(Registrieren)

WAZ: Poker um Opel - Zwei Bieter sind besser als kein Bieter - Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 05-05-2009

Essen (ots) - Nun ist Opel zum Gegenstand eines handfesten
Pokerspiels zwischen zwei bisher bekannten Bietern geworden. Fiat und
der österreichisch-kanadischen Zulieferer-Konzern Magna wittern die
Chance in der Krise. Auch wenn das für die Opelaner ein weiteres
Wechselbad der Gefühle bedeutet - zwei Bieter sind besser als kein
Bieter. Insofern haben die dunklen Wolken am Horizont in den
vergangenen Wochen Stück für Stück den Blick freigegeben für eine
Zukunft des traditionsreichen Autobauers. Bloß welche?

Zum besseren Durchblick gehört allerdings die Analyse: Die
möglichen Investoren, die selbst von der Strukturkrise im Autobau
hart getroffen sind, haben auch deshalb ein Interesse an dem
Hersteller, weil der Preis für Opel günstig ist, weil die Regierungen
bereit sind, mit einer Milliarden schweren Mitgift in Form von
Bürgschaften auszuhelfen. So etwas kann auch Heiratsschwindler
locken.

Fiat-Boss Sergio Marchionne, dem angesichts der ähnlichen
Produktpalette von Fiat und Opel die Vorbehalte der Betriebsräte und
der Ministerpräsidenten als Standortbewahrer entgegenschlagen, hat
einen ersten Vertrauenstest verloren. Erst stellt er, so sagt es
jedenfalls der Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg, das Werk in
Kaiserslautern zur Disposition, dann rudert er via Bild-Zeitung
zurück. Das passt nicht ganz zum selbstbewussten Auftreten des
Managers, der zu Verhandlungen im blauen Pullover einem Maserati
Quattroporte entsteigt - ein tolles Auto, aber auch ein
Ausrufezeichen. Dem ein Fragezeichen folgt: aus fünf bis sieben
Milliarden Euro Bürgschaften vom europäischen Steuerzahler, 6,6
Milliarden Euro Schulden der Italiener sowie Fiat, Chrysler und Opel
soll ein Weltkonzern im Autobau entstehen?

Bundesregierung und Landesregierungen sind gut beraten, auf der
Hut zu sein, die Entscheidung über den Partner dem Mutterkonzern
General Motors zu überlassen und darauf zu dringen, dass die
Arbeitnehmervertreter ihre starke Rolle behalten. Gerade bei Opel in
Deutschland haben Betriebsräte für mehr Kontinuität gesorgt als das
Management. Und natürlich ist auch den Betriebsräten klar, was es
heißt, einen Autobauer retten zu wollen, der mit seinen Fabriken und
Belegschaften 30 Prozent mehr Autos bauen könnte als er verkauft.
Aber nur so kann es der Politik gelingen, den Spagat auszuhalten
zwischen dem betriebswirtschaftlich notwendigen Abbau von Stellen und
der kaum vermittelbaren Tatsache, dass dafür Steuergeld herhalten
muss.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

201182

weitere Artikel:
  • New CEO and new Chairman of the Supervisory Board appointed at Eurofighter GmbH Hallbergmoos (ots) - - Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - The Shareholder representatives of the Eurofighter consortium appointed with effect from 1st May 2009 Bernhard Gerwert as the Chairman of the Supervisory Board and Enzo Casolini as the new CEO of Eurofighter GmbH. Mr. Casolini takes over from Aloysius Rauen, who left the company on 30th April. Bernhard Gerwert, born in 1953, is presently CEO of Military Air Systems, a Business Unit of EADS Defence & Security mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Hypo Real Estate Bielefeld (ots) - »Squeeze out«, also der den Minderheitsaktionären auferlegte Zwangsverkauf ihrer Aktien, ist eine inzwischen auch in Deutschland etablierte Form der Enteignung. Nur profitiert normalerweise nicht der Staat, sondern ein privater Mehrheitsaktionär. Es sieht so aus, als könnte sich die Bundesregierung bei der Hypo Real Estate auf dem Wege über eine Mehrheit auf der Hauptversammlung und einseitige Kapitalerhöhung mit folgendem »Squeeze out« vergleichsweise gut aus der Affäre ziehen. Das böse Wort von der »Zwangsverstaatlichung«, mehr...

  • WAZ: Bsirske attackiert Postchef Appel Essen (ots) - Verdi-Chef Frank Bsirske hat die Forderungen von Postchef Frank Appel nach längeren Arbeitszeiten und Lohnverzicht für Briefträger scharf zurückgewiesen. Unter Verweis auf bestehende Tarifverträge sagte er der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Mittwochausgabe): "Das, was Herr Appel fordert, entbehrt tariflich jeder Grundlage. Es ist auch in keiner Weise gerechtfertigt, schließlich ist das Briefgeschäft nach wie vor der größte Profitbringer für die Post." Weiter sagte er: "Die Arbeitszeit zu verlängern, hieße, die Arbeitsplätze mehr...

  • Börsen-Zeitung: Adidas war zu optimistisch, Kommentar von Björn Godenrath zum Quartalsergebnis des Sportartikelkonzerns Frankfurt (ots) - Jahrelang auf Rekordkurs, hat der Sportartikelkonzern Adidas nun einen herben Dämpfer hinnehmen müssen. Höhere Beschaffungskosten, Aufwendungen für den Konzernumbau sowie Währungseffekte haben den Konzerngewinn im ersten Jahresviertel um 97% einbrechen lassen. Von Währungseffekten hat Adidas lange profitiert, nun schlägt das Pendel in die andere Richtung. Das Management kann da nicht viel machen, gibt es doch - auch mit Blick auf die Hedgingkosten - nur eingeschränkt Absicherungsmöglichkeiten. Die Marktteilnehmer mehr...

  • Mobile Freshness Holding - Strategische Übernahme einer Internet-Plattform Zürich (ots) - Der Vorstand der Mobile Freshness Holding (MFH) hat bekannt gegeben, dass sich die MFH an der innovativen Internet-Plattform 2bfound® ( www.2bfound.de ) beteiligt hat. Der Deal, der letzte Woche perfekt gemacht wurde, sieht vor, dass die MFH das gesamte Aktienkapital der Empredia AG mit Sitz in Zürich übernimmt. Die Empredia AG ist die bisherige Betreiberin der Internet-Plattform, die ab sofort von der 2bfound® GmbH übernommen wird. 2bfound® ist eine neuartige Online-Suchmaschine, die das schnelle Finden von Unternehmen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht