(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Kommentar - Warum ausgerechnet Fiat Opel helfen könnte

Geschrieben am 04-05-2009

Berlin (ots) - Ja, daran werden wir uns auch noch gewöhnen müssen.
Dass unsere, natürlich überaus fundierten, Vorurteile nicht mehr so
recht taugen für die Blaupausen der Zukunft. Es ändert sich da gerade
ein bisschen was in der Welt.
Fiat, zum Beispiel, genau: diese sogenannten Autofabrikanten aus dem
Land der Pizzabäcker, Spaghettiköche und merkwürdigen
Regierungschefs. Die mit den untermotorisierten Rostlauben und einem
Kleinwagen namens 500, der allenfalls aussieht wie 50-einhalb. Ja,
ausgerechnet dieses italienische Unternehmen könnte eine Aufgabe
bewältigen, an der unser deutscher Daimler gescheitert ist. Chrysler
hat Mercedes an den Rand des Ruins gebracht. Jetzt übernimmt Fiat.
Und Opel - unseren guten, alten Opel, Papas Wagen - den wollen sie
auch. Fiat! Das muss man erst mal verkraften.
Ernsthaft: Es liegt im Interesse unseres Landes, unserer
Arbeitnehmer, dass die Bundesregierung, dass auch das Unternehmen
Opel sich eben nicht von den gut gepflegten Klischees der
Vergangenheit beeindrucken lassen, sondern die Papiere intensiv
prüft, die die Turiner Konzernchefs gestern in Berlin vorgelegt
haben. Trotz oder gerade auch wegen der darin enthaltenen Härten wie
der möglichen Aufgabe des Standorts Kaiserslautern: Es deutet einiges
darauf hin, dass die Perspektiven der Rüsselsheimer Traditionsmarke
unter Fiats Fittichen besser sein könnten als unter denen eines
kanadischen Zulieferers oder auch eines Finanzinvestors.
Dafür spricht zum Beispiel die Einschätzung vieler Experten, dass die
massenhafte Herstellung von Automobilen künftig ökonomisch nur noch
ab einer Stückzahl von fünf, vielleicht sechs Millionen Fahrzeugen im
Jahr zu gewährleisten ist. Dafür spricht auch, dass sich die
Produktpaletten der beiden Unternehmen ganz geschmeidig aufeinander
einstellen ließen. Fiat für die Kleinwagen, Opel für die
Mittelklasse, eines Tages vielleicht auch für höhere Ansprüche, mit
einem neuen Opel "Kapitän" zum Beispiel oder einem "Diplomat". Dafür
spricht außerdem, dass mit dem dritten Partner Chrysler auch große
Märkte außerhalb Europas bespielt werden könnten. Nicht zuletzt:
Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise, angesichts der sich in
deren Folge abzeichnenden, sehr harten Verteilungskämpfe sind die
Europäer insgesamt, aber eben gerade auch die hier verwurzelten
Konzerne, gehalten, alte Ressentiments beiseitezuschieben und viel
stärker als bisher zusammenzuarbeiten.
Andererseits, und auch das muss die Bundesregierung - aller
Wahlkampfverlockung und aller Pflicht zum Arbeitsplatzerhalt zum
Trotz - sorgfältig wägen: Die Rettung der Opel AG darf am Ende,
unterm Strich und bei Einrechnung aller Folgekosten der Alternative
Insolvenz, nicht zulasten der Steuerzahler gehen. Staatliche Hilfen,
sei es in Form von Bürgschaften oder anderer Wettbewerbsvorteile,
kann und darf es nur geben, wenn damit belastbare Vorteile wie
dauerhafte Arbeitsplatzgarantien und damit auch Steuereinnahmen
hierzulande verbunden sind.
Das mag man für typisch deutsches Sicherheitsdenken halten, es bleibt
aber richtig. Auch in neuen Zeiten.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

200893

weitere Artikel:
  • Börsen-Zeitung: Größe ist nicht alles, Kommentar von Giovanni Binetti zu Fiats Fusionsambitionen Frankfurt (ots) - Italien jubelt. Fiat will Volkswagen als weltweite Nummer 2 der Autobranche herausfordern. Möglich machen soll das eine Fusion mit Opel und dem neuen Partner Chrysler. Konzernchef Sergio Marchionne legt ein sehr hohes Tempo vor und gibt sich nicht mit Kleinkram zufrieden. Ob das wirklich ein Grund zum Jubeln ist, sei einmal dahingestellt. Möglicherweise ist es auch Verzweiflung, die Fiat zu einer riskanten Expansion treibt. Schließlich hat Marchionne selbst festgestellt, dass Fiat zu klein zum Überleben ist. Der Konzern mehr...

  • Rheinische Post: Fiat besser als sein Ruf Düsseldorf (ots) - Kommentar von Antje Höning Von Taktik versteht Fiat-Chef Sergio Marchionne nicht viel. Ausgerechnet mit dem Satz, eine Fusion von Opel und Fiat wäre eine "im Himmel geschlossenene Hochzeit", empfahl er sich seinen Gesprächspartnern in Berlin. Das wäre eigentlich ein Grund für die Regierung, Fiat gleich abblitzen lassen. Von himmlischen Hochzeiten haben die Deutschen nach der gescheiterten Ehe von Daimler und Chrysler genug. Auch die Opel-Belegschaft hält nichts von Fiat, weil sie starken Stellenabbau befürchtet. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Opel / Fiat Osnabrück (ots) - Botschaft aus Turin Alarm in Kaiserslautern, 3490 Arbeitsplätze bei Opel sind in Gefahr. Fiat-Chef Sergio Marchionne brachte gestern aus Turin diese Hiobsbotschaft mit nach Berlin, als er dort seine Pläne für eine Beteiligung an Opel und seine Visionen von einem der größten Autokonzerne der Welt präsentierte. Die Befürchtungen der Opelaner scheinen sich also zu bestätigen. Allerdings werden auch die Italiener mit sich handeln lassen. Und dass ein wie auch immer geartetes Weiterbestehen der Opel-Fabriken in Europa mehr...

  • WAZ: Bochumer Opel-Betriebsrat äußert sich skeptisch zu Fiat-Plänen Essen (ots) - Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel hat zurückhaltend auf die Präsentation von Fiat-Chef Sergio Marchionne in Berlin reagiert. "Unsere Skepsis ist noch nicht ausgeräumt", sagte Einenkel der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagausgabe). "Entscheidende Fragen bleiben ungeklärt", erklärte Einenkel. Der Betriebsrat kritisierte, dass der Fiat-Chef die Motorenfertigung im Werk Kaiserslautern infrage stelle. Einenkel warnte, auch in Bochum seien rund 600 Arbeitsplätze abhängig von der mehr...

  • Thomson Reuters setzt die ABSNet(TM)-Cashflow-Library von Lewtan ein Waltham, Massachusetts (ots/PRNewswire) - Lewtan Technologies, Inc., Anbieter von ABSNet, der branchenführenden Quelle für Überwachungsdaten von forderungsbesicherten Wertpapieren sowie Analysen, Software und Informationen die weltweite Forderungsverbriefungsbranche, gab heute bekannt, dass Thomson Reuters die ABSNet-Cashflow-Library des Unternehmens zum Ausbau seines Bewertungsrisiko-Dienstleistungsangebots einsetzen wird. Kunden von Thomson Reuters erhalten so ergänzende Informationen über strukturierte Finanzinstrumente in Europa, was mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht