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Börsen-Zeitung: E-Mail für dich, Börsenkommentar "Marktplatz" von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 13-03-2009

Frankfurt (ots) - An der Börse wird nicht zum Einstieg geklingelt,
lautet eine alte Börsenweisheit. Gelegentlich wird jedoch gerne
gemailt. Eine interne E-Mail von Citigroup-Chef Vikram Pandit hat an
den Aktienmärkten wie ein Antidepressivum gewirkt. Mit schwarzen
Zahlen ins Jahr gestartet und mit der Kapitalausstattung im grünen
Bereich: Die Botschaft des amerikanischen Bankenriesen setzte im
Epizentrum der Finanzmarkt-Erschütterungen an und konnte daher nicht
anders, als erhebliche Wirkung an den Finanzmärkten zu entfalten.

Wie einst Tom Hanks und Meg Ryan im Filmklassiker "E-Mail für
dich" griffen die Akteure an den Aktienmärkten die elektronische
Botschaft begierig auf. Unter Führung der Finanzsektoren zogen Dow
Jones Industrial Average und Dax über die Schwellen von 7000 und 4000
an, deren Unterschreiten zuvor Befürchtungen über einen neuerlichen
heftigen Kursabsturz genährt hatte. Aber auch an der
überdurchschnittlichen Entwicklung zyklischer Sektoren und am
Hinterherhinken der defensiven Branchen lässt sich ablesen, dass die
Mitteilung der Citigroup den Marktteilnehmern wieder etwas Zuversicht
eingehaucht hat.

Bei der Bewertung der Aktienrally, die auch durch eine stark
überverkaufte Verfassung des Marktes begünstigt wurde, ist aber
Vorsicht angebracht. Es ist äußerst ungewiss, ob der Dax seine
Avancen noch in nennenswertem Umfang ausbauen kann. Gänzlich
vermessen wäre es, bereits jetzt die große Trendwende auszurufen.
Dafür kommen auf die Marktteilnehmer noch zu viele Belastungen zu.

Argumente, die für eine vorübergehende stärkere Aufwärtsbewegung
sprechen, sind allerdings durchaus vorhanden. So könnten die Anleger
eine Zeit lang auf die Auswirkungen der groß angelegten weltweiten
monetären und fiskalischen Hilfsmaßnahmen setzen. Zudem könnten
weitere Eindeckungen die Notierungen in nächster Zeit noch nach oben
treiben. In diesem Zusammenhang wird möglicherweise der große
Verfallstermin für Auftrieb sorgen. Die Investoren verfügen darüber
hinaus über hohe Liquiditätsbestände. Vor diesem Hintergrund werden
unter Umständen weitere Umschichtungen aus defensiven in zyklische
Sektoren bei Letzteren für erheblichen Auftrieb sorgen.

Letztlich muss jedoch davon ausgegangen werden, dass auch diese
Bewegung nichts anderes als eine weitere Bärenmarktrally sein wird.
Denn von einigen Indikationen wie zuletzt den
US-Einzelhandelsumsätzen abgesehen zeigen die wirtschaftlichen Daten
weiterhin einen dramatischen Absturz der Weltwirtschaft an. Diese
wird in diesem Jahr erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg schrumpfen,
wie nun die Weltbank voraussagt. Die Daten der vergangenen Tage sind
ebenfalls alles andere als ermutigend. So hat das japanische
Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2008 den schwersten Einbruch
seit dem Jahr 1974 erlitten. Die deutsche Industrieproduktion ist im
Januar, von starken Einbrüchen bei Aufträgen und Ausfuhren schwer
getroffen, mit einer schockierenden Monatsrate von 7,5% abgesackt.
"Die Konjunktur fällt über die Klippe: Deutschlands Volkswirtschaft
schrumpft 2009 um 5%", so die Überschrift eines Marktausblicks des
Bankhauses M.M. Warburg vom Wochenschluss.

Der Wachstumseinbruch in Kombination mit dem Druck auf
Absatzpreise und Margen wird in den Zahlenwerken der Unternehmen zum
ersten Quartal grausame Auswirkungen zeigen. Damit gehen die
Aktienmärkte auf den Lackmustest zu. In den kommenden Wochen beginnt
in den USA die Vorankündigungssaison der Unternehmen, ehe dann Anfang
April die Berichtssaison zum ersten Quartal startet. Die
Kurseinbußen, die den Dax zuletzt bis unter 3600 gedrückt haben,
zeigen zwar, dass sich die Marktteilnehmer bereits auf eine sehr
schlechte Unternehmensberichterstattung und ebenso unerfreuliche
Ausblicke eingestellt haben, so dass diese somit bis zu einem
gewissen Grad eskomptiert sind. Ein Gefühl dafür, ob die Aktienmärkte
bereits ihr Baisse-Tief gesehen haben könnten, wird sich aber erst
anhand der Reaktion des Marktes auf die Quartalsergebnisse einstellen
können.

(Börsen-Zeitung, 14.3.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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