(Registrieren)

Deutsche Marine - Pressemeldung: Gehört zum Einsatz dazu - Die psychologische Betreuung in der deutschen Flotte

Geschrieben am 06-04-2009

Glücksburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Glücksburg - Seefahrt und fordernde Einsätze stellen eine
besondere Belastung für unsere Marinesoldaten dar. Allein im Jahr
2008 waren die Schiffe und Boote der Deutschen Marine rund 8.700 Tage
im weltweiten Einsatz. 896 Männer und Frauen der kleinsten
Teilstreitkraft der Bundeswehr nahmen an der "Operation Enduring
Freedom (OEF)", der "Operation Active Endeavour (OAE)", der
UN-Mission "United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL)" sowie
der EU-Operation "Atalanta" teil. Was kaum einer weiß: Marinesoldaten
stehen auch in klassischen Landeinsätzen, zum Beispiel am Hindukusch
in Afghanistan. Auch in den Feldlagern im Kosovo oder in Bosnien und
Herzegowina arbeiten Marineangehörige neben Luftwaffen- und
Heereskameraden. Sie sind äußerlich nur an den goldfarbenen
Rangabzeichen zu erkennen, denn sie tragen ansonsten die gleichen
fleckgetarnten Uniformen. Der Anteil der Marine an den
Auslandseinsätzen der Bundeswehr lag im vergangenen Jahr bei 13,3
Prozent. Alle diese Einsätze dauern für den einzelnen Soldaten oft
mehrere Monate. Die Deutsche Marine kümmert sich intensiv um eine
gute psychologische Betreuung ihrer Soldaten. Für die rund 11.700
Männer und Frauen der Flotte stehen drei Truppenpsychologen rund um
die Uhr zur Verfügung. "Mein Terminkalender ist voll. Mein Tag könnte
48 Stunden haben", sagt Carsten Reil (50), leitender
Truppenpsychologe der Flotte.

Frühzeitige Informationen bereits vor einem Einsatz

Die Vorbereitung der Soldaten auf einen Auslandseinsatz sieht im
einzelnen so aus: Bevor Schiffe oder auch Flugzeuge ins Einsatzgebiet
verlegen, werden die Besatzungen realitätsnah ausgebildet. Die
Mannschaft arbeitet dabei als Team und wächst zusammen. Den Großteil
der Seefahrtzeit verbringen Marinesoldaten mit der Ausbildung oder
dem Training von Fähigkeiten. Die Vorbereitung auf einen Einsatz
dauert meist länger als der tatsächliche Einsatz. Dadurch wird
gewährleistet, dass die Soldaten mental und fachlich optimal auf
ihren Einsatz vorbereitet sind. Eine gute Ausbildung bedeutet im
Ergebnis weniger Stress.

Vor der eigentlichen Seefahrt ins Einsatzgebiet werden die
Marinesoldaten zunächst von den drei Truppenpsychologen der Flotte
auf ihre Mission vorbereitet. In Seminaren werden die Männer und
Frauen über besondere Belastungen und Stressfaktoren informiert. Sie
erfahren unter anderem etwas über einsatzbedingte Veränderungen. Sie
lernen, wie sie Symptome der sogenannten Posttraumatischen
Belastungsstörung (PTBS) erkennen. Ihnen wird aufgezeigt, an wen sie
sich im Falle von auftretenden psychischen Problemen jederzeit
vertrauensvoll wenden können. "Noch nicht jeder Soldat weiß um die
Betreuungsmöglichkeiten, die ihnen der Dienstherr anbietet", stellt
der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, in
seinem aktuellen Jahresbericht fest. Er sagt: "Über das psychosoziale
Netzwerk mit seinen Angeboten sollte nach meinen Erkenntnissen noch
stärker aufgeklärt werden."

Die Soldaten werden sensibilisiert

"Zeitweise machen wir auch Einsatzbegleitung. Und wenn ein Schiff,
wie kürzlich die Fregatte Karlsruhe von der Operation Atalanta
zurückkehrt, begleitet die Kollegin aus der Einsatzflottille 2 die
Rückkehrer mit Gesprächen", sagt Reil. Bereits auf der Rückfahrt nach
Deutschland stieg sie zu und begann mit ihrer Betreuungsarbeit.
Dieser Ablauf ist festgeschrieben - es gibt einen entsprechenden
Befehl der Flotte. Darin ist auch geregelt, dass den Besatzungen ein
sogenanntes Einsatznachbereitungsseminar angeboten wird. "Diese
Seminare finden in der Regel sechs bis acht Wochen nach dem Einsatz
statt. Dort wird natürlich ein großes Augenmerk auf die besonderen
Belastungen und Beanspruchungen gelegt, die die Männer und Frauen im
Einsatz erlebt haben. Wer bei sich Veränderungen oder Symptome einer
PTBS festgestellt hat, bekommt gesagt, an wen er sich wenden kann",
so der diplomierte Psychologe und Psychotherapeut Reil. Dazu gehören
zuerst der Schiffs- oder Truppenarzt. Diese überweisen die Soldaten
an die psychiatrische und psychotherapeutische Ambulanz in einem
Bundeswehrkrankenhaus. Das sind Ambulanzen, die sich auf
psychiatrische, psychologische und psychotherapeutische Behandlungen
spezialisiert haben. In gründlichen Untersuchungen wird festgestellt,
ob der betreffende Soldat einsatzbedingte Störungen bis hin zur PTBS
hat oder ob es sich vielleicht um eine andere Erkrankung handelt.
Sollte sich eine PTBS bestätigen, erfolgt eine fachgerechte
Behandlung. Diese kann auch stationär in einer Abteilung für
Psychiatrie, Psychotherapie oder Psychotraumatologie eines
Bundeswehrkrankenhauses erfolgen.

Kriseninterventionsteams gewährleisten schnelle Hilfe im Einsatz

Und wenn etwas im Einsatz passiert? "Für eine schnelle
psychologische Betreuung im Einsatz gibt es ein genau festgelegtes
Management zur psychologischen Krisenintervention", so Reil. Wenn
sich zum Beispiel während eines Marineeinsatzes ein Unfall ereignet,
wird das Schifffahrtmedizinische Institut der Marine benachrichtigt.
Von dort wird aus einem Pool von Ärzten, Psychologen und sogenannten
Peers ein Team zusammengestellt und sofort zum Unfallort geflogen.
Bei den Peers handelt es sich um gleichrangige Personen - so sagt es
der englische Wortstamm. Es sind also Menschen, die aufgrund eigener
Einsatzerfahrungen und gleicher Verwendungen eine Basis für den
Zugang zu der betroffenen Person haben. Sie helfen das Erlebte sowie
außerordentlichen Stress zu bewältigen. Die eingeflogenen Teams
leisten wichtige Krisenhilfe. Danach werden gegebenenfalls weitere
Maßnahmen eingeleitet. Zuletzt geschah dies nach dem tödlichen Unfall
auf der Gorch Fock im vergangenen Herbst. Anfang September ging eine
junge Offiziersanwärterin über Bord und ertrank. Für die Kameradinnen
und Kameraden war dies ein einschneidendes Erlebnis gleich zu Beginn
ihrer militärischen Laufbahn. Auch für die Stammbesatzung des
Segelschulschiffs war die Unfallaufarbeitung eine belastende Zeit.
Deshalb wurde die gesamte Besatzung intensiv betreut.

Autoren: Florian Mitschka und Detlef Struckhof, Presse- und
Informationszentrum der Marine
Fotos: Deutsche Marine

Weitere Informationen rund um die Marineeinsätze und das oben
genannte Thema finden Sie in unserem Internetportal www.marine.de.

Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2

Pressekontakt:
Presse- und Informationszentrum Marine
Stabsbootsmann Detlef Struckhof
Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 / 44 12
E-Mail: piz@marine.de
Fotoredaktion Marine: 0 46 31 - 6 66 - 44 32


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

196098

weitere Artikel:
  • Erdgasautos auf Internationaler Handwerksmesse München (ots) - Auf sehr positive Resonanz stieß die große Sonderschau zu Erdgasautos auf der Internationalen Handwerksmesse München, wie der Mitveranstalter "Initiative Erdgas als Kraftstoff in Bayern" mitteilt. Neben dem IEK Bayern engagierten sich auch die Stadtwerke München GmbH, die Erdgas Südbayern GmbH und gibgas consulting für das Event rund ums Fahren mit Erdgas. Die Besucher interessierten sich unter anderem für die Höhe der Ersparnis beim Tanken, die bei rund 50 Prozent im Vergleich zu Benzin und rund 30 Prozent gegenüber mehr...

  • Image-Studie belegt: Pay-TV bietet perfekte Ergänzung zum Free-TV / Sonderstellung im Pay-TV für RTL Crime, Passion und RTL Living Köln (ots) - Zwei Jahre nach ihrem Start haben sich die Zielgruppensender der Mediengruppe RTL Deutschland, RTL Crime, Passion und RTL Living, in der Pay-TV-Welt etabliert und nehmen hierin eine ganz besondere Rolle ein. In einer qualitativen Image-Studie, die das Institut concept m im Auftrag von IP Deutschland durchgeführt hat, wurde die generelle Motivation von Abonnenten für die Nutzung von Pay-TV versus Free-TV sowie der Stellenwert der drei Zielgruppensender innerhalb des Pay-TV-Angebots untersucht. Nutzungsmotive Pay-TV versus mehr...

  • "Panorama - die Reporter": Einsatz vor laufender Kamera Sendetermin: Dienstag, 7. April, 21.45 Uhr, NDR Fernsehen Hamburg (ots) - Die neue Staffel von "Panorama - die Reporter" beginnt mit einer ungewöhnlichen Recherche in der Bankenwelt. Reporterin Anja Reschke sucht einen Banker, der sich für seinen Anteil an der Finanzkrise entschuldigt. Die Kameras begleiten sie dabei, wie sie auf Pressekonferenzen, in der Börse oder auf dem Frankfurter Opernball nach einem reuigen Banker sucht. Erst nach unzähligen Ausflüchten und Absagen findet sie einen Bankmanager, der Fehler in seinem Haus einräumt. Der Vorstandschef der KFW-Bankengruppe, Ulrich Schröder, mehr...

  • Tordesign wird immer wichtiger / Garagenkäufer setzen auf individuelle Gestaltung Bayreuth (ots) - Rustikale Holzoptik, moderner Metall-Look oder eine kräftige Farbgestaltung - wenn es ums Tordesign geht, haben Garagenkäufer mittlerweile die "Freude der Wahl". Der - laut deutschem Garagenverband e.V. - neueste Trend in punkto Torgestaltung, macht die Autobehausung jetzt noch mehr zum Unikat: Beklebt mit verschiedensten Folienmotiven verwandelt sich jedes Garagentor in ein echtes Kunstwerk. Wind- und wetterfeste Spezialfolien setzen dabei optische Akzente, die nicht zu übersehen sind. Seien es plakative grafische mehr...

  • Das Erste: "Die Pfefferkörner" ermitteln wieder Neue Staffel mit 13 spannenden Folgen startet Ostersamstag im Ersten München (ots) - Als vor zehn Jahren die Dreharbeiten zu einer neuen Kinderserie begannen, konnte noch niemand ahnen, welche Erfolgsgeschichte "Die Pfefferkörner" im Ersten, aber auch im Kinderkanal von ARD und ZDF und den Dritten Programmen der ARD schreiben würden. Wenn am Ostersamstag, 11. April 2009, um 8.40 Uhr im Ersten mit der Folge "Unschuldig" die sechste Staffel der ARD-Krimiserie für Kinder startet, wartet eine große Fangemeinde auf die 13 neuen Episoden des Klassikers im Kinderprogramm. Fünf junge Spürnasen - nämlich Yeliz mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht