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Deutsche Marine - Pressemeldung (Feature): Auch nach dem Rekord: "Tiefster Deutscher" bleibt Minentaucher

Geschrieben am 26-11-2008

Glücksburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Eckernförde - "Das ist kein Geschenk heute", sagt ein
Minentaucher, als er an Bord des Landungsbootes "Schlei" steigt,
bevor er auf die Ostsee hinausfährt. Den Marinesoldaten im
Marinestützpunkt Eckernförde bläst Mitte November der Wind mit
Windstärke fünf bis sieben kräftig in die Gesichter. Dauernieselregen
durchnässt ihre Uniformen. Doch das hält Minentaucher der Deutschen
Marine nicht davon ab, ihre nicht alltägliche Arbeit zu verrichten.
Sprengungen und Flachwassertauchen stehen auf dem Dienstplan -
unterschrieben vom Kompaniechef hängt er am Schwarzen Brett der
Minentaucherkompanie in Eckernförde. Die Männer klagen nicht über
widriges Wetter, denn: im Einsatz und im Notfall müssen sie auch bei
jedem Wetter ran.

15 Monate Ausbildung liegen vor Güldner

Einer von den 20 Spezialisten an Bord der "Schlei" ist Andreas
Güldner: Der Obermaat ist der derzeitige deutsche Rekordhalter im
Freitauchen (Apnoetauchen). Im zurückliegenden Sommer ist er nur mit
Flossen und ohne Atemgerät 71 Meter tief ins Rote Meer abgetaucht.
Seitdem sagt er von sich selber: "Ich bin der tiefste Deutsche." Nach
dem Erfolg hat sich das Leben von Güldner kaum verändert. Er ist
bescheiden geblieben und hat bei den Minentauchern seine berufliche
Heimat und Zufriedenheit gefunden. Er will weiterkommen. Sein Ziel:
Bootsmann. Deshalb wird er zum Kampfmittelbeseitiger ausgebildet. Das
sind Meister ihres Fachs. Sie können Minen, Bomben und Sprengsätze
entschärfen. Der 22-jährige Güldner hat sich dazu auf 12 Jahre bei
der Marine verpflichtet. Im Dezember geht es zunächst nach Plön an
die Marineunteroffizierschule. Dort wird Güldner vier Monate lang zum
militärischen Vorgesetzten ausgebildet. Menschenführung, Recht und
militärische Ausbildung stehen dort auf dem Lehrplan. Danach geht es
weiter zum elfmonatigen Feuerwerker- und
Kampfmittelbeseitigerlehrgang nach Aachen. Anschließend warten auf
ihn Einsätze zu Lande und unter Wasser. Er lokalisiert dann Seeminen,
identifiziert und beseitigt sie. An Land kann Güldner zum Entschärfen
auch von Sprengfallen und Landminen eingesetzt werden.

Plastiksprengstoff ist wie Knetmasse

Das nasskalte Novemberwetter ist heute auch für Güldner kein
Zuckerschlecken, denn das Landungsboot hat unter Deck nicht viel
Platz. Die Vorbereitungen fürs Sprengen müssen ohnehin auf dem
offenen Ladedeck des Bootes verrichtet werden. Mit einem Messer
schneidet er den rosafarbenen Plastiksprengstoff. "Das ist völlig
ungefährlich und sicher in der Handhabung", betont Güldner
selbstsicher, "erst mit der Sprengkapsel kann die
6,5-Kilogramm-Ladung, die ich hier zu einem Paket schnüre, gezündet
werden." Mit Plastikfolie, Textilklebeband und Packband formt er aus
der knetfähigen Masse handliche Sprengladungen. Der Regen hat seine
schwarze Wollmütze mittlerweile völlig aufgeweicht. Regentropfen
laufen an seinen Wangen herunter. An das Landungsboot schlagen
derweil ein Meter hohe Wellen - das kiellose 40-Meter-Boot schaukelt
hin und her. Was motiviert die Männer, das alles auf sich zu nehmen?
Sie wollen ihre Minentaucherlizenz erhalten. Dazu müssen sie einmal
jährlich einen Tauchgang mit Sprengung absolvieren. Der Lohn dafür:
184,07 Euro monatliche Bruttozulage. Bei Auslandseinsätzen oder
Bordverwendungen kommen weitere variable Geldleistungen hinzu. Vor
allem ist es aber der Stolz, zu einer besonderen Truppe der
Bundeswehr zu gehören. Sie sind ausgewählt, sowohl körperlich als
auch geistig. Als äußeres Zeichen tragen die Minentaucher an ihrer
Uniform das Minentaucherabzeichen über der rechten Brust. Das bringt
vor allem Anerkennung bei Soldaten im In- und Ausland.

Ziel: Eigenen Rekord brechen

Über Güldners Tauchrekord wurde in den vergangenen Monaten
bundesweit viel in den Medien berichtet. Der Franke hat sich zu einem
Aushängeschild der Minentaucher entwickelt. Und solche Männer braucht
die Spezialistentruppe der Marine. Denn nur wenige schaffen das harte
Auswahlverfahren. Zurzeit gibt es in der Minentaucherkompanie rund 50
Männer - keine einzige Frau ist darunter. Der Bedarf der Marine an
diesen elitären Soldaten ist wesentlich größer. Das liegt an den
erweiterten Aufgaben der Bundeswehr mit ihren Auslandseinsätzen.
Güldner spricht über die Zeit nach seinem Rekordtauchgang: "Die
Berichterstattung darüber hat dazu geführt, dass ich vielleicht ab
Januar einen Sponsor für meine private Tauchausrüstung haben werde."
Er trainiere neben seiner Tätigkeit als Minentaucher mindestens
einmal wöchentlich in der "Taucherübungshalle", dem Schwimmbad im
Marinestützpunkt Eckernförde. Dort hat er einen Partner gefunden,
einen ausgebildeten Kampfschwimmer. "Mein Ziel ist es, meinen eigenen
Rekord einzustellen. Ich will 75 Meter schaffen", so der Mann aus
Gräfenberg bei Nürnberg. Trotz der Aussicht auf einen ersten Sponsor
bleibt Güldner Realist: "Vom Apnoetauchen kann fast niemand leben.
Mein Beruf ist Minentaucher. Das bin ich gerne - und das will ich
bleiben."

Marine vergrämt Säugetiere und Vögel vor Sprengübungen

Indes ist das Wetter auf der Ostsee so stürmisch geworden, dass
ein Sprengen nur sehr schwer möglich ist. Bis zu zwei Meter hohe
Wellen bringen die beiden mittlerweile ausgesetzten Schlauchboote der
Minentaucher stark zum schwanken. Sie wurden in Teamarbeit zu Wasser
gelassen und fahren abseits der geankerten "Schlei" im 15,4
Quadratkilometer großen Sperrgebiet Schönhagen. Das Gebiet zwischen
Damp und Olpenitz ist für die zivile Schifffahrt gesperrt. Hier übt
die Marine das Sprengen. "Doch der Tier- und Umweltschutz kommt nicht
zu kurz", sagt Güldner, "vor jeder Sprengung werden Säugetiere und
Vögel mit einem lauten Knall unter Wasser vergrämt." Doch am heutigen
Tag geht die Gefahr vom Wetter aus - für die Menschen. Die zwei Boote
können sich nicht mit Motorenkraft außerhalb des Gefahrenbereichs der
Detonationen halten. Der Ausbildungsleiter will die Übungen deshalb
nach nur einer Probesprengung abbrechen. Er sagt: "In Notfällen und
Einsätzen könnten wir das mit den Sprengungen bei diesem Wetter tun.
Jetzt besteht aber keine Notwendigkeit, ein Risiko einzugehen." Er
geht zum Kommandanten des Landungsbootes. Danach geht es zurück nach
Eckernförde. Dieses Beispiel zeigt: Minentaucher sind keine
Abenteurer. Mit Bedacht und Professionalität gehen sie ihrer Arbeit
nach. Risiko wird ausgeschlossen. Deshalb findet das
Flachwassertauchen nach einer 45-minütigen Rückfahrt im bis zu zehn
Meter tiefen Hafenbecken des Stützpunktes statt. Die Sprengungen
sollen an einem der kommenden Tage nachgeholt werden.

Beruf ist auch sein Hobby

Obermaat Güldner ist der erste, der ins neun Grad kalte Wasser
steigt. Er trägt einen schwarzen Vollkörper-Taucheranzug. An den
Armen ist die deutsche Flagge als Hoheitszeichen angebracht. Dadurch
wird der Taucheranzug zur Uniform. Auf seinem Rücken trägt er das
Dräger-Tauchgerät LAR 7 - das Lungenautomatische Respirationsgerät
Modell 7. Der Inhalt der beiden Flaschen: ein Gemisch aus 40 Prozent
Stickstoff und 60 Prozent Sauerstoff. "Damit können wir bis zu 24
Meter tief tauchen", sagt Güldner. Jetzt lauscht er den Belehrungen
des Ausbildungsleiters. Kein Wagnis soll eingegangen werden. Bei
auftretenden Problemen sollen vereinbarte Signale mit einer Leine
gegeben werden. Für Notfälle stehen Kameraden bereit, die mit einem
Schlauchboot im Hafenbecken fahren. Güldner konzentriert sich. Er
geht auf Schwimmflossen die zehn Meter bis zur Rampe des
Mehrzwecklandungsbootes. Kurze Pause. Er springt und taucht. Nur ein
etwa ein Meter langer gelber Kunststoffschwimmer bleibt an der
Wasseroberfläche zu sehen - verbunden mit der Sicherheitsleine.
Güldner geht seinem Beruf nach, der gleichzeitig sein Hobby geblieben
ist. Dieser Beruf wird ihn bald überall hinbringen - vor den Libanon
oder sogar nach Afghanistan - aber im Dezember erst einmal nach Plön
an die Marineunteroffizierschule.

Autor: Detlef Struckhof, Presse- und Informationszentrum Marine
Fotos: Detlef Struckhof, Presse- und Informationszentrum Marine

Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2

Pressekontakt:
Presse- und Informationszentrum Marine
Stabsbootsmann Detlef Struckhof
Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 / 44 12
E-Mail: piz@marine.de
Fotoredaktion Marine: 0 46 31 - 6 66 - 44 32


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