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Westfalenpost: Bitterer Kniefall

Geschrieben am 16-10-2008

Hagen (ots) - Finanzkrise entlarvt Mittelmäßigkeit
Von Jörg Bartmann
Jede Zeit braucht helle Köpfe, die über den Tellerrand schauen. Je
schnelllebiger die Zeit vonstatten geht, um so wichtiger sind ruhende
Pole mit Vorbildcharakter. Entscheidungsträger sind gefordert, die
nicht zwischen 12 Uhr und Mittag alles erledigen, sondern ausgewogen,
ohne dem Zeitgeist Tribut zu zollen, Arbeitsplätze, Familien und
Staat im Blick haben. Diese so genannte Elite ist ausgedünnt,
unterentwickelt in einer globalisierten Welt, die dem schnellen Geld,
der kurzfristigen Anlage hinterherrennt.
Das gilt ja nicht nur für die Bankenbranche - da aber im Moment
besonders. Vorbei die Zeiten als ein Banker sich wie folgt
buchstabierte: A wie Abs, B wie Abs, S wie Abs. Natürlich litt dieser
Mann, ein Typ für sich, nicht unter Minderwertigkeitskomplexen. Er
hatte sein Metier im Griff, war entscheidungsfreudig, ohne das
Gemeinwohl zu vernachlässigen. Aus ähnlichem Holz war einer seiner
Nachfolger bei der Deutschen Bank geschnitzt: Alfred Herrhausen, der
sich einem veränderten Weltbild stellen musste: Er hatte Antworten
parat, wusste mit Visionen zu überzeugen, bis ihn die Rote Armee
Fraktion (RAF) sinnlos wegbombte.
Es folgten die geringschätzigen Peanuts-Diskussionen oder
Victory-Zeichen der Spitzenbanker, die den Boden unter den Füßen
verloren - mit der alleinigen Ausrichtung auf Zahlen, Zahlen. . . Die
Finanzkrise hat diese erste Garde entlarvt. Plötzlich, aus dem
Nichts, kam der verschmähte Ruf nach dem Staat. Es war ein Kniefall
vor der eigenen Unzulänglichkeit, der nicht erkannten Gefahr einer
Krise, die sie überforderte. Die Bilanzaufbesserung durch
Massenentlassungen verpuffte in einem Finanzchaos. Da stellt sich die
Frage nach Verantwortung, nach fachkundiger Beratung im Jetzt. Klar
erkennbar ist nur: Die Höhe der Bezüge korrespondiert auf keinen Fall
mit dem sinnvollen Einsatz von Macht. Vielfach sind überbezahlte
Manager nur darauf aus, ihre Verträge zu verlängern. Da haben sich
Wirtschaft und Politik fatal angenähert. Querdenker, Vorbilder werden
weggebissen, es ist die Zeit für Mitläufer, daraus resultiert
Mittelmaß.
Von entzauberten Superstars haben wir die Nase voll, die mit
präsidialer Attitüde dozieren, wortgewandt den moralischen Anspruch
unterstreichen, um dann gegensätzlich zu handeln. Deshalb birgt die
Finanzkrise auch eine Chance: Allzu riskante Entscheidungen müssen
(vorab) besser überprüft werden. Wofür gibt es gutbezahlte
Aufsichtsräte? Die dürfen sich aber nicht als funktionierendes
Netzwerk verstehen, sondern müssen bei gravierenden
Fehlentscheidungen mit Regressansprüchen rechnen.

Originaltext: Westfalenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58966
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Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


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