesigen Markt zurückziehen und Banken aller Rechtsformen bei fortschreitender Konsolidierung bald zunehmend an Großkreditgrenzen stoßen werden. Wer soll die Industrie künftig noch finanzieren? Vielleicht der Staat? Zugleich sollen die Banken sich auch von prosperierenden Aktivitäten trennen (so z.B. die WestLB von der WestImmo), also auf Ertragspotenzial in der drogenfreien Zukunft verzichten. Und zu allem Überfluss werden EU-Banken noch im internationalen Wettbewerb benachteiligt, weil die USA oder die Schweiz nicht im Traum daran denken, ihren Instituten vergleichbare Auflagen zu machen. Das läuft also auf Kaputtsanierung hinaus. Etwa so, als ob man Rauschgiftsüchtigen auf Entzug auch noch das Essen oder Trinken verbieten würde.
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de Telefon: 069--2732-0
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
202698
weitere Artikel:
- Rheinische Post: WestLB-Atempause Düsseldorf (ots) - Die EU-Kommission hat der WestLB eine Gnadenfrist gesetzt. Sie genehmigte endgültig die milliardenschwere Rettung aus dem vergangenen Jahr, ohne die es die WestLB schon heute nicht mehr gäbe. Und sie verlangt von den Eigentümern, dass sie die Bank bis 2011 verkaufen, ohne einen privaten Käufer vorzuschreiben. Die Vorgabe, einen privaten Investor zu finden, hätte das Aus für die Düsseldorfer bedeutet. Wer sollte eine Bank kaufen, deren Geschäftsmodell nicht überzeugt und die bereits weitere Milliarden-Garantien für riskante mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Volkswagen / Porsche Osnabrück (ots) - Niedersachsen als Sieger Welch ein Wandel! Vor Kurzem noch sah alles danach aus, als würde Porsche mit einem wuchtigen Angriff VW übernehmen und dem Einfluss des Landes Niedersachsen in harscher Form ein Ende setzen. Doch jetzt hat sich das Blatt total gedreht. Es war schon demonstrativ, wie der mächtige Ferdinand Piëch jetzt - mit Betriebsräten und Gesandten der Regierung in Hannover im Schlepptau - auf Sardinien aufkreuzte und Porsche in die Schranken wies. Die Ansage lautete klipp und klar: Die Musik beim künftigen mehr...
- Rheinische Post: Berthold Beitz schlichtet Streit bei ThyssenKrupp Düsseldorf (ots) - Im Streit um die künftige Struktur von ThyssenKrupp haben die Konfliktparteien nach Informationen der Rheinischen Post (Mittwochausgabe) Berthold Beitz um Schlichtung gebeten. Der 95-jährige "Übervater" des Dax-Konzerns, der nach dem Krieg den Krupp-Konzern neu aufgebaut hat und bis heute indirekt den größten Block der ThyssenKrupp-Stimmrechte kontrolliert, konnte die zuletzt heftig zerstrittene Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite des Mischkonzerns in der Nacht zu Dienstag versöhnen. Im Anschluss an die heutige Sitzung mehr...
- WAZ: Verdi-Chef Bsirske fordert Staatshilfe für Karstadt Essen (ots) - Verdi-Chef Frank Bsirske hat den Staat aufgefordert, die angeschlagene Kaufhauskette Karstadt nicht pleite gehen zu lassen. "Der Staat sollte Karstadt helfen, zumindest mit Bürgschaften", sagte Bsirske der WAZ-Gruppe (Mittwochausgabe). Arcandor hatte nach WAZ-Informationen beim Deutschlandfonds eine Bürgschaft beantragt. Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hält eine Bürgschaft für erforderlich. Der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft kritisiert beim Deutschlandfonds eine Fixierung der Politik auf die Industrie. mehr...
- Rheinische Post: Metro wechselt Werbeslogan: "Made to trade" Düsseldorf (ots) - Düsseldorf Der Handelskonzern Metro wechselt seinen Werbeslogan. "Zum Handeln geschaffen", lautet der neue Werbespruch, denn das Unternehmen heute auf der Hauptversammlung in Düsseldorf vorstellen will. Das berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Mittwochausgabe) unter Berufung auf Unternehmenskreise. In den Auslandsmärkten setzt der Konzern auf die englische Variante "made to trade". Dieser Spruch soll den alten Slogan "spirit of commerce" ersetzen, den die Metro-Gruppe seit 2002 verwendet hat. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|