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IGeL- Markt wächst weiter / Die Initiative kommt meist vom Arzt

Geschrieben am 19-08-2008

Bonn (ots) - Nach einer aktuellen Umfrage unter gesetzlich
Krankenversicherten haben mehr als ein Viertel (26,7 %) der
gesetzlich krankenversicherten Patienten im letzten Jahr ärztliche
Zusatzleistungen gegen Rechnung angeboten bekommen. Der
Selbstzahlermarkt ist damit im Vergleich zu den Vorjahren weiter
gewachsen. Nach Angaben der Patienten geht die Initiative zu
individuellen Gesundheitsleistungen dabei meist vom Arzt aus (67,1
%), nur ein Drittel der Betroffenen (32,4 %) gibt an, von sich aus
nach Selbstzahlerleistungen gefragt zu haben. Die Versicherten zeigen
sich angesichts der Vermarktung privater Zusatzleistungen in der
Arztpraxis nach wie vor verunsichert - zumal bei der Mehrheit der
privaten Zusatzleistungen (62,2 %) die erforderliche schriftliche
Vereinbarung zwischen Arzt und Patient vor der Behandlung unterblieb.
Jede sechste erbrachte Leistung (15,9 %) erfolgte ohne Rechnung. Dies
sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse zur Entwicklung im
IGeL-Markt. Sie basiert auf einer bundesweiten telefonischen
Befragung von 3.000 gesetzlich Krankenversicherten im Zeitraum
Juni-Juli 2008.

Jeder vierte GKV-Versicherte (26,7 %) hat im Laufe der letzten
zwölf Monate in einer Arztpraxis sog. "Individuelle
Gesundheitsleistungen" angeboten bzw. in Rechnung gestellt bekommen
(zahnärztliche Leistungen ausgenommen). Die aktuellen Zahlen, so
WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber, sind im Vergleich zum Vorjahr
erneut leicht gestiegen. Insgesamt werde mit IGeL - hochgerechnet -
aktuell ein Umsatz von rund einer Milliarde Euro erzielt.

Die Initiative zu privaten Zusatzleistungen geht meist vom
behandelnden Arzt aus: Die Frage "Haben Sie von sich aus nach dieser
Leistung gefragt?" wird mehrheitlich von den Patienten verneint.
Vielmehr werden die am häufigsten genannten, privat zu bezahlenden
Leistungen wie Ultraschalluntersuchungen (19,1 %),
Augeninnendruckmessungen (12,7 %) und ergänzende
Krebsfrüherkennungsuntersuchungen bei Frauen (12,1 %), aber auch
Knochendichtemessungen und Laborleistungen nach Angaben der Patienten
meist aktiv vom Arzt angeboten. Nur ein Drittel (32,4 %) der
Versicherten gibt an, private Zusatzleistungen nachgefragt zu haben.
Hier sind im letzten Jahr v.a. kosmetische Leistungen und
Hautkrebsvorsorgeuntersuchungen von Interesse gewesen.

Fachärzte machen insgesamt deutlich mehr private Leistungsangebote
als Allgemeinmediziner. Am häufigsten haben Gynäkologen und Hautärzte
IGeL-Leistungen angeboten. An dritter Stelle werden die Augenärzte
genannt, gefolgt von Orthopäden und Urologen.

Die Befragungsergebnisse dokumentieren zudem erneut, dass die
Erbringung von IGeL-Leistungen nicht immer rechtlich korrekt erfolgt.
In nur 36,4 % der genannten Fälle wurde vor der Behandlung eine
schriftliche Vereinbarung zwischen Arzt und Patient getroffen. Für
jede sechste erbrachte IGeL-Leistung (15,9 %) wurde in der Arztpraxis
keine Rechnung ausgestellt.

Wie auch in den früheren Untersuchungen festgestellt zeigt sich
eine deutliche soziale Differenzierung beim Angebot von IGeL:
Patienten mit überdurchschnittlicher Bildung und höherem Einkommen
bekommen IGeL deutlich häufiger angeboten als andere. So bekam in den
unteren Einkommensgruppen (bis 1.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen)
nur etwa jeder Fünfte Privatleistungen vorgeschlagen (18,7 %),
während in den höheren Einkommensgruppen (über 4.000 Euro
Haushaltsnettoeinkommen) mehr als ein Drittel der Befragten (39,1 %)
über ein individuelles Angebot ihres behandelnden Arztes berichtet.
Patienten mit hoher Schulbildung werden nahezu doppelt so häufig
private Zusatzleistungen angeboten (32,4 %)wie Patienten mit
einfacher Schulbildung (17,8 %).

Viele Versicherte stehen IGeL nach wie vor skeptisch gegenüber.
Rund 40 Prozent der Befragten denken, dass das Vertrauensverhältnis
zwischen Arzt und Patient durch das Angebot zusätzlicher
Privatleistungen beeinflusst wird. Dieser Personenkreis befürchtet im
Regelfall, dass durch IGeL-Angebote die Arzt-Patienten-Beziehung
verschlechtert wird.

"Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient leidet offenbar durch
das Spannungsfeld "IGeL", die Patienten sind durch die privaten
Zusatzangebote irritiert" sagt Studienleiter Klaus Zok. Versicherte
und Patienten, die sich verunsichert fühlen, sollten sich nach einem
IGeL-Angebot in der Arztpraxis beraten lassen. Krankenkassen und
Verbraucherzentralen bieten hier Unterstützung an.

Die zentralen Ergebnisse stehen unter www.wido.de zum Downloaden
bereit.

Originaltext: AOK-Bundesverband
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8697
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_8697.rss2

Pressekontakt:
Kontaktadresse und weitere Informationen:
Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
Klaus Zok
Tel.: 0228/843-134
E-Mail: klaus.zok@wido.bv.aok.de


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