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Berliner Morgenpost: Die Autoindustrie ist nicht unschuldig an ihrer Krise - Kommentar

Geschrieben am 04-11-2008

Berlin (ots) - Nicht selten braucht es plötzliche, tiefe Krisen,
damit ohnehin unaufhaltsame Umbruchsprozesse in Gang kommen. Das gilt
auch für die Autoindustrie: Seit einhundert Jahren entwickelt und
produziert die Branche Vehikel mit vier Rädern, einem Lenkrad und
einer Karosserie. Ebenso lange setzt sie auf den Ottomotor. Doch der
Ölpreisschock und der Einbruch in wichtigen Märkten wie Nordamerika,
Westeuropa und Japan zeigen allen Herstellern, dass sich kein
Produzent herkömmlicher Autos seiner Zukunft mehr sicher sein kann.
Kaum ein Tag vergeht ohne Gewinnwarnungen, Produktionssenkungen oder
die Ankündigung von Kurzarbeit. Die Verbraucher sind verunsichert und
zögern mit dem Autokauf. Wer will heute schon ein Fahrzeug neu
ordern, das zwar aufgrund seiner hohen Qualität zehn oder zwölf Jahre
hält, aber dafür einen Verbrennungsmotor hat, dessen Tankfüllung in
wenigen Jahren schon fast zum Luxus werden könnte.
Die Entscheidung der Bundesregierung, in den nächsten zwei Jahren
Neuwagenkäufer von der Kfz-Steuer zu befreien, ist vor diesem
Hintergrund zwar löblich, aber doch nur ein Anfang. Den Absatz dürfte
dieses "Subventionsprogramm" nur leicht ankurbeln - das zeigt auch
die Skepsis des sonst so zuversichtlichen Branchenverbands VDA. Um
für weiter reichende Anreize und damit wirklich spürbare zusätzliche
Impulse bei den zurückhaltenden Autokäufern zu sorgen, muss mehr
geschehen. Dazu zählen etwa zinsgünstige Kredite, eine
Verschrottungsprämie für Altautos oder die seit langem von der
Bundesregierung hinausgeschobene Reform der Kfz-Steuer auf eine am
Kohlendioxid-Ausstoß basierende Abgabe. Doch das sind nur die
gesetzlichen Rahmenbedingungen, die der Branche helfen können.
Die Jahre des klassischen Verbrennungsmotors sind jedoch gezählt -
die Zukunft des Antriebs ist elektrisch. Fraglich ist nur, ob es in
zehn oder in 15 Jahren so weit sein wird. Dieser Umbruch trifft auch
die deutschen Hersteller mit aller Härte. In der Vergangenheit haben
sie trotz vieler Erfolge Branchentrends wie den Katalysator, den
Rußpartikelfilter oder den Hybridantrieb verschlafen oder nicht
weiter verfolgt. Und auch heute wirken die großen Konzerne nicht
zeitgemäß aufgestellt. Unternehmen wie Audi, BMW oder Daimler
definieren sich in erster Linie weiter über Design, Pferdestärken und
Geschwindigkeit.
Das wird sich bald ändern. Dabei geht es eben nicht mehr nur um neue
Modelle, die sich im Aussehen, Verbrauch und in technischen
Feinheiten vom Vorgängermodell unterscheiden. Es geht um
Unterscheidungsmerkmale, die heute noch keine Rolle spielen - allen
voran die Antriebsart.
Das könnte dramatische Folgen haben. Denn die Autobauer bringen
beispielsweise beim Thema Batterie als Energiespeicher für den
Antrieb so gut wie keine Kompetenz mit. Es ist folglich keinesfalls
sicher, dass Daimler und Co. am Ende Herr des Geschehens sind. Es
könnten vielmehr Zulieferer wie der Batteriehersteller Sanyo oder
Energiekonzerne wie RWE diejenigen sein, die ihre Wertschöpfungskette
erweitern und sich eines Tages einen Autobauer einverleiben.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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