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Börsen-Zeitung: Existenz verspielt, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Jahresverlust der Dresdner Bank

Geschrieben am 26-02-2009

Frankfurt (ots) - Die gute Nachricht aus deutscher Sicht vorweg:
Verglichen mit der Royal Bank of Scotland ist der Dresdner Bank 2008
geradezu ein Kunststück gelungen. Während in der Verlustrechnung der
Briten ein astronomisches Loch von 27 Mrd. Euro klafft, konnte die
von der Allianz verstoßene und von der Commerzbank adoptierte Tochter
ihren Fehlbetrag auf 6,3 Mrd. Euro begrenzen. Solche Erfolge sollte
man auch mal würdigen, wenn darüber diskutiert wird, ob es moralisch
vertretbar ist, dass formidable Investmentbanker auf ihre Boni
pochen.

Pardon, aber angesichts des mit Worten kaum noch angemessen zu
beschreibenden Fiaskos in der Finanzwelt im Allgemeinen und aktuell
bei der Dresdner im Besonderen fällt es schwer, den Sarkasmus zu
unterdrücken. Dieses Drama passt längst nicht mehr auf die
sprichwörtliche Kuhhaut. 137 Jahre nach ihrer Gründung hat die einst
so stolze, gerade in den oberen Gesellschaftsschichten hoch
angesehene und in besseren Jahren vor Ertrags- und Kapitalkraft
strotzende Bank ihre Existenz im wahrsten Sinne des Wortes verspielt.
Durch den gigantischen Verlust sind die Rücklagen komplett verbrannt,
die Zeichner von Hybrid- und Genussrechtskapital müssen bluten - was
nicht gerade hilfreich für den Markt solcher Emissionen ist -, und
die Kernkapitalquote schnurrte auf das gerade noch zulässige,
praktisch aber nicht annähernd ausreichende Niveau von 4% zusammen.
Ohne Multimilliardenhilfe ihres Alleinaktionärs bzw. der Steuerzahler
wäre die Dresdner Bank am Ende, weil die Finanzaufsicht spätestens
jetzt den Stecker ziehen müsste.

Für die Allianz und die Dresdner-Beschäftigten, soweit sie ihren
Arbeitsplatz behalten, erweist sich die im Januar vollzogene
staatlich finanzierte Übernahme durch die Commerzbank mithin als ein
Glücksfall, wie man ihn sich bei Ankündigung der Transaktion Anfang
September kaum vorzustellen vermochte; es dürfte nicht mehr allzu
viele geben, die der grünen Bank Tränen der Trauer nachweinen.
Umgekehrt ist den Gelben ungeachtet des soeben noch einmal erneuerten
Bekenntnisses zu der Übernahme sicher erst allmählich gedämmert,
welchen Klotz sie sich da ans Bein gebunden haben - ein Klotz, der
angesichts fortbestehender kritischer Dresdner-Exposures auch die
Commerzbank noch ein Stück weiter in den Abgrund zu ziehen droht. Der
Blick nach Großbritannien lässt erahnen, welche Lasten auch
hierzulande noch auf die Allgemeinheit zukommen könnten.

(Börsen-Zeitung, 27.2.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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