(Registrieren)

Deutsche Produktion wandert nach Osteuropa und China

Geschrieben am 17-12-2008

Düsseldorf (ots) -

- Neue Studie: Standortverlagerung ins Ausland rückläufig
- China auf Platz zwei der Zielregionen
- Deutsche Manager vorsichtiger als Kollegen aus anderen
europäischen Ländern

Etwa jedes siebte deutsche Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes
verlagerte zwischen 2004 und 2006 erhebliche Teile seiner Produktion
ins Ausland - insgesamt rund 6.600 Betriebe. Wichtigste Zielländer
waren und sind die neuen EU-Staaten in Osteuropa, wofür sich mehr als
die Hälfte der Betriebe bei der Wahl eines neuen Standortes
entschieden. Nur knapp ein Viertel wanderte nach China ab. Das sind
die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Fraunhofer Instituts für
System- und Innovationsforschung im Auftrag des VDI Verein Deutscher
Ingenieure.

"Glücklicherweise ist der Trend zur Standortverlagerung ins
Ausland seit etwa vier Jahren gebremst", sagt VDI-Direktor Dr. Willi
Fuchs: "Die trügerische Euphorie der 90er Jahre ist einer nüchternen
Betrachtung gewichen - denn in den meisten Fällen ist die Rechnung
nicht aufgegangen." Nur selten seien unter dem Strich durch die
Produktion im Ausland Kostensenkungen zu erzielen, wie Untersuchungen
belegten. Der Grund: Viele indirekte und versteckte Kosten würden bei
den Plänen nicht berücksichtigt. Fuchs: "Trotzdem gehen Deutschland
immer noch Jahr für Jahr rund 74.000 Arbeitsplätze aufgrund von
Standortverlagerungen verloren - die Frage ist: Muss das so sein?"

Für die Umsiedelung von Produktion nach China sind laut Studie bei
etwa 70 Prozent der deutschen Unternehmen niedrigere Löhne das
entscheidende Argument. Nicht sehr weit entfernt folgen jedoch
bereits mit 55 beziehungsweise 44 Prozent die offensiv-strategischen
Motive "Markterschließung" und "Kundennähe".

Anders dagegen die Schwerpunkte mit Blick auf Osteuropa,
insbesondere Tschechien und Polen: Fast alle befragten Unternehmen -
rund 96 Prozent - nennen als Verlagerungsgrund "Personalkosten". Mit
34 Prozent spielt der Ausgleich von Kapazitätsengpässen noch eine
gewisse Rolle. Kaum mehr von Bedeutung dagegen sind die Kriterien
Markterschließung und Kundennähe. Dr. Steffen Kinkel vom Fraunhofer
ISI: "Auf den Punkt gebracht stellt man folgendes fest: In China
steht bei deutschen Unternehmen das lockende Marktpotential im Fokus,
während die Osteuropa-Staaten eher als verlängerte Werkbank
betrachtet werden."

Dabei registriert die Studie zwischen den einzelnen Unternehmen
erhebliche strukturelle Unterschiede, beispielsweise nach Größe,
Branche und technischem Spezialisierungsgrad. Kinkel: "China ist
deutlicher Favorit für innovative, forschungsintensive und
renditestarke Unternehmen mit einem höheren Qualifikationsniveau, die
komplexe Produkte in Mittelserien fertigen. Meist handelt es sich um
große Betriebe aus dem Maschinenbau und der Elektroindustrie, die
sich zur Produktionsverlagerung nach China entscheiden."

Für die neuen EU-Länder dagegen interessieren sich in erster Linie
Unternehmen mit niedrigerer Rendite und einem rigiden
Kostenmanagement, die mittelkomplexe Großserien-Produkte im Bereich
Fahrzeugbau, Kunststoff- und Elektroindustrie herstellen.

Darüber hinaus fördert die Studie deutliche Unterschiede im
internationalen Vergleich zutage. Beispielsweise messen Unternehmen
in Deutschland dem Kostenargument tendenziell eine größere Bedeutung
bei als in Österreich und der Schweiz. Umgekehrt jedoch sind die
Manager in Deutschland bei Produktionsverlagerungen ins Ausland nicht
offensiver als ihre Kollegen in Ländern mit ähnlich hohen
Arbeitskosten wie die Schweiz, Österreich und den Niederlanden,
weshalb Deutschland im internationalen Vergleich bei der Verlagerung
ins Ausland einen Platz im Mittelfeld einnimmt.

Fuchs sieht sich durch die Ergebnisse der Studie in der Warnung
des VDI vor dem Kostenargument bestätigt: "Wer sich im Ausland Märkte
erschließen will und die Nähe zum Kunden braucht, für den kann eine
Verlagerung von Produktionskapazitäten eine sinnvolle Option sein.
Die Flucht vor mutmaßlich zu hohen Kosten insbesondere nach Osteuropa
erweist sich dagegen allzu oft als Milchmädchenrechnung mit fatalen
Folgen - nicht nur für die Beschäftigten hier vor Ort, sondern auch
für die Umsatz- und Gewinn-Entwicklung der Unternehmen sowie für die
deutsche Volkswirtschaft, der Steuereinnahmen in Milliardenhöhe
entgehen".

Originaltext: VDI Verein Deutscher Ingenieure
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/16368
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_16368.rss2

Pressekontakt:
VDI-Presse:
Michael Schwartz
Tel.: +49 (0) 211 62 14-2 75/2 76
Telefax: +49 (0) 211 62 14-1 56
E-Mail: presse@vdi.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

177234

weitere Artikel:
  • Bündelung der Aktivitäten im Bereich Enzyklopädie / wissenmedia GmbH erwirbt die Traditionsmarke Brockhaus Gütersloh (ots) - Die wissenmedia GmbH übernimmt vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden voraussichtlich zum 1. Februar 2009 sämtliche Rechte an der Marke Brockhaus, inklusive aller Inhalte und Bestände von der Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG. Mit dieser Übernahme stellt wissenmedia den Fortbestand der Verlagsmarke Brockhaus sicher, die mit einem Bekanntheitsgrad von mehr als 93 Prozent und einer über 200-jährigen Geschichte zu den bekanntesten und traditionsreichsten in Deutschland zählt. wissenmedia ist Teil mehr...

  • Europäische kommission stimmt fusion von Friesland Foods und Campina zu Meppel unt Zaltbommel, die Niederlande (ots/PRNewswire) - Die Geschäftsleitungen und Vorstände von Friesland Foods und Campina freuen sich, dass die Europäische Kommission die Fusion der beiden Molkereiunternehmen und Molkereigenossenschaften genehmigt hat. Allerdings bedauern sie, dass einige Unternehmensbereiche abgestossen werden müssen. Heute erfolgt die endgültige Beschlussfassung der Hauptversammlung von Friesland Foods und des Mitgliederrats von Campina über die Fusion. Beide Unternehmen gehen davon aus, am späten Nachmittag den endgültigen mehr...

  • Erfolgreicher Abschluss von ENERGY INDIA, MDA INDIA, CeMAT INDIA und Industrial Automation INDIA Hannover/Bangalore (ots) - - Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - - Über 9 500 hochkarätige Fachbesucher Die vier parallel stattfindenden internationalen Messen ENERGY INDIA, MDA INDIA, CeMAT INDIA und IA INDIA sind am 13. Dezember nach vier Tagen erfolgreich abgeschlossen worden. Mehr als 9 500 Fachbesucher strömten in die Ausstellungen und begleitenden Konferenzen. Mit mehr als 500 Ausstellern aus 23 Ländern, davon über zwei Drittel aus dem Ausland, war die Beteiligung mehr...

  • Wachstumsmarkt Geothermie: EDI etabliert sich durch Technik- und Wissensvorsprung Münster (ots) - Die Geothermie ist weltweit eine der bedeutendsten nachhaltigen Energiequellen, die derzeit erst am Anfang ihrer wirtschaftlichen Erschließung steht. Hier sieht die EDI Exploration Drilling International GmbH ein beachtliches Marktpotenzial, das auch in den kommenden Jahren durch kräftige Wachstumsraten und Innovationsschübe geprägt sein wird. Der komplikationsfreie Betrieb einer geothermischen Anlage erfordert eine sorgfältige Planung und Durchführung aller notwendigen Schritte und Maßnahmen. "Wir ermitteln zunächst mehr...

  • picture alliance wird ab 2009 Mitglied im BVPA Frankfurt (ots) - 17.12.2008 (Frankfurt/Main) Zum 1. Januar 2009 wird die Frankfurter Bildagentur picture alliance Mitglied im Bundesverband der Pressebild-Agenturen und Bildarchive (BVPA e.V.). Das Tochterunternehmen der dpa Deutschen Presse-Agentur hat sich dazu entschlossen, dem größten und wichtigsten Interessenverband der Bildbranche in Deutschland beizutreten und wird sich in Zukunft verstärkt dort engagieren. "Der BVPA ist das Netzwerk der Bildmedien von Bedeutung in Deutschland. Entsprechend unserer Marktposition als eine mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht