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Westdeutsche Zeitung: Absurdes Theater bei Volkswagen = Von Ingo Faust

Geschrieben am 24-04-2008

Düsseldorf (ots) - Vor zwei Jahren wurde Porsche beim Einstieg bei
VW noch von der Belegschaft als Retter gefeiert. Jetzt ist der
Stuttgarter Autobauer zum Feind geworden. Schuld daran ist vor allem
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der ungeschickt mit den VW-Werkern
umspringt und ihnen Angst macht. Der Westfale, der Porsche saniert
hat und dafür jährlich über 60 Millionen Euro an Gehalt kassiert,
lässt gerne den "Gutsherren" raushängen. Vielleicht spielt er aber
auch nur für die Familien Porsche und Piëch den Buhmann, damit die
sich nicht die Hände schmutzig machen müssen.
Dass das alte VW-Gesetz von der EU gekippt wurde, ist Wiedeking
jedenfalls nicht genug. Jetzt soll auch noch die Macht der
Wolfsburger bei der Mitbestimmung beschnitten und die niedriger als
übliche Sperrminorität gekippt werden. Dass für 360 000 VW-Werker im
künftigen Gesamtbetriebsrat gleich viele Sitze vorgesehen sind wie
für 11 500 Porsche-Mitarbeiter, ist nicht nur auf den ersten Blick
ungerecht. Auf den zweiten sieht man gleich, dass die Anliegen der
Wolfsburger künftig keine besondere Rolle mehr spielen sollen. Die
Sitzverteilung hätte Porsche leicht anders regeln können - aber
wollte nicht. Darüber werden am kommenden Dienstag Arbeitsrichter
entscheiden.
Eine Sperrminorität von 20 Prozent ist zwar in deutschen
Aktiengesellschaften ungewöhnlich. Sie ist aber nicht ausgeschlossen.
Wenn ein Unternehmen will, dass 80 Prozent aller Aktionäre wichtige
Entscheidungen absegnen müssen, dann darf es das. Dass das nicht im
Sinne von Porsche ist, liegt auf der Hand. Denn diese Hürde müsste
dann auch bei einem Beherrschungs- und Gewinnabführungvertrag
genommen werden, auf den die Stuttgarter bei VW hinsteuern. Die
Aufforderung an das Land Niedersachsen, weitere fünf Prozent
VW-Aktien zuzukaufen, ist jedenfalls eine Farce. Das würde den
Steuerzahler 3,3 Milliarden Euro kosten.
Porsche und Wiedeking sollten alles in Ruhe überdenken. Jahrelange
Prozesse bringen nichts. Der gerade erstarkende Autobauer, der Toyota
den ersten Platz streitig machen will, kommt so nicht voran. Und kein
Unternehmen der Welt lässt sich gegen die Belegschaft führen. Das
müsste eigentlich auch Wiedeking wissen. Er sollte einlenken.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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