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Börsen-Zeitung: Alptraum der Fondsbranche, Kommentar zum Madoff-Skandal von Stefanie Schulte

Geschrieben am 22-12-2008

Frankfurt (ots) - Manche Ereignisse sind so gruselig, dass sie nur
in Alpträumen vorkommen dürften. Dass Fonds, die offenbar in den
betrügerischen US-Anlagemanager Bernard Madoff investierten, in
Dutzenden deutscher Dachfonds auftauchen, ist für die Fondsbranche
ein solches Ereignis - und leider Realität.

Es ist freilich nicht so, dass Anlegern dramatische Verluste
drohen. Die meisten betroffenen Dachfonds investierten zwischen 1%
und 20% ihrer Assets in "Thema International Fund" und "Herald (LUX)
US Absolute Return", hinter denen Madoff stehen soll. Zu den Opfern
zählen überwiegend Fonds kleinerer Vermögensverwalter. Große Adressen
stehen kaum beschadet da. Falls sich der Betrugsverdacht erhärtet,
stehen die Chancen recht gut, dass Fonds Schadenersatz von HSBC, der
Depotbank von "Thema" und "Herald", erhalten. Wer Aktienfonds kaufte
und 50% Verlust 2008 realisierte, hat also mehr Grund zum Jammern.

Dass die Angelegenheit dennoch ein flaues Gefühl verursacht, liegt
daran, dass man sich fragen muss, wie ein Bernard Madoff alle
Kontrollinstanzen der streng regulierten europäischen Publikumsfonds
umgehen konnte. Lagerte die HSBC Kontrollaufgaben an Madoffs
Unternehmen aus? Darüber wird spekuliert; bewiesen ist nichts. Welche
Rolle spielte die Bank Medici, die offizielle Anlagemanagerin von
"Thema" und "Herald"? Wo waren Verwaltungsräte und Wirtschaftsprüfer?

Man fragt sich auch, ob die Dachfondsmanager qualifiziert genug
waren, um Zielfonds mit Hedgefonds-ähnlichen Strategien, wie es
"Thema" und "Herald" waren, zu analysieren. Oft handelte es sich um
kleine Vermögensverwalter und Fondsmakler-Pools, die Dachfonds
aufgelegt hatten, um 2008 vom Jahresendgeschäft vor Einführung der
Abgeltungsteuer zu profitieren. Die stabilen Renditen der strittigen
Fonds von knapp 10% wirkten verlockend angesichts der
Kapitalmarktturbulenzen. Dass sie ein bisschen zu "schön" waren, weil
anscheinend Betrug dahintersteckte, irritierte zu wenig.

Sobald die Behörden Licht in den Kriminalfall Madoff gebracht
haben, muss die Fondsbranche ihre Kontrollmechanismen und
Investmentprozesse prüfen. Sie muss bei Experimenten mit neuartigen
Produkten vorsichtiger sein - selbst wenn es mal Rendite kostet. Das
Gruseln beim Gedanken an 2008 wird bleiben.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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