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Deutsche Marine - Pressemeldung: Kölner koppelt Kurs nach Kolumbien

Geschrieben am 03-04-2009

Glücksburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Karibisches Meer - Es ist Mittwoch kurz nach 12 Uhr mitten in der
Karibik. Die deutsche Fregatte "Sachsen" nimmt gerade Kurs auf die
Küste Kolumbiens. Nach über zehn Jahren sollen am folgenden Tag
erstmals wieder deutsche Marineschiffe in einen Hafen Kolumbiens
einlaufen. Zielort ist Cartagena. Auf dem offenen Meer, auf dem Weg
dorthin, brennt die Sonne gnadenlos vom Himmel. Auf der
Außenplattform neben der Brücke der Fregatte "Sachsen" steht
Oberbootsmann Wolfgang Hopf, seines Zeichens Navigationsmeister. Mit
einem Sextanten peilt der 28-Jährige den Horizont an. An dem
Instrument sind mehrere Spiegel angebracht und der Zeigerarm, die
sogenannte Alhidade, mit dem der Winkel zum Gestirn gemessen wird.
"Das sieht kompliziert aus", sagt Oberbootsmann Hopf, "aber letztlich
ist das eine einfache Winkelberechnung. Ich habe hier eine Skala von
minus fünf bis 120 Grad, dementsprechend Bogenminuten genannt. Mit
einem Okular schaue ich durch den Horizont. Vor dem Okular ist ein
kleiner Indexspiegel angebracht. Über die Alhidade wird der große
Indexspiegel auf den Stern oder das Gestirn, in diesem Fall die
Sonne, eingestellt. Die Alhidade muss so ausgerichtet werden, dass
der Sonnenunterrand am untersten Punkt den Horizont berührt. Ich lege
quasi die Sonne und den Horizont übereinander und die Differenz
dazwischen ist dann entsprechend der Höhenwinkel, den ich zu diesem
Gestirn habe."

Wellen stören die Genauigkeit

Insgesamt dreimal misst Oberbootsmann Wolfgang Hopf an diesem Tag
den Winkel zwischen Horizont und Gestirnen, morgens und abends
"schießt" er Sterne, mittags die Sonne. Erst dann lässt sich eine
präzise Aussage über die Position treffen. Im besten Fall ist die auf
weniger als eine Meile genau. Der Kölner ist selbst jedes Mal
gespannt. Jede Welle geht auf Kosten der Genauigkeit. Laien staunen,
und fragen sich, wie die alten Seefahrer auf diese Weise ans Ziel
gekommen sind. Und auch dem Profi nötigt dies Respekt ab. "Wir
Navigatoren haben ja praktisch nur drei Zeitpunkte am Tag, an denen
wir das machen können", sagt Hopf, "da ziehe ich meinen Hut vor den
alten Seefahrern."

Sextanten seit 1730

Es war übrigens Isaac Newton, von dem der erste Entwurf für ein
Gerät zur Winkelmessung mithilfe von Spiegeln stammte. Im Jahr 1700
reichte er sein Konzept an der legendären Royal Society in London
ein, freilich ohne Beachtung zu finden. Seine Skizzen wurden erst
nach seinem Tod veröffentlicht. Um 1730 entwickelten der englische
Astronom John Hadley und der Optiker Thomas Godfrey Sextanten.
Hadleys Konstruktion erwies sich als die bessere und wurde der
Vorläufer aller weltweit eingesetzten Sextanten. Über Jahrzehnte
waren diese Instrumente das wichtigste Mittel zur Positionsbestimmung
in der Seefahrt.

Viel frische Luft und immer ein Fenster zum rausgucken

Auch wenn an Bord von Marineschiffen längst mit Satelliten-Technik
- also mit GPS - die Position bestimmt wird, die klassische
Astronavigation ist auch heute noch ein wesentlicher
Ausbildungsbestandteil für Marineoffiziere und Navigationssoldaten.
"Wer Navigationsmeister werden will, der muss in diesem Fach
bestehen." Und die Prüfungsaufgaben hätten es in sich, so Hopf. Seine
Berufsausbildung als technischer Zeichner war hilfreich, ist aber
kein Muss. Der gebürtige Rheinländer kam mit 24 Jahren zur Marine. In
seinem alten Betrieb wurde ausgedünnt - Anlass für eine berufliche
Neuorientierung. Hopf entschied sich für die Marine. Seit drei Jahren
fährt er nun auf der Fregatte "Sachsen". Dass er für die Navigation
ausgewählt wurde, empfindet der Oberbootsmann als Sechser im Lotto.
"Ich bin viel an der frischen Luft" sagt er lächelnd, "und ich kann
immer rausgucken, denn Fenster gibt es im Schiff nicht viele. Ich
weiß schon im Vorfeld, wo es hingeht, denn wir Navigationssoldaten
arbeiten die Routen aus und sind näher an der Informationsquelle als
andere." Und seit im Jahr 2005 das elektronische Seekartensystem
ECDIS an Bord der "Sachsen" installiert wurde, sei vieles
komfortabler geworden. Koordinaten, Geschwindigkeit, Strömung,
Wetter, Uhrzeit, es sind viele Daten, die ins ECDIS einfließen.
Papierkarten gebe es zwar auch noch an Bord, aber die dienten eher
der Demonstration, so der Navigationsmeister.

Schiffstagebuch ist Urkunde

Trotz der vielen Hightech an Bord herrscht auf der Brücke immer
noch Hochspannung, wenn beispielsweise Revierfahrt ansteht. Beim Ein-
und Auslaufen des Schiffes sei der ganze Navigationsabschnitt auf
Station, sagt Hopf. "Uns liegen zwar die Hafenberichte von den
Schiffen vor, die schon mal in einem Hafen gewesen sind, aber wir
müssen uns dennoch ausführlich mit dem Gebiet auseinandersetzen.
Jeder Hafen ist anders." Selbst der Heimathafen Wilhelmshaven dürfe
für den Navigator nie zur Routine werden. Jede Kurs- und
Fahrtänderung, das Wetter und alle wichtigen Geschehnisse an Bord
werden übrigens im Schiffstagebuch eingetragen. "Das Schiffstagebuch
ist eine Urkunde und muss auch so behandelt werden", erklärt der
Navigationsmeister. Alles, was ergänzt beziehungsweise eingeklebt
wird, müsse urkundlich gesiegelt werden. Gute 15 Seiten kämen jeden
Tag dazu. Es gibt viel zu berichten und aufzuschreiben. Und wenn Hopf
im Juni wieder mit der "Sachsen" in die Heimat kommt, wird der Frau
und Kind noch einmal berichten können - von tollen Erlebnissen auf
See und seiner Arbeit. Seine Partnerin ist übrigens vom Fach -
Seemannsgarn hat deshalb in seinen Berichten keinen Platz.

Drei Tage Kolumbien - dann Weiterfahrt in die USA

Doch erst einmal warten auf Hopf und seine 650 Kameraden des
diesjährigen Einsatz- und Ausbildungsverbandes, zu dem neben der
Fregatte "Sachsen" auch die Fregatte "Lübeck" und der
Einsatzgruppenversorgers "Frankfurt am Main" gehören, drei Tage im
Hafen von Cartagena. Die Hauptstadt der kolumbianischen Provinz
Bolivar ist seit 1984 UNESCO-Weltkulturerbe und lockt mit unzähligen
kleinen bunten Gassen, Hochhäusern und großen Festungsanlagen aus der
spanischen Kolonialzeit. Die Marinesoldaten werden viel sehen und
entdecken können. Ein Begegnungsprogramm zwischen der deutschen und
der kolumbianischen Marine ist Bestandteil des Hafenbesuchs. So
werden kolumbianische Marinesoldaten die Deutschen an Bord besuchen,
um einen Eindruck von der Leitungsfähigkeit der Schiffe zu bekommen.
74 deutsche Offiziersanwärter, die zurzeit auf den drei Schiffen ein
Bordpraktikum absolvieren, besuchen am morgigen Samstag die
kolumbianische Marineschule. Sie werden sich dort mit kolumbianischen
Kadetten sportlich messen. Am Sonntagmorgen bricht der kleine
Marineverband in Richtung Fort Lauderdale in Florida auf.

Hintergründe zum Einsatz- und Ausbildungsverband

Der EAV dient der Ausbildung von Offiziersanwärtern der Deutschen
Marine. Sie sollen auf den Schiffen alle Abschnitte eines
Marineschiffs kennenlernen. Die Männer und Frauen werden von
erfahrenen Offizieren und Unteroffizieren angeleitet, um umfassende
Einblicke in die sogenannten Hauptabschnitte Nautik, Schiffstechnik
und Operation zu erhalten. Der Gefechtsdienst an Bord bildet einen
Schwerpunkt der Ausbildung, darunter fällt auch die Schiffssicherung.
Diese beinhaltet die Bekämpfung von Wassereinbrüchen und Feuer an
Bord. Auch umfangreiche Rettungsmanöver wie zum Beispiel "Mann über
Bord" kommen nicht zu kurz. Der Einsatz- und Ausbildungsverband (EAV)
ist - wie der Name sagt - nicht nur für die Ausbildung der
Offiziersanwärter da, sondern auch ein Einsatzverband. Er kann bei
Bedarf jederzeit zu einem militärischen Einsatz oder zu Manövern
abgerufen werden. Die drei Marineschiffe sind seit dem 20. Januar
dieses Jahres unterwegs und werden am 13. Juni in ihren Heimathäfen
Wilhelmshaven und Kiel zurückerwartet.

Autoren: Mareile Kneisel und Lars Christian Hoffmann, Deutsche
Marine
Fotos: Ann-Kathrin Fischer, Deutsche Marine

Weitere Informationen rund um die Marineeinsätze und das oben
genannte Thema finden Sie in unserem Internetportal www.marine.de.

Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2

Pressekontakt:
Presse- und Informationszentrum Marine
Stabsbootsmann Detlef Struckhof
Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 / 44 12
E-Mail: piz@marine.de


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