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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Max Mosley

Geschrieben am 04-04-2008

Bielefeld (ots) - Die Maske des Gentleman ist gefallen. Dabei ist
es zweitrangig, ob die in dem mehr als unappetitlichen Video in
Nazi-Uniform gekleideten fünf Prostituierten nur dem sexuellen oder
auch dem politischen Geschmack des obersten Motorsportlers der Welt
entsprechen. Die Reaktion von Max Mosley auf die Enthüllung ist
bizarr: Er bestreitet nicht, dass er der Hauptakteur dieser
Schmuddelshow ist, distanziert sich aber nur von einer rechtsextremen
Gesinnung. Aber deshalb zurücktreten - das schließt er aus.
Der Patentanwalt beweist damit eine gewaltige Chuzpe, er ist immerhin
oberster Regelhüter des Motorsports. Die Vorstellung ist wahrlich
grotesk: Beim nächsten Regelverstoß der Formel 1 wird in edle Anzüge
gewandet verhandelt, und die Vertreter der Rennteams haben ihren Boss
alle schon halbnackt gesehen, wie er Frauen auspeitscht und dabei auf
Deutsch »1, 2, 3, 4« zählt.
Doch in dem Milliardengeschäft auf vier Rädern geht es nur um Macht
und Profit. Da ist fast alles erlaubt. Politische Aussetzer hat es
schon viele gegeben. Der Italiener Flavio Briatore zeigte den
Hitler-Gruß, und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, ebenfalls Brite wie
Mosley, hält die Gesellschaftsform Demokratie insgesamt für
hinderlich.
Aber nicht nur der Fall Mosley lässt einen bitteren Einblick in
derzeitig mangelndes Krisenmanagement des Sports zu. In Sachen Peking
zeigen die obersten Gralshüter des olympischen Gedankens eine
geistig-moralische Verrohung. In Tibet werden Menschen
zusammengeprügelt und getötet, tausende Demonstranten werden vor ein
so genanntes Gericht gezerrt. Ein Chinese, der für Bürgerrechte und
Umweltschutz kämpft, wird für dreieinhalb Jahre eingesperrt, eine
freie Berichterstattung aus dem Reich der Mitte soll es nur während
der Festspiele der Jugend geben. Und die Reaktion des IOC? Die Spiele
müssen weitergehen.
Doch dabei belassen es die Körperertüchtigungs-Honoratioren nicht.
Diktatorisch weisen sie die eigentlichen Hauptdarsteller, die
Athleten, darauf hin: Schneller, höher, weiter - das ist okay. Aber
bitte nicht zu viel denken, und bloß nichts Kritisches oder
Politisches sagen. Vielleicht passen Olympia und China - gemeinsamer
Nenner: wenig Rechte, große Gewinne - im Jahr 2008 ja doch gut
zusammen?
Dabei müssten die Funktionäre eigentlich nicht so große Angst haben.
Von ihnen als Querulanten empfundene Sportler, wie die
Degen-Fechterin Imke Duplitzer, gibt es wenige. Die meisten halten es
da eher mit vornehmer Zurückhaltung - auch im Fall Mosley.
Dass ein Formel-1-Fahrer wie Nick Heidfeld sagt, man müsse immer
daran denken, »dass man ein Vorbild für andere und vor allem junge
Menschen« sei, ist schon die waghalsigste Form der Kritik in der
Maul-halten-und-Unterhalten-Industrie.
Die bittere Erkenntnis: Wenn es um Milliarden geht, muss die Moral
eine Auszeit nehmen. Nur Profit (Sportler, Veranstalter,
TV-Anstalten) und Macht (Funktionäre) sind heilig.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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