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Studie "Journalismus 2009" - Zum Status des deutschen Journalismus: Journalisten aus Sicht der Bundesbürger angesehen aber manipulierbar

Geschrieben am 01-04-2009

Köln/München (ots) - Der Beruf des Journalisten genießt in der
Bundesrepublik ein hohes Ansehen, doch an der Unabhängigkeit der
Journalisten hat die Mehrheit der Deutschen ihre Zweifel. So meinen
54 Prozent der Befragten, dass Journalisten "nicht wahrheitsgemäß"
berichten, mehr als jeder Zweite vermutet Beeinflussbarkeit durch
Wirtschaft und Politik. Vor allem Frauen und Ostdeutsche zeigen sich
kritisch. Andererseits gibt sich die Mehrheit überzeugt, dass
Journalisten für ihre Artikel "gewissenhaft recherchieren". Dies
zeigen die Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativen Befragung
"Journalismus 2009", die vom Kölner Markt- und
Organisationsforschungsinstituts YouGovPsychonomics in Kooperation
mit der Macromedia Hochschule für Medien- und Kommunikation, München,
durchgeführt wurde. Insgesamt wurden repräsentativ 1.000 Personen aus
der deutschen Bevölkerung befragt.

Hohes Ansehen, aber Job nicht so anstrengend

Gegenüber einem Freund, der eine Karriere als Journalist plant,
würden sich 77 Prozent der Befragten wohlwollend äußern. 61 Prozent
der Befragten stimmten zudem voll oder teilweise der Aussagen zu, der
Beruf des Journalisten besitze ein "hohes gesellschaftliches
Ansehen". Dass Journalismus ein anstrengender Beruf ist, glauben
allerdings die Wenigsten: In einer Rangfolge mit sechs Berufen (Arzt,
Bauarbeiter, Unternehmer, Lehrer, Hausfrau / -mann, Journalist,
PR-Mitarbeiter) landeten Journalisten auf dem vorletzten Platz. Ärzte
haben nach Meinung der Bürger den stressigsten Beruf.

Wahrheit, Unabhängigkeit, Objektivität: Ostdeutsche und Frauen
überdurchschnittlich skeptisch

Dass Journalisten an einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung
interessiert sind, glauben lediglich 46 Prozent der Bundesbürger, ein
Anteil von 55 Prozent widerspricht. Noch deutlich skeptischer sind
allerdings die ostdeutschen Bürger: In den fünf östlichen
Bundesländern bestreiten zwei Drittel, dass Journalisten mit ihrer
Arbeit sich an der Wahrheit orientieren, vielmehr stimmen lediglich
ein Drittel dem Statement zu, Journalisten strebten eine
"wahrheitsgemäße Berichterstattung" an. Unter allen Bürgern (West und
Ost) zweifeln aber auch Frauen (56 Prozent) und die Mittelalten 40
bis 49-Jährigen (58 Prozent) an der wahrheitsgemäßen
Berichterstattung von Journalisten.

Eine Beeinflussbarkeit durch die Interessen der Wirtschaft
attestieren insgesamt 59 Prozent der Befragten. Hierbei zeigen sich
wiederum die Frauen (60 Prozent) besonders kritisch. Bezüglich der
Beeinflussbarkeit durch die Interessen der Politik stellen 59 Prozent
der Befragten Journalisten ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus.
Lediglich die 20 bis 29-Jährigen glauben an Unabhängigkeit: 52
Prozent attestierten der Presse eine unabhängige Berichterstattung.
Besonders kritisch zeigen sich dagegen erneut Frauen (64 Prozent) und
die über 50-Jährigen. Besonders skeptisch sind ebenfalls wieder die
Ostdeutschen. Über 63 Prozent hegen hier Zweifel bezüglich der
Beeinflussbarkeit durch die Interessen der Wirtschaft (Bundesweit: 59
Prozent). Was Manipulation durch die Interessen der Politik angeht,
stellen über 62 Prozent der Ostdeutschen ein schlechtes Zeugnis aus
(Bundesweit: 59 Prozent).

Dass Journalisten objektiv berichten, glauben immerhin 52 Prozent,
eine knappe Mehrheit (stimme voll und ganz & stimme eher zu).

Recherche: Mehrheit zufrieden

Was nun die Recherchearbeit der Journalisten betrifft, zeigen sich
die Befragten aber erstaunlicherweise zufrieden. 69 Prozent gehen
davon aus, dass beim Erstellen eines Artikels gewissenhaft
recherchiert wird und nur jeder Zehnte meint, dass Journalisten
Berichte selbst inszenieren, um die Auflage zu erhöhen. Allerdings
halten es 74 Prozent der Befragten für wahrscheinlich, dass
Journalisten im Rahmen der Recherche auch "über Leichen gehen", also
harte Recherchemethoden einsetzen. Zudem gehen 61 Prozent der
Befragten davon aus, dass Journalisten ihre Stellung dazu ausnutzen,
um die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Dies
ermögliche ihnen ihre exponierte Stellung in der Gesellschaft: 93
Prozent der Befragten attestieren der Presse eine große Macht auf die
Meinung der Öffentlichkeit.

Geringstes Vertrauen in Privatfernsehen und Online-Presse

Besonders häufig sprechen die Befragten dem öffentlich-rechtlichen
Fernsehen ihr Vertrauen aus (69 Prozent). Den zweiten Rang belegen
regionale (46 Prozent), den dritten überregionale Tageszeitungen (42
Prozent). Im Mittelfeld liegen das Medium Radio (37 Prozent) und
wöchentliche bzw. monatliche Print-Magazine (25 Prozent).
Online-Magazine (16 Prozent) und das Privatfernsehen (15 Prozent)
können sich dagegen lediglich bei weniger als jedem Fünften über eine
solide Vertrauensbasis freuen. In Ostdeutschland ist die
Vertrauensbasis für die Zeitungen allerdings noch immer geringer als
im Westen.

SPIEGEL und ZEIT Speerspitze der journalistischen Glaubwürdigkeit

Was die Glaubwürdigkeit einzelner Medien betrifft, äußern die
Befragten gegenüber dem Magazin "Der Spiegel" die wenigsten
Vorbehalte: 82 Prozent halten ihn für glaubwürdig. Den zweiten Platz
belegt mit 80 Prozent die Zeitung "Die Zeit", den dritten die
Frankfurter Allgemeine Zeitung (76 Prozent). Die übrigen Plätze der
Top 5 gehen an das Magazin "Focus" (76 Prozent) und die Süddeutsche
Zeitung (75 Prozent), die sich den fünften Platz mit dem
Online-Nachrichtenanbieter "Spiegel Online" (75 Prozent) teilt. Den
siebten Rang erhalten der Online-Ausleger des Magazins "Focus" (70
Prozent) und die Zeitung "Die Welt" (70 Prozent). Der neunte Platz
geht an "Zeit Online" (67 Prozent), das Schlusslicht der Top 10
bildet das Magazin "Stern" (65 Prozent). Die auflagenstärkste
deutsche Tageszeitung "Bild" landet mit acht Prozent Zustimmung in
Sachen Glaubwürdigkeit weit abgeschlagen auf dem letzten Platz aller
Medien.

Über die Befragung:

Insgesamt wurden repräsentativ 1.000 Personen aus der deutschen
Bevölkerung online befragt. Das YouGov Panel Deutschland umfasst
derzeit mehr als 80.000 Mitglieder. Aus dieser Grundgesamtheit werden
die Teilnehmer per Zufallsauswahl zu der Befragung eingeladen. Die
Teilnehmer werden repräsentativ nach den Strukturen der deutschen
Bevölkerung in Anlehnung an den Mikrozensus für die Altersgruppen
16-65 Jahre ausgewählt. Zusätzlich wurden in Anlehnung an die
MA-Reichweiten der AGMA Quoten für bestimmte Lesergruppen definiert.

Weitere Informationen über YouGovPsychonomics finden Sie unter
www.psychonomics.de und www.macromedia-fachhochschule.de .

Originaltext: YouGovPsychonomics AG
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/25608
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_25608.rss2

Studienleitung / Ansprechpartner:

Holger Geißler
YouGovPsychonomics AG
Tel.: +49 (0)221 42061-344 / E-Mail: holger.geissler@psychonomics.de

Prof. Dr. Martin Welker
Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, München
Tel.: +49 (0)89 544 151-882 / E-Mail: m.welker@macromedia.de


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