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Börsen-Zeitung: Wieder eine Bullenfalle, Kommentar zu den Aktienmärkten von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 20-02-2009

Frankfurt (ots) - Wieder einmal hat sich eine vermeintliche
Trendwende zum Besseren als eine Bullenfalle herausgestellt. Anfang
Februar war der Dax bis auf über 4600 Punkte vorgerückt, und es sah
in der Tat so aus, als würden nun einerseits konjunkturelle
Frühindikatoren das Durchschreiten der Talsohle ankündigen und
andererseits die negativen Nachrichten aus dem Bankensektor langsam
abebben. Die Geschehnisse vom Donnerstag und Freitag sprechen jedoch
eine ganz andere Sprache: Die Aktienmärkte werden von einer neuen
Welle von Verkäufen erschüttert. Der Dow Jones rutschte unter die
Marke von 7400 Punkten auf ein Niveau, das er zuletzt im Jahr 2002
gesehen hatte. Der Dax brach um über 4% ein. Er konnte sich nur knapp
über 4000 Punkte halten und schloss exakt auf dem Tiefstand vom
vergangenen Oktober von 4014,66 Punkten. Am japanischen Aktienmarkt
sackte der Topix gar auf ein 25-Jahres-Tief. Wie schlecht die
Stimmung ist, wird auch daran deutlich, dass das Krisenbarometer
Goldpreis erstmals seit März 2008 über die Marke von 1000 Dollar je
Feinunze sprang.

Angst vor Verstaatlichung

Was aktuell die Anleger verunsichert, sind derzeit weniger
enttäuschende Konjunkturdaten - hier trüben sich derzeit die
Perspektiven in Osteuropa und Japan wesentlich stärker ein. Diesseits
und jenseits des Atlantiks sind es wieder einmal Hiobsbotschaften aus
dem Bankensektor, die die Märkte erschüttern. In den USA machen sich
Aktionäre Sorgen, dass Bank of America und Citigroup verstaatlicht
werden könnten. In Deutschland nimmt ein Gesetz konkrete Formen an,
das als Ultima Ratio die Sozialisierung von Kreditinstituten
vorsieht. Zudem belastete ein Bericht über angeblich riesige
zusätzliche Verlustrisiken aus großvolumigen außerbilanziellen
Geschäften bei der Hypo Real Estate, was diese freilich dementierte.

Was aber wohl noch schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass
mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen werden kann, dass sich selbst
innerhalb der Eurozone Staaten mit der Krisenbewältigung und der
Konjunkturankurbelung übernehmen. Diskutiert wird die Perspektive von
Schieflagen in Irland und Griechenland, die die Notwendigkeit von
Bail-outs durch andere Eu-Staaten nach sich ziehen oder gar die
Existenz der europäischen Gemeinschaftswährung bedrohen könnte. Dass
eine Sprecherin der Bundesfinanzministeriums bereits Zweifel am
Bestand der Währungsunion zerstreuen musste, spricht eine deutliche
Sprache. Gleichwohl fällt auf, dass die Aktienmärkte vor allem durch
die Bankenwerte nach unten gezogen werden - was wegen der Perspektive
einer Verstaatlichung eine durchaus verständliche Reaktion darstellt.
Ebenfalls sehr schwach derzeit sind die Versicherer. Sie leiden
darunter, dass sie Anleihen in ihren Portfolios haben, die inzwischen
nicht mehr als absolut sicher gelten: Staatsanleihen aus den
EU-Ländern beispielsweise, die jetzt ins Gerede gekommen sind. In
vielen anderen Sektoren sind die neuerlichen Verluste aber deutlich
weniger ausgeprägt.

Zudem sind die Handelsvolumina niedrig. Viele Investorengruppen
haben sich fast vollständig aus dem Markt zurückgezogen. Zu nennen
sind hier die Privatanleger, aber auch die Lebensversicherer. Diese
haben die Aktienquote ihrer Portfolios auf historische Tiefstände
zurückgefahren. Große Versicherer halten jetzt zum Teil deutlich
weniger als 10% Aktien. Das Engagement der Assekuranz gilt aber als
ein typischer Spätindikator bei Dividendentiteln.

Abwesenheit der Käufer

Die Verluste zumindest außerhalb des Finanzsektors sind derzeit
vor allem der Abwesenheit der Käufer geschuldet. Diese scheuen noch
den Wiedereinstieg, könnten sich aber in den kommenden Wochen
angesichts der niedrigen Kurse zu ersten selektiven Käufen
durchringen.

Ein Unsicherheitsfaktor sind derzeit die Hedgefonds. Sie dürften
noch bis Ende März überwiegend auf der Verkäuferseite stehen, weil
sie auf die bei ihnen angemeldeten Mittelabzüge ihrer Kunden
reagieren müssen. Insofern ist es möglich, dass beispielsweise der
Dax noch bis 3800 oder 3600 Punkte durchrutscht. Trotz des
neuerlichen Abtauchens der Indizes spricht aber nach wie vor einiges
dafür, dass es ab dem zweiten Quartal an den Aktienmärkten endlich
aufwärts geht.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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