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SWR-Rundfunkrat verteidigt Internetangebote von ARD und ZDF Einstimmige Resolution zum neuen Rundfunkstaatsvertrag

Geschrieben am 04-04-2008

Stuttgart (ots) - Stuttgart. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk
darf nicht von der digitalen Zukunft im Internet abgeschnitten
werden. Dieser Appell an die Politik ist Inhalt einer Resolution, die
der Rundfunkrat des Südwestrundfunks (SWR) in seiner Sitzung am
Freitag, 4. April 2008, in Stuttgart verfasste. Die einstimmig
verabschiedete Resolution stellt fest, der Arbeitsentwurf zum neuen
Rundfunkänderungsstaatsvertrag bei den Online-Angeboten "engt die
Entwicklungsmöglichkeiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
unangemessen ein und beschädigt seine Zukunftsfähigkeit in der
digitalen Welt". Der Vorsitzende des Rundfunkrats Harald Augter: "Das
ganze Gremium unterstützt den Intendanten einmütig und nachhaltig
dabei, gegen diese Pläne vor zu gehen. Selbst bestehende
Internetangebote im Kern des journalistischen Auftrags wären dann
unmöglich. Soweit darf es nicht kommen."

Der Resolution vorangegangen war eine intensive Diskussion der
Gremien über den Gesetzentwurf, der den Internetangeboten von ARD und
ZDF unter anderem zur Auflage macht, Texte nach einer Woche zu
löschen. SWR-Intendant Peter Boudgoust: "Wenn das Gesetz würde, dann
müssten textbasierte Online-Angebote, zum Beispiel im Rahmen einer
Berichterstattung über Landtagswahlen, nach sieben Tagen vom Netz
genommen werden. Das hat mit Informationsfreiheit nichts zu tun."
Boudgoust erläuterte, dass der Gesetzentwurf vorsehe, Texte im
Internetangebot von ARD und ZDF einem strengen Sendungsbezug zu
unterwerfen. "Texte sind neben Video- und Audio-Angeboten, neben
Fotos und Grafiken, ganz selbstverständliche Bestandteile jeder
Internetseite. Wer uns ins Postkutschenzeitalter zurückschicken will,
der soll das sagen. Diesen interessengesteuerten Angriff auf den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk werden wir nicht zulassen."
Boudgoust verwies in Stuttgart darauf, dass der vorliegende Entwurf
des Rundfunkstaatsvertrages gleichzeitig ARD und ZDF auftrage, mit
ihren Internetangeboten "allen Bevölkerungsgruppen die Teilhabe an
der Informationsgesellschaft zu ermöglichen" und den Menschen
"Orientierungshilfe zu bieten". SWR-Intendant Boudgoust: "Wie diese
Forderung mit den Formulierungen des Rundfunkstaatsvertrages
inhaltlich in Einklang gebracht werden soll, versteht kein Mensch.
Hier steht nicht weniger als unsere journalistische Kernaufgabe zur
Disposition. Ich bin froh, dass der Vorsitzende der
Rundfunkkommission der Länder bereits signalisiert hat, dass dies
auch seine Zustimmung nicht finden wird."

Boudgoust erläuterte vor dem Rundfunkrat, der SWR werde im Zuge
der Digitalisierung sämtliche Unternehmensstrukturen überprüfen. Dazu
gehörten auch die klassischen Programm-Medien. Die Steuerung des
Digitalisierungsprozesses übernehme SWR-Verwaltungsdirektor Viktor
von Oertzen.

Boudgoust: "Vernetzung ist das Gebot der Stunde. Das gilt für
unsere interne Struktur ebenso wie für die ARD und darüber hinaus.
Nur so werden wir die Herausforderungen einer digitalen Medienwelt
bestehen." Für den SWR bedeute dies, dass der Sender nicht mehr in
Sparten wie Radio, Fernsehen und Internet denken dürfe. Boudgoust:
"Online ist ein so umfassendes Medium, dass es auch Radio und
Fernsehen grundlegend verändern wird. Wir müssen bei jedem Thema und
jedem Programm prüfen, welche Ausspielwege dafür geeignet sind. Es
darf kein Kästchendenken geben, hier Radio, da Fernsehen, dort
Online."

Boudgoust erläuterte vor dem Gremium, dass er deshalb im
Einvernehmen mit der Geschäftsleitung bewusst weder einen Vertreter
der alten noch der neuen Medien gewählt habe, sondern mit dem
Verwaltungsdirektor einen "Moderator" zum
Digitalisierungsbeauftragten ernannt habe. Dieser werde im Dialog mit
allen Bereichen Organisationsstrukturen entwickeln und der
Geschäftsleitung vorlegen. Boudgoust: "Digitalisierung ist und bleibt
also Chefsache im SWR. Denn hier steht unsere Zukunft auf dem Spiel.
Durch die Digitalisierung wachsen beim Publikum zu Hause die Medien
zusammen - das muss auch für unser Haus gelten."

Boudgoust ging auch auf die voraussichtliche Übernahme der
ARD-Geschäftsführung durch den SWR im kommenden Jahr ein. Die
Intendantinnen und Intendanten hatten sich auf ihrer Klausurtagung am
20. März in Berlin auf diesen Vorschlag an die ARD-Hauptversammlung
verständigt. Boudgoust: "Wir sind gebeten worden, die
ARD-Geschäftsführung zu übernehmen, und dieser Bitte kommen wir gerne
nach. Wir sind dafür gut gerüstet." Der SWR-Intendant erläuterte, die
Fragen der Digitalisierung würden alle Landesrundfunkanstalten in den
kommenden Jahren beschäftigen. Der SWR nehme sich als federführender
Sender der ARD für den Bereich Online der Thematik in besonderem Maße
an. In einer Zeit der weltweiten medialen Vernetzung sei es sinnvoll,
wenn die ARD die entscheidenden Weichenstellungen im Einverständnis
vornehme. Auch hier gelte das Prinzip der Vernetzung: "Dafür werde
ich im Kreise meiner Intendantinnen- und Intendantenkollegen werben.
Ich verstehe die Übernahme der ARD-Geschäftsführung in diesem Sinne
auch als Dienstleistung am Senderverbund."

Mit Blick auf die Kritik der Verleger am Online-Engagement von
ARD, ZDF und Deutschlandradio sagte der SWR-Intendant: "Es freut
mich, dass bereits einige Verlage auf unser Angebot zur Kooperation
im Bereich Online reagiert haben und mit uns in guten Gesprächen
sind. Ich bin zuversichtlich, dass die Partnerschaft in der täglichen
journalistischen Arbeit für eine Beruhigung der manchmal doch sehr
hitzig geführten Diskussion sorgt." Vielen Zeitungs- und
Zeitschriftenverlagen sei klar, dass die öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten nicht ihre Gegner im Netz seien, sondern Partner.
Boudgoust: "Journalistische Qualität ist zum Glück ein Gut, das nicht
durch Verknappung wertvoller wird, sondern das im Gegenteil durch
Verbreitung an Wert gewinnt." Der SWR-Intendant verglich die
automatisierte Verlinkung von Video-Inhalten der
öffentlich-rechtlichen Sender im Onlineangebot der Zeitungen mit
einem journalistischen Zitat: "Es ist ein Zeichen der gegenseitigen
Wertschätzung und eine gute journalistische Tradition, die wir eben
nur in ein neues Medium überführen. Auch hier gilt: Vernetzung ist
das Prinzip des Internet. Die Verspartung der Medienwelt stammt aus
dem Zeitalter linearer Programme und Kanäle. In der Online-Welt
gelten solche Grenzen nicht mehr. Das wissen die Nutzer längst - es
ist Zeit, dass wir ihren Bedürfnissen nachkommen."

Diese Pressemeldung und im Anhang den Wortlaut der Resolution
finden Sie unter www.swr.de/presseservice.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Wolfgang Utz, Telefon:
07221/929-2785, E-Mail: Wolfgang.Utz@swr.de

Originaltext: SWR - Südwestrundfunk
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7169
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7169.rss2


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