(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Wer zahlt, schafft an, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Diskussion über das im Auftrag des Bundesfinanzministeriums erstellte Gutachten zur Reform von Anlegerentschädigung und Einlag

Geschrieben am 12-03-2008

Frankfurt (ots) - Das ist mal ein origineller Vorschlag zur
Überwindung der Dreisäulenstruktur des Bankgewerbes: Nach dem im
Auftrag des Bundesfinanzministeriums erstellten Gutachten der
Professoren Bigus (Uni Bern) und Leyens (Uni Hamburg) zur Reform von
Anlegerentschädigung und Einlagensicherung sollen künftig alle für
alle haften - Privatbanken, Volksbanken und Sparkassen mithin auch
für jene gruppenfremden Finanzhäuser, die in ihren Kreisen keinen
Schutz fanden. Das ist das Prinzip des Länderfinanzausgleichs oder
der Gesetzlichen Krankenversicherung: Wer mies wirtschaftet oder
Schlimmeres anstellt, hält sich bei denen schadlos, die ihre Finanzen
und Risiken im Griff haben. "Überlaufregelung" heißt das. Der Begriff
impliziert, dass im Notfall schon ein Sicherungstopf ausgelaufen ist
oder - wie die Entschädigungseinrichtung der
Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) - seit eh und je ziemlich leer
war.

Anlass der Überlegungen ist der 670-Mill.-Euro-Betrugsfall Phoenix
Kapitaldienst. Die 750 Vermögensverwalter, Börsenmakler und sonstigen
EdW-Mitglieder, die per - oft an die Substanz gehender - Sonderumlage
zur Kasse gebeten werden, sind zwar ebenso zu bedauern wie 30000
geprellte Anleger, die sich bis zu 20000 Euro auf den Schutz ihrer
Anlage verlassen konnten. Aber so, wie es sich die Gutachter
vorstellen, nämlich zulasten der Kreditwirtschaft und ihrer Kunden,
darf das Problem nicht gelöst werden. Wer zahlt, schafft an: Es kann
doch nicht allen Ernstes daran gedacht sein, dass Banken und
Sparkassen für in Teilbereichen konkurrierende Finanzdienstleister
haften sollen, ohne dass Letztere sich den Aufnahmekriterien und
Kontrollmechanismen der etablierten und bewährten Sicherungssysteme
unterwerfen. An diesen Kriterien und Mechanismen müssen aber
zumindest jene Akteure scheitern, die sich im oder an der Grenze zum
grauen Kapitalmarkt bewegen.

Ein Entschädigungssystem, das schon dem ersten härteren
Belastungstest nicht standhält, ist ein klarer Fall von
Fehlkonstruktion. Das muss nicht an schlechter Umsetzung durch
nationale Gesetzgeber oder mangelhafter Aufsicht liegen. Es kann auch
sein, dass schon die EU-Richtlinie zur Anlegerentschädigung missraten
war. Offenbar gibt es bestimmte Schäden, für die nach Art, Entstehung
oder Umfang keine Solidargemeinschaft geradestehen kann und will.
Unabhängig davon muss die Frage erlaubt sein, ob wirklich jede Form
von Geldanlage schutzbedürftig und schützenswert ist.

(Börsen-Zeitung, 13.3.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

125449

weitere Artikel:
  • Water Standard Company erwirkt die Zusage von 250 Millionen USD zur Finanzierung eines umweltschonenden Entsalzungsverfahrens Houston (ots/PRNewswire) - Wie Water Standard Company (WSC) heute bekannt gab, hat die Firma Kreditzusagen von bis zu 250 Millionen USD in Eigenkapital für die Entwicklung ihrer Schiffe zur Meerwasserentsalzung ("Seawater Desalination Vessel") erhalten. Mithilfe dieser auf die Umwelt abgestimmten Technologie soll die zunehmende weltweite Wasserkrise gemindert und notwendiges Wasser in Katastrophengebiete gebracht werden. (Logo: http://www.newscom.com/cgi-bin/prnh/20080312/LAW064LOGO ) Eine solche Kapitalzusage, die als die grösste mehr...

  • WAZ: Bundeskartellamt weitet Missbrauchsverfahren gegen Gasversorger wegen überhöhter Preise aus Essen (ots) - Das Bundeskartellamt weitet seine Ermittlungen gegen deutsche Gasversorger wegen überhöhter Preise aus. In der vergangenen Woche wurden bundesweit bereits Missbrauchsverfahren gegen 35 Unternehmen eingeleitet. "Jetzt werden es rund 40 sein", sagte eine Behördensprecherin der in Essen erscheinenden "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ), Donnerstagausgabe. Möglicherweise steigt die Zahl der am Pranger stehenden Unternehmen sogar weiter. Es gebe Grenzfälle, bei denen die Zuständigkeit noch geklärt werden müsse, sagte die mehr...

  • GEA Group mit starkem Ergebniswachstum Bochum (ots) - - EBIT der fortgeführten Geschäftsbereiche um 41,6 Prozent auf 422,2 Mio. EUR erhöht - Konzernergebnis beträgt 283,5 Mio. EUR - Ergebnis pro Aktie auf vergleichbarer Basis in fortgeführten Geschäftsbereichen: 1,72 EUR - Fortsetzung der positiven Entwicklung im Januar und Februar Die GEA Group Aktiengesellschaft hat im Geschäftsjahr 2007 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern ("EBIT") in Höhe von 422,2 Mio. EUR erwirtschaftet. Damit wurde der Vorjahreswert von 298,2 Mio. EUR deutlich um 41,6 Prozent oder 124 Mio. EUR übertroffen. mehr...

  • 26,3% weniger Baugenehmigungen im Jahr 2007 Wiesbaden (ots) - Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurde von Januar bis Dezember 2007 in Deutschland der Bau von 182 300 Wohnungen genehmigt. Das waren 26,3% oder 65 200 Baugenehmigungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Von den im Jahr 2007 genehmigten Wohnungen waren 157 100 Neubauwohnungen in Wohngebäuden (- 27,4% gegenüber 2006). Der Rückgang von Baugenehmigungen für Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern (- 34,7% beziehungsweise - 36,8%) ist dabei deutlich höher ausgefallen als die Abnahme bei der Genehmigung mehr...

  • Schülerzahlen in Berufsschulen deutlich gestiegen Wiesbaden (ots) - Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, besuchen nach vorläufigen Angaben im Schuljahr 2007/2008 in Deutschland rund 2,8 Millionen Schülerinnen und Schüler berufliche Schulen. Das sind 21 000 oder 0,7% mehr als im Vorjahr. Dabei steht einer Zunahme der Schülerinnen und Schüler im früheren Bundesgebiet von 1,8% (+ 39 000) ein Schülerrückgang in den neuen Ländern und Berlin von 3,1% (- 18 000) gegenüber. Dieser dürfte vor allem demographisch bedingt sein: Der Geburtenrückgang zu Beginn der 1990er Jahre führt mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht