Interview mit dem ehemaligen Allianz-Vorstand Hagemann: "Ich sehe mich bestätigt"

München (ots) - Früherer Beauftragter für Kooperation mit der
Dresdner Bank: "Schöne Vorstellung ließ sich nicht verwirklichen" /
Zweifel, ob nun Ruhe bei der Allianz einkehrt / Stellungnahme zu
Konzernchef Diekmann abgelehnt

Reiner Hagemann, Ex-Vorstandsmitglied der Allianz, sieht durch den
Verkauf der Dresdner Bank seine damalige Skepsis bestätigt. "Es hat
sich erwiesen, dass sich der Konzerngewinn durch die Kooperation
zwischen Bank und Versicherung nicht entscheidend steigern lässt",
sagte Hagemann in einem Interview mit boerse-online.de, dem
Internet-Portal des Anlegermagazins "Börse Online". Der langjährige
Versicherungsmanager war unter anderem mit der Kooperation der
Allianz-Versicherungssparten mit der Tochter Dresdner Bank beauftragt
und hatte sich immer wieder zurückhaltend über die Chancen einer
solchen Zusammenarbeit geäußert. Im Jahr 2005 schied Hagemann im
Streit mit Vorstandschef Michael Diekmann aus dem Vorstand aus;
allerdings ging es dabei nicht um die Dresdner Bank.

Mit Blick auf die Zusammenarbeit zwischen Bank und Versicherung
bemängelte Hagemann, der Fokus habe zu eng auf Altersvorsorge
gelegen. "Auch war man im Umgang mit der Investmentbank der Dresdner
zu wenig konsequent." Auf die Frage, ob er damit Diekmann persönlich
kritisieren wolle, sagte das ehemalige Vorstandsmitglied, er wolle
sich über einzelne Personen nicht äußern. Hagemann bezeichnete die
Übernahme im Jahr 2001 als Fehler - "in dem Sinne, dass die schöne
Vorstellung eines so genannten integrierten Finanzdienstleisters
nicht zu verwirklichen war".

Hagemann bezweifelt, dass nach dem Kauf der Dresdner Bank durch
die Commerzbank Ruhe bei der Allianz einkehrt. "Meine Prognose ist,
dass im Vertrieb eine lange Phase der Unsicherheit bevorsteht." Es
herrsche nach seiner Vermutung zwar eine gewisse Erleichterung, weil
die Dresdner Bank endlich aus dem Konzern verschwinde. "Allerdings
wird es wohl ein schwieriger Prozess, den Wechsel der
Vertriebspartner bei der Commerzbank hinzubekommen." Derzeit ist AMB
Generali/Volksfürsorge der Partner bei Versicherungen, nach dem
Vollzug des Dresdner-Kaufs wird es die Allianz sein.

Originaltext: Börse Online, G+J Wirtschaftsmedien
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