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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Hypo Real Estate

Geschrieben am 20-02-2009

Bielefeld (ots) - Erschien der Subventionstopf für Deutschlands
Banken bislang so löchrig wie ein Sieb, so ist in der vergangenen
Woche der Boden sogar ganz weggebrochen. Die Milliarden flutschen nur
so durch. Speziell bei der Hypo Real Estate (HRE) sind die Risiken in
eine Dimension hineingewachsen, die die Geldwirtschaft noch vor
kurzem als Hirngespinst abgetan hätte. »Die Vorschriften und
Kontrollen sind in Deutschland doch viel zu scharf«, hieß es - und
alle haben es geglaubt.
Man stelle sich vor: Eine Billion - 1 000 000 000 000 - Euro sind an
der Bilanz vorbei in Derivate investiert worden, und keiner hat es
gesehen. Das ist der größte Skandal, auf den die Bundeskanzlerin und
ihr Finanzminister im Verein mit der Bankenaufsicht Bafin und dem
Rettungsfonds Soffin schnell eine Antwort finden müssen. Ansonsten
ist die Gefahr zu groß, dass aus den ständig neu auftauchenden
Risiken immer neue Verluste entstehen. Der Subventionstopf des
Staates darf in einer Krise auch mal größer sein. Aber wenn der Boden
ganz fehlt, untergräbt dies das Vertrauen nicht nur bei den
Steuerzahlern und Wählern, sondern auch unter den Banken sowie
zwischen Wirtschaft und Politik.
An sich legt der Name Hypo Real Estate nahe, dass die Bank mit diesem
Namen ihr Geschäft mit realen Dingen - Immobilien - macht. Die
Pfandbriefe und Kommunalobligationen, mit denen sie die Investments
ihrer Kunden finanzierte, galten auf Seiten der Anleger früher als
langweilig, aber sicher. Doch dem ehemaligen Vorstand der HRE waren
wohl die Renditen zu gering. Also verlegte er sich auf höher
verzinste und mit höheren Risiken behaftete Geschäfte. Die Börse
honorierte das. Nun sollten die Aktionäre auch die Verantwortung
übernehmen!
Doch dazu fehlt offenbar vor allem beim Hauptaktionär J. C. Flowers
die Einsicht. Statt selbst Kapital nachzulegen oder sich
zurückzuziehen, fordert der US-Investor vom Staat - und damit vom
Steuerzahler - mehr als das Doppelte des aktuellen Börsenkurses.
Sicher, alle Aktionäre haben viel Geld verloren. Flowers, der zum
Kurs von 22,50 Euro und damit dem 17- bis 18-fachen des heutigen
Wertes gekauft hat, büßte sogar besonders viel ein. Andererseits ist
nicht bekannt, dass Flowers bei anderen Geschäften, bei denen er viel
Geld verdient hat, dem Staat freiwillig einen größeren Anteil
überschrieben hätte.
Genauso wenig darf die Bundesregierung für die Mehrheit
beziehungsweise den Erwerb der HRE jetzt mehr Steuerzahlergeld
überweisen als notwendig. Die Rettung wird teuer genug. Mit dem
Rettungsübernahmegesetz, das den Weg zur Verstaatlichung öffnet,
verfügt Peer Steinbrück über das Instrument, dies durchzusetzen.
Inzwischen mehren sich allerdings Expertenstimmen, die meinen, man
könne das System der Pfandbriefe auch anders retten als durch eine
staatliche Übernahme der Hypo Real Estate. Sollte sich dies
bewahrheiten, ohne dass die bisher genehmigten fast 100 Milliarden
Euro abgeschrieben werden müssten, könnte der Subventionstopf seinen
Boden schneller zurückerhalten als es im Augenblick erscheint.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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