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Deutscher Philologenverband: Fremdsprachenlernen an der Grundschule ist ein Fehlschlag / Meidinger: "Entweder machen wir es zukünftig richtig oder wir lassen es lieber ganz bleiben"

Geschrieben am 23-01-2009

Berlin (ots) - Heftige Kritik an den Ergebnissen des Englisch- und
Französischunterrichts an deutschen Grundschulen hat der
Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter
Meidinger, geübt.

Eine Befragung von Englischlehrkräften an Gymnasien habe ergeben,
dass in der Regel bereits nach acht Wochen die Vorkenntnisse aus zwei
bis vier Jahren Englischunterricht an Grundschulen durch den
systematischen Fremdsprachenunterricht an der weiterführenden Schule
eingeholt würden. Am Ende des ersten Gymnasialjahres sei der
Leistungsstand von Schülern mit oder ohne Frühenglisch an der
Grundschule nicht mehr unterscheidbar. Wörtlich sagte der
Verbandsvorsitzende: "Unsere Befragungsergebnisse decken sich damit
mit den Erkenntnissen kürzlich bekannt gewordener Untersuchungen wie
der von Dr. Heiner Böttger oder auch von Prof. Manfred Pienemann von
der Universität Paderborn. Wir kritisieren dabei nicht die
verdienstvolle Arbeit der Grundschullehrkräfte, wir kritisieren aber
das verfehlte Grundkonzept, das in keinem Bundesland funktioniert."

Meidinger verwies darauf, dass drei Gründe für das Scheitern des
frühzeitigen Fremdsprachenlernens an deutschen Grundschulen
festgehalten werden können:

1. Es gibt nach wie vor viel zu wenig umfassend in der
Fremdsprache ausgebildete Grundschullehrkräfte. Beispielsweise
genügen in Hamburg vierwöchige Fortbildungs-Schnellkurse, um sich die
nötige Unterrichtsberechtigung zu erwerben, während
Gymnasiallehrkräfte zehnsemestrige Vollstudiengänge benötigen.

2. Nach wie vor gibt es keinerlei deutschlandweit verpflichtende
Bildungsstandards, die in der Fremdsprache am Ende der vierten Klasse
zu erreichen sind. Durch die Dominanz des Spielerischen variieren
außerdem die Englischkenntnisse der Grundschüler erheblich nicht nur
von Bundesland zu Bundesland, sondern sogar von Schule zu Schule und
von Klasse zu Klasse.

3. Alle Bildungswissenschaftler und Pädagogen sind sich einig,
dass nur ein "intensives Sprachbad", d.h. täglicher
Fremdsprachenunterricht oder auch bilingualer Unterricht bei Sechs-
bis Zehnjährigen, nennenswerte Fortschritte garantiert. Ein bis zwei
Wochenstunden sind nach Auskunft der Sprachforscher "für die Katz",
zumal der für den Fremdsprachenerwerb genauso wichtige
muttersprachliche Unterricht wegen des Grundschulenglisch in fast
allen Bundesländern gekürzt wurde. Nur durch eine massive Ausweitung
der Stundentafeln an Grundschulen könnte also effektives
Fremdsprachenlernen erreicht werden. Das ist aber nirgends geplant.

Weiterhin betonte der Verbandschef, dass die Umfrage des
Philologenverbandes auch gezeigt habe, dass die Hoffnung, durch das
frühe Fremdsprachenlernen die Freude an der anderen Sprache dauerhaft
zu stärken, sich nicht erfüllt habe. Im Gegenteil sei es jetzt viel
schwerer als früher, die Anfangsgymnasiasten für ein intensives
Fremdsprachenlernen zu begeistern und zu motivieren.

Meidinger forderte, die doch jetzt vorhandenen mehrjährigen
Erfahrungen mit dem Fremdsprachenunterricht an der Grundschule
unvoreingenommen auszuwerten und dann auch die entsprechenden
Konsequenzen zu ziehen. "Die unvorbereitete überstürzte Einführung
des Englisch- und Französischunterrichts an den Grundschulen ohne
Rücksicht auf die erforderlichen Voraussetzungen gehört nach unserer
Überzeugung in eine Reihe mit vielen anderen verfehlten
Reformschnellschüssen im Bildungsbereich wie etwa auch der Einführung
des achtjährigen Gymnasiums", so Meidinger.

Originaltext: Deutscher Philologenverband
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/57564
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_57564.rss2

Kontakt:
DPhV - Deutscher Philologenverband
Eva Hertzfeldt
Pressesprecherin
Telefon: 030 - 40 81 67 89
Mobil: 0172 - 305 08 67
EMail: presse@dphv.de


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