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Börsen-Zeitung: Zu kurz gesprungen, Kommentar von Christof Roche zu den Vorschlägen der Expertengruppe unter Führung von Jacques de Larosière zur Entwicklung der Finanzaufsicht in Europa

Geschrieben am 25-02-2009

Frankfurt (ots) - Die Expertengruppe unter Führung des früheren
französischen Notenbankchefs Jacques de Larosière setzt auf Konstanz.
Evolution statt Revolution ist die Marschrichtung, mit der sie in
Reaktion auf die Krise Europas die Finanzaufsicht vorwärts bringen
will. Die drei EU-Ausschüsse - CEBS für die Banken, CESR für die
Börsen, CEIOPS für die Assekuranz - sollen zu individuellen
europäischen Agenturen aufgewertet werden. Parallel will Larosière
einen Europäischen Rat für Systemrisiken unter Führung der
Europäischen Zentralbank (EZB) installieren, um - mit direktem Draht
zu den Agenturen - die Makro- und Mikroüberwachung zur Ortung und
Behebung systemischer Probleme eng zu verzahnen.

Richtig ist ohne Zweifel: Mit bindenden Standards der Agenturen
für alle nationalen Aufseher wird die Kontrolle gestrafft. Und
korrekt ist auch, dass die Zeitvorgabe von Larosière bis 2012
realistisch ist. Dennoch belässt der Franzose die praktische Aufsicht
in den einzelnen Ländern. Den Schritt, diese für die globalen Player
auf die supranationale Ebene zu hieven - oder zumindest in der
Heimataufsicht zu bündeln -, um Binnenmarkt und europäische
Überwachung in Einklang zu bringen, wagt der Franzose nicht. Das aber
ist überfällig, wenn in Europa gerade mal 45 Banken mehr als zwei
Drittel der Branchenassets verwalten. Und auch in einem weiteren
Punkt springt Larosière zu kurz. Die EZB muss für die Makrosicht
gestärkt werden. Dazu muss sie Zugang zu den Büchern der großen
Banken erhalten, um Systemrisiken über eigene Daten selbst orten zu
können. Im System Larosière bleibt die EZB aber auf Infos zweiter
Hand angewiesen.

Die Probleme der Finanzindustrie und die verbundenen
aufsichtlichen Defizite haben Europas Regierungen wachgerüttelt. Dies
ist der Moment, die Krise als Chance für den überfälligen
Systemwechsel zu nutzen, zumal es in Europas Kompromisspolitik
bislang nie funktionierte, anfangs gesteckte Ziele voll zu erreichen.
Schon deshalb wäre es klüger gewesen, Larosière hätte seine Vorgabe
ambitionierter formuliert. Immerhin: Noch ist ein Systemwechsel in
der Aufsicht nicht verloren. Die EU-Kommission wird ihre eigenen
Schlussfolgerungen aus der Larosière-Vorgabe ziehen - und führende
Vertreter der Brüsseler Behörde haben zuletzt die EU-Aufsicht
lautstark gefordert, um der Zersplitterung der Aufsichtsstruktur in
Europa ein Ende zu setzen.

(Börsen-Zeitung, 26.2.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0


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