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Deutsche Marine - Pressemeldung (Reportage): Mit einem blauen Herzen dabei - ein Hamburger und ein Sachse bei den Marineschutzkräften

Geschrieben am 30-04-2009

Glücksburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Putlos / Eckernförde - Als am 29. März dieses Jahres Piraten am
Horn von Afrika das Tankschiff "Spessart" der Deutschen Marine
angriffen und mit Handfeuerwaffen beschossen, erlebten die Seeräuber
unerwartet Gegenwehr. An Bord des Schiffs befanden sich Soldaten der
Marineschutzkräfte. Sie erwiderten das Feuer und schlugen die Piraten
in die Flucht. "Das ist eine der Aufgaben unserer Männer und Frauen",
sagt Korvettenkapitän Thomas Schorn. Der 45-Jährige ist Kommandeur
der Marineschutzkräfte (MSK) aus Eckernförde. Schorn ist Berufssoldat
und befehligt ein Bataillon mit rund 500 Soldaten "in fleckgetarnten
Uniformen aber mit blauem Herz", sagt er. Damit stellt er heraus,
dass seine Soldaten Marineangehörige sind. Dieser Umstand sei
außerhalb der Marine noch viel zu wenig bekannt. "Die MSK in der
heutigen Form gibt es seit dem 1. April 2005. Wir sind aus dem
Glückstädter Marinesicherungsbataillon 1 hervorgegangen und haben uns
für die neuen Aufgaben spezialisiert." Dazu gehören vor allem der
Schutz von Hafenanlagen, sogenannten logistischen Abstützpunkten und
Schiffen in den Einsatzgebieten. "Von unseren vollausgebildeten
Soldaten sind zurzeit mehr als 75 Prozent im Einsatz. Wer unsere
fordernde Ausbildung besteht, kommt mit sehr großer
Wahrscheinlichkeit in einen solchen Einsatz", sagt Schorn. Das sei
besonders für Grundwehrdienstleistende (GWDL) interessant, die
freiwillig längeren Wehrdienst bis zu 23 Monate leisten, um in den
Einsatz gehen zu dürfen, denn der normale GWDL darf und wird nicht in
den Einsatz geschickt. "Wir sind der Marineverband mit dem höchsten
Anteil an Grundwehrdienstleistenden, aber auch mit einer der höchsten
Weiterverpflichtungsquoten", stellt Schorn heraus.

Hamburger ist Gruppenführer bei den MSK

Ende März verbrachte das Bataillon zwei Wochen auf dem
Truppenübungsplatz in Putlos an der Ostsee. Dort finden die
Marineinfanteristen ideale Bedingungen für ihre Ausbildung vor. Der
Hamburger Andreas Lütge ist Gruppenführer der MSK und somit
Vorgesetzter von acht jungen Männern. Der 27-Jährige sagt: "Zuerst
bin ich bei den Fernspähern des Heeres am Bodensee gewesen. Ich
wusste damals gar nicht, dass es die Marineschutzkräfte gibt.
Aufgrund einer Verletzung musste ich mich umorientieren und fand
Anfang 2007 meine militärische Heimat in der Nähe meiner Heimat.
Jetzt bin ich nur noch 130 Kilometer von Hamburg entfernt stationiert
und komme fast jedes Wochenende nach Hause. Als Hanseat fühle ich
mich in der maritimen Umgebung sehr wohl."

Besondere Kopfbedeckung: ein Barett

Lütge stand Ende März kurz vor seiner Beförderung zum Bootsmann.
Dazu absolvierte er in Plön den Maaten- und den Bootsmannslehrgang -
insgesamt sechs Monate und zusätzlich den sechsmonatigen
Gruppenführerlehrgang für die Verwendungsreihe 76. Die Männer und
Frauen dieser Verwendungsreihe tragen nach außen hin sichtbar eine
besondere Kopfbedeckung: Ein marineblaues Barett mit einem goldenen
Abzeichen. Darauf zu sehen sind zwei gekreuzte Gewehre über einem
Anker im Eichenlaubkranz. Fast alle anderen Marineangehörigen tragen
marineblaue Schiffchen zu ihrem Gefechtsanzug. Das bringt den Männern
und Frauen der MSK einen gewissen Waffenstolz und ein besonderes
Zusammengehörigkeitsgefühl. Lütge ist auch wegen dieses Teamgeistes
sehr gerne Marineinfanterist. Der gelernte Industriekaufmann mag die
klaren militärischen Führungsstrukturen. Doch auch das menschliche
Miteinander sei in der Marineinfanterie sehr ausgeprägt. Er sagt:
"Ich bin neben den dienstlichen Dingen auch für die privaten Sorgen
der erste Ansprechpartner meiner Soldaten. Ich helfe wo es geht und
stehe meinen Männern bei."

Verantwortlich für Vollausbildung

In Putlos führt Lütge seine Soldaten im Gefechtsdienst und
trainiert sie in der sicheren Handhabung der Handwaffen. Das ist das
Handwerkszeug der 76er. Das müssen sie beherrschen. Das erlernen sie
in der sechs Monate dauernden Vollausbildung, die sich direkt an die
dreimonatige Grundausbildung anschließt. Der Hamburger ist persönlich
verantwortlich, dass seine Männer ihr Handwerkszeug beherrschen. Im
Einsatz muss sich jeder auf den anderen verlassen können, davon kann
die Sicherheit der ganzen Gruppe abhängen. Deshalb ist die
Handwaffenausbildung ein Sperrfach in der sogenannten
Einzelschützenprüfung die zwei Tage dauert. Nur wer die
"Einzelschützenprüfung Alpha" besteht, also einsatzbereit ist, darf
in einen Auslandseinsatz gehen.

Internationale Regeln müssen beachtet werden

Deshalb trainieren die Soldaten auch den Bau und den Betrieb von
sogenannten Check Points, das Festsetzen und Durchsuchen von Personen
und die praktische Anwendung internationaler Regeln für die
Auslandseinsätze im Gefecht. Diese Rules Of Engagement (ROE) müssen
sitzen. Fehler dürfen in einem Gefechtsszenarium nicht passieren.
Deshalb wird auf den Schießplätzen in Putlos genau das geübt. "Die
Gruppenführer leiten ihre Gruppe beim scharfen Schuss. Gegner, die
sich ergeben oder weglaufen, dürfen nicht mehr bekämpft werden.
Unbewaffnete, Frauen, Kinder und Geistliche sowie Sanitäter sind
durch die ROE geschützt. Das ist in einem Gefecht mit Rauchwolken
nicht immer auf den ersten Blick auseinander zu halten", sagt
MSK-Kommandeur Schorn. Den Soldaten drohen bei schweren Verstößen
gegen diese Regeln in einem Auslandseinsatz strafrechtliche
Konsequenzen. Deshalb sind auch die ROE Sperrfach bei der
Einzelschützenprüfung und sie werden immer wieder gelernt, trainiert
und in allen möglichen Übungsszenarien abgeprüft.

Sachse führt Schießkladde auf dem Schießstand

An einem Schießstand auf dem Truppenübungsplatz sitzt in einer
kleinen Holzhütte der 19-jährige Sachse Felix Hesse aus Bautzen. Er
führt die Schießkladde der Einheit und trägt in das grüne DIN-A4-Buch
jede ausgegebene Patrone, jeden verschossenen Schuss und die
Schießergebnisse seiner Kameraden ein - akribisch mit deutscher
Gründlichkeit. Am Ende des Schießtages dürfen keine Differenzen
auftreten, keine Patrone darf fehlen. Die Schießergebnisse sind
Grundlage für die Verleihung von Leitungsabzeichen oder der begehrten
Schützenschnur. Streichungen und Änderungen werden gesondert vermerkt
und von einem Offizier abgezeichnet. Hesse ist
Grundwehrdienstleistender und beendet im April seine neun Monate
dauernde Dienstzeit. "Ich arbeite bei den MSK im Geschäftszimmer.
Deshalb führe ich hier draußen die Schießkladde", sagt er.

Bei Marine Freunde gefunden

Seine Grundausbildung absolvierte der Abiturient in Parow bei
Stralsund an der Marinetechnikschule. Er ist einer der wenigen Männer
und Frauen der MSK, die keine 76er sind. "Ich gehöre der
Verwendungsreihe 61 Stabsdienst an, bin aber sehr gerne bei den MSK",
sagt Hesse. Vor seiner Versetzung nach Eckernförde wusste er nicht,
das es Marineschutzkräfte überhaupt gibt. Viele seiner Freunde in der
sächsischen Heimat leisten ihren Grundwehrdienst beim Heer. "Die
Unterschiede sind offensichtlich enorm, obwohl das Aufgabenspektrum
augenscheinlich ähnlich ist. Wenn ich mich mit meinen Freunden
unterhalte, stelle ich immer wieder fest, wie interessant die Marine
ist. Ich habe schon Schiffe besucht, bin am Meer stationiert, wo
andere Menschen Urlaub machen und die Marine hat ihre eigenen
Begriffe. Besonders schön ist es, wenn ich in meiner Matrosenuniform
im Zug nach Bautzen fahre, dann werde ich immer von fremden Menschen
nur sehr nett angesprochen, führe interessante Gespräche mit ihnen.
Das macht mich stolz." Die Entfernung zur Heimat sei jedoch vor allem
für seine Mutter eine Belastung. "Ich fahre öfter mal nur alle zwei
Monate nach Hause. Dafür bin ich mit meinen Kameraden unterwegs und
entdecke Norddeutschland. Wir haben Spaß und amüsieren uns in unserer
Freizeit. Dadurch sind viele Freundschaften entstanden." Nach seiner
Dienstzeit will der Obergefreite in Dresden Verkehrsingenieurwesen
studieren oder Pilot bei der Lufthansa werden. Für sein ziviles Leben
habe er von der Marine und den MSK viel mitgenommen. "Ich habe hier
vor allem Ordnung, Disziplin und Teamfähigkeit gelernt. Wenn man mit
zwei Leuten auf einer Stube lebt, geht das nicht ohne Kompromisse",
dann schmunzelt er und fügt hinzu, "und zu Hause finden meine
Freunde, dass ich mir bereits viele Dinge vom Wessi-Akzent angeeignet
hätte. Norddeutschland färbt halt ab."

Autor: Detlef Struckhof, Presse- und Informationszentrum Marine
Fotos: Florian Mitschka und MSK Eckernförder, Deutsche Marine

Weitere Informationen rund um die Marineeinsätze und das oben
genannte Thema finden Sie in unserem Internetportal www.marine.de.

Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2

Pressekontakt:
Presse- und Informationszentrum Marine
Stabsbootsmann Detlef Struckhof
Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 / 44 00
E-Mail: piz@marine.de
Fotoredaktion Marine: 0 46 31 - 6 66 - 44 32


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