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Westdeutsche Zeitung: Bayreuther Festspiele: Rücktritt Wagner's = Von Sophia Willems

Geschrieben am 29-04-2008

Düsseldorf (ots) - Es muss gestern ein großes Aufatmen durch die
Musikwelt gegangen sein: Der große Gralshüter, der das weltweit
wichtigste Musikfestival seit 1951 mit seinem Bruder Wieland leitete
und seit 1966 ganz allein beherrscht, Wolfgang Wagner also, macht den
Weg frei für die Zukunft. Denn ohne den Rücktritt kein Neubeginn. Und
er ist überfällig, beschied sich das eigentliche Festspiel-Ereignis
doch längst nur noch mit der Wiederkehr des immer Gleichen.
Es wären manche neuen Töne denkbar und sicherlich im Geiste Richard
Wagners. Der hatte die Festspiele nach der Revolution 1848 als
Protest gegen den zeitgenössischen Opernbetrieb, gegen
Effekthascherei und aufgeblasenes Virtuosentum verstanden wissen
wollen, und sie begannen 1876 in diesem Geiste. So hatte sein
Nachfahr Pierre Boulez viel mit ihm gemein, als er als junger Mann
verlangte, die Opernhäuser in die Luft zu sprengen. Wagner war ein
Linker, für den Kunst und Gesellschaft sich eng verzahnten.
Nach Krieg und unseliger Hitler-Verehrung auf dem Hügel hielt schon
einmal in Bayreuth ein neuer Geist Einzug: Wieland begründete mit der
Bühnen-Entrümpelung das "Neu-Bayreuth", Wolfgang mit dem
Regie-Prozess über Jahre die "Werkstatt Bayreuth". Lange her. Nun
darf die Frage nicht länger tabu sein, ob Bayreuth durch andere als
Wagner-Werken "entweiht" wird. Vielmehr muss gefragt werden, ob nicht
gerade andere Opern, auch zeitgenössische, für neue künstlerische
Höhenflüge unabdingbar sind. Ohnehin haben längst andere Bayreuth den
interpretatorischen Rang abgelaufen.
Das neue Konzept steht und fällt mit den Persönlichkeiten. Wagners
Trick hat schon die Dämonie eines Wotan: Er mutet dem Stiftungsrat
die Kröte Katharina (29) zu. Der schluckt sie, weil er als Draufgabe
die Königin Eva (63) und den Rücktritt Wolfgangs erhält. Katharina
Wagner hat wenig Theaterluft geschnuppert, Eva Wagner-Pasquier aber
war Chefin in London, sie machte Programme an der Bastille-Oper,
arbeitete in Madrid, an der Met, in Aix. Zur Abrundung des
intellektuellen Niveaus wäre das Duo Eva/Nike ideal. Aber neue
Personalien sind noch möglich; die Bewerbungsfrist endet erst am 31.
August. Auch wenn diese Namen dann womöglich dem sturen Oberfranken
Wolfgang nicht passen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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