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Börsen-Zeitung: Bodenbildung in Sicht Kommentar zu den Märkten, von Christopher Kalbhenn.

Geschrieben am 06-02-2009

Frankfurt (ots) - Grausamer hätte der US-Arbeitsmarktbericht vom
Januar kaum ausfallen können. Selbst die bereits recht schlimmen
Erwartungen wurden noch einmal übertroffen. Nicht 540000, sondern
fast 600000 Stellen sind im Auftaktmonat in der amerikanischen
Volkswirtschaft verloren gegangen. Und als reichte auch dies nicht,
ist die Zahl des Vormonats auch noch von 524000 auf fast 580000 nach
oben revidiert worden. Die Arbeitslosenrate ist nicht von 7,2 auf
7,5%, sondern gleich auf 7,6% hochgeschnellt. Stellenabbau und
Anstieg der Arbeitslosenrate haben Werte erreicht, wie sie zuletzt
Mitte der siebziger Jahre gesehen wurden, wie die Unicredit betont.

Alles in allem waren damit die idealen Zutaten für einen kräftigen
Kurseinbruch an den Aktienmärkten gemixt. Doch das genaue Gegenteil
ist am Freitag geschehen: Der Dax zuckte nur ganz kurz, um
anschließend weiter zuzulegen und über die Marke von 4650 Zählern zu
steigen, die er zuletzt Anfang Januar gesehen hatte. Die Bewegung ist
ein weiteres Anzeichen dafür, dass sich zwar die Realwirtschaft
weiterhin im Absturz befindet, der Aktienmarkt aber möglicherweise
bereits seinen tiefsten Punkt gesehen hat und sich nun mitten in der
Bodenbildungsphase befindet, an die sich irgendwann eine
Aufwärtsbewegung anschließen wird.

Es gab zuletzt noch mehr Signale in diese Richtung. Während der
Arbeitsmarktbericht kaum noch negative Wirkungen auf die Aktienkurse
entfaltete, was eine gewisse Abhärtung der Investoren belegt, wurden
vereinzelte positive Meldungen gierig aufgegriffen und in Form von
Aktienkäufen umgesetzt. So haben zuletzt verschiedentlich
Stimmungsindikatoren, die überraschend nicht weiter fielen, sondern
Stabilisierungstendenzen zeigten, Kurssprünge ausgelöst. Am Mittwoch
reichten Meldungen über Metallkäufe chinesischer Marktakteure und
eine Anhebung der Frachtraten durch das Schifffahrtsunternehmen
Moeller-Maersk aus, um Aktien von Bergbaukonzernen, Reedereien und
Stahlherstellern Kursgewinne von bis zu 20% zu bescheren.

Die Investoren sind tendenziell bereit, sich auf eine Wette auf
die Erholung der Weltwirtschaft einzulassen. Gestützt werden sie
dabei von den umfangreichen Maßnahmenpaketen insbesondere in den USA,
die nun geschnürt werden. Damit bestehen gute Chancen, dass die
potenziell positiven Effekte der Maßnahmen die Agenda der kommenden
Wochen bestimmen und den Aktienmarkt stützen. Die globale
Fondsumfrage von Merrill Lynch, die im Januar durchgeführt wurde,
weist in dieselbe Richtung. Sie zeigte, dass die Institutionellen die
weltwirtschaftlichen Aussichten gar nicht mehr so schlecht
beurteilen, sich aber vorerst noch nicht trauen, in den Markt
einzusteigen.

Dass Geld bzw. potenzielle Käufer reichlich vorhanden sind, ist
hinreichend belegt. Laut der Merrill-Lynch-Umfrage ist die
durchschnittliche Kassenquote der Fonds weltweit von 5,3% im Dezember
auf 5,5% im Januar weiter angestiegen. Das deutet ebenso auf
potenzielle Nachfra ge nach Aktien hin wie die extre me
Unterinvestiertheit beispielsweise deutscher Lebensversicherer. Ihre
Aktienquote liegt nur noch in einem Bereich von unter 8%. So hat die
Allianz Leben ihre Aktienquote per Ende September 2008 auf 10%
zurückgefahren, nachdem sie Ende 2007 noch bei 19% gelegen hatte.

Potenzielle Nachfrager

Das bedeutet nichts anderes, als dass viele Akteure bereits
weitgehend aus dem Markt ausgestiegen sind und somit mittel- bis
langfristig wieder als potenzielle Nachfrager von Aktien zur
Verfügung stehen. Das gilt sowohl für den institutionellen als auch
für den Retail-Bereich. Allein im zweiten Halbjahr 2008 hat sich z.
B. die Zahl der deutschen Aktienbesitzer (Aktien und Aktienfonds) um
500000 Personen verringert. Im Oktober 2008 wurden im Inland
Aktienfonds für netto 4,8 Mrd. Euro abgestoßen, in den ersten elf
Monaten Fonds für 5,3 Mrd. Euro zurückgegeben. Doch die deutschen
Retail-Anleger stiegen bereits seit dem Jahr 2006 tendenziell aus dem
Aktienmarkt aus. 2006 und 2007 beliefen sich die Nettoabgaben von
Aktienfonds auf 8,4 Mrd. und 14,6 Mrd. Euro. Die Retail-Anleger
werden zwar nicht sehr schnell zurückkehren, aber sie sind bereits
ausgestiegen. Zumindest können sie damit keinen Druck mehr auf die
Kurse ausüben.

(Börsen-Zeitung, 7.2.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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