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Westdeutsche Zeitung: Der Niedergang eines Mediums = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 23-04-2008

Düsseldorf (ots) - Familienministerin Ursula von der Leyen hat
kürzlich gesagt, was sie vom Fernsehen hält: Es mache "dick, dumm,
traurig und gewalttätig". Tatsächlich setzen Privatsender ihrem
Publikum im Würgegriff der Quote eine Mixtur des Grauens vor, und die
Öffentlich-Rechtlichen kontern nicht etwa mit Qualität, sondern mit
einer Rosamunde-Pilcherisierung ihrer Inhalte.
Doch die Sender haben ihre Rechnung ohne die jüngeren Generationen
gemacht, die das Geflimmer auf 40 Kanälen zunehmend mit Missachtung
strafen. Ursache dafür ist allerdings nicht allein das bis auf
Ausnahmen unterirdische Niveau der Programme: Ursache ist auch, dass
das Fernsehen sich auf Dauer abnutzt, weil es dem natürlichen
Kommunikationsverhalten des Homo sapiens widerspricht.
Menschen sind Sozialwesen und wollen Informationen auf Dauer nicht
konsumieren, sondern austauschen. Sie wollen sich keinem Diktat der
Themen beugen, sondern ihre Inhalte selbst bestimmen. Sie wollen
lesen, was sie interessiert. Sie wollen sich vor einer Öffentlichkeit
darstellen - redend, schreibend, fotografierend, filmend oder
musizierend. Sie wollen keine Zuschauer sein, sondern aktive
Mediennutzer.
Im kommenden Jahrhundert werden die Erdenbürger kopfschüttelnd auf
die TV-Epoche als ein Zeitalter der Passivität blicken, in dem
Millionen allabendlich in Duldungsstarre verfielen, ihr Gehirn auf
Stand-by schalteten und sich einer irrwitzigen Zeitvernichtung
hingaben.
Ausgerechnet die Generationen, die nie eine Welt ohne Privatfernsehen
kennenlernten, werfen die Dinosaurier nun aus dem Wohnzimmer und
laden sich Inhalte nach persönlichem Geschmack auf ihre Laptops.
Nicht die Filme verbannen sie aus unserer Kultur, sondern deren
starre, in Programmformate gegossene Anordnungen.
Die Zukunft der Medien hat begonnen, und sie ist bunt und vielseitig:
Während das geschriebene Wort als Klassiker unter den
Informationsvermittlern seine Bedeutung wahrt, entwickelt sich das
Internet zum sozialen Kosmos und das Mobiltelefon zum multimedialen
Kommunikator. Dem ausgelaugten Fernsehen wird als kommunikative
Einbahnstraße auf Dauer nur eine Nische bleiben. Wir sollten darüber
nicht allzu traurig sein.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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