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"Diese Geschichte hat Louis Malle ein Leben lang belastet" Schauspieler Peter Fitz im Exklusiv-Interview mit Tele 5 'Auf Wiedersehen, Kinder', am Sonntag, 02. März, um 10.15 Uhr

Geschrieben am 28-02-2008

München (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Tele 5 startet am 02. März seine "Meisterwerke Matinée", die jeden
Sonntagvormittag mit Glanzlichtern des Kinos aufwartet. Zum Auftakt
zeigt der Spielfilmsender Louis Malles preisgekröntes Drama 'Auf
Wiedersehen, Kinder' und sprach mit Peter Fitz (76, "Schauspieler des
Jahres" 1980 und 1983), der darin den Gestapo-Anführer Muller spielt,
über den Dreh, seine schauspielernden Kinder sowie Gefühlsexplosionen
vor der Kamera.

Tele 5: 'Auf Wiedersehen, Kinder' beruht auf Louis Malles
persönlichen Erlebnissen während des Kriegs. Wie gelangten Sie an die
Rolle des Gestapo-Führers?

Peter Fitz: Ganz am Anfang suchte man die deutschen
Casting-Agenturen nach klischeehaften Nazi-Typen ab. Also bekam Louis
Malle zig Fotos von großen blonden Männern, bis er sagte, dass der
Darsteller, den er suchte, nichts mit dem gewöhnlichen Rollenbild
eines Gestapo-Mannes zu tun hätte. Als ich gerade in Paris Theater
spielte, schlug mich ein Bekannter für die Rolle vor. So kam
schließlich der Kontakt mit Louis Malle zustande.

Tele 5: Wie war Ihr Verhältnis zu Louis Malle während der
Dreharbeiten?

Peter Fitz: Wunderbar und sehr persönlich. Er hat mir auch sehr
viel über den Menschen erzählt, den ich spielen sollte. Dieser
Monsieur Muller ist ein Mann zwischen den Fronten gewesen. Genauso
wie er Juden verraten hat, hat er auch Juden geholfen. Muller war
zwar immer im Dienste der Nazis, hat aber diese Dienste sehr
großzügig ausgelegt. Den Verrat hat er dann begangen, um sich selbst
zu retten, denn er musste mal wieder zeigen, wofür er in der Gestapo
eigentlich eingesetzt wurde.

Tele 5: Hatte Malle eine Erwartungshaltung, wie Sie den Charakter
spielen müssen?

Peter Fitz: Nein, er hat mir da schon vertraut. Er ist auf meine
Eigenheiten und meine Fantasie diese Rolle betreffend voll
eingegangen. Er hat nicht gesagt, Muller hat sich so oder so bewegt.

Tele 5: Warum hat Louis Malle so lange mit der Verfilmung dieser
Kindheitsgeschichte gewartet?

Peter Fitz: Als Muller durch die Sitzbänke im Klassenzimmer ging
und die jüdischen Namen aufrief, verriet der vorne sitzende, junge
Louis Malle seinen Freund ja versehentlich dadurch, dass er sich nach
ihm umdrehte. So war klar, wer der Gesuchte ist. Dieses Problem,
diese Bedrohung hat Louis Malle ein ganzes Leben lang nicht
losgelassen. Deshalb war es ihm nach seinem 15-jährigen
Amerika-Aufenthalt bei seiner Rückkehr nach Frankreich ein besonderes
Anliegen, die Geschichte, die ihn belastet, zu verfilmen. Die
Welturaufführung des Films fand dann in Frankfurt am Main statt. Das
war eine Geste an die Eltern des im KZ umgekommenen Jungen, deutsche
Juden aus Frankfurt, die dann nach Paris emigrierten.

Tele 5: Wie verlief die Arbeit mit den Kinderdarstellern?

Peter Fitz: Es war schon immer ein Vergnügen, mit den Kids zu
drehen, jedenfalls bis zur Mittagspause, also die Zeit, die genau in
ihren Plänen verhaftet war, die Schulzeit. Da waren sie aufmerksam,
konzentriert, man konnte wunderbar mit ihnen arbeiten. Nach der
Mittagspause wurde es schwierig. Nicht dramatisch, aber da ließ die
Konzentration merklich nach. Deshalb hat Louis Malle auch versucht,
das Hauptpensum der Drehs in die Schulzeit zu legen. Und wenn er eine
Szene wiederholen ließ, hat er immer eine Kleinigkeit daran minimal
verändert und so eine ganz neue Aufmerksamkeit bei allen Beteiligten
geschaffen.

Tele 5: Ihre Kinder Florian und Hendrikje sind ebenfalls als
Schauspieler erfolgreich. Wie reagierten Sie, als Ihre Kinder diesen
Wunsch das erste Mal äußerten?

Peter Fitz: Ich habe versucht, sie auf die Gefahren hinzuweisen,
dass das auch ein schrecklicher Beruf sein kann: Das, was nach außen
hin scheint und glitzert, muss in Wirklichkeit hart erarbeitet
werden. Letztendlich ist es kein glamouröser, sondern ein sehr
arbeitsreicher und -intensiver Beruf. Aber sonst habe ich sie damit
allein gelassen.

Tele 5: Haben Sie schon mal an ein Familienprojekt gedacht?

Peter Fitz: Ja, wir suchen einen Produzenten, der uns unterstützt.
Es würde uns Freude machen!

Tele 5: Würden Sie sich selbst als Workaholic bezeichnen?

Peter Fitz: Wenn ich an einem Projekt dran bin, dann schon. Aber
ich bin auch gerne faul.

Tele 5: Mit Klaus Maria Brandauer waren Sie letztes Jahr in einer
zehnstündigen Marathon-Aufführung von 'Wallenstein' zu sehen. Wie
hält man das durch?

Peter Fitz: In diesen zehn Stunden habe ich ja vielleicht gerade
mal zwei Stunden gespielt, und das ist normal. Das Anstrengendste war
das Warten in der Garderobe. Die härteste Wartezeit dauerte vier
Stunden. Wenn ich 'Nathan, der Weise' spiele, ist das genauso lang.
Nur stehe ich da die ganze Zeit auf der Bühne.

Tele 5: Und wie war die Arbeit mit Brandauer?

Peter Fitz: Hervorragend. Wir trafen uns privat, weil wir uns noch
aus Wien kannten. Im Stück war ich zwar sein Gegenspieler, aber eine
direkte Konfrontation zwischen seiner und meiner Figur gab es nicht.
Insofern haben wir uns im Theater nur auf dem Gang und dem
Garderobenflur getroffen und Hallo gesagt.

Tele 5: Sind Theater- und Filmarbeit für Sie gleichwertig?

Peter Fitz: Das sind zwei verschiedene Berufe. Die
Voraussetzungen, im Film zu agieren und im Theater zu agieren, sind
absolut gegenläufig. Der Monolog auf der Bühne ist eine
weitausholende und raumgreifende Aktion eines Schauspielers.
Vergleichbar ist der Monolog mit Großaufnahmen beim Film. Und bei
einer Großaufnahme wirkt jedes Augenzucken und jede Bewegung mit der
Augenbraue wie eine Explosion. Der einzige wirkliche Partner beim
Film ist die Kamera. Wie man mit diesem Partner umgeht, bis man
geschmeidig wird und sich nicht überproduziert, das kann dauern.

Tele 5: Wonach bewerten Sie Drehbücher - müssen die Sie persönlich
ansprechen oder muss Ihnen die Rolle gefallen?

Peter Fitz: Es muss schon beides stimmen, obwohl man auch aus
einem blöden Drehbuch einen guten Film machen kann. Es kommt immer
drauf an, wer es umsetzt. Natürlich lese ich lieber gute als
schlechte Dialoge. Aber eigentlich habe ich immer Glück gehabt und es
gab noch nichts, was ich nicht vertreten könnte. Und so ganz platte
Sachen kommen eh nicht an mich heran. Das verhindert meine Agentin
seit fast zwanzig Jahren.

Interview: Steffen Wulf

Textrechte: ©Presse Tele 5, Verwertung honorarfrei nur bei
Programmhinweis auf Tele 5.

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Originaltext: Tele 5
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/43455
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Pressekontakt:
Für Rückfragen
Tele 5 Pressestelle
Tel. 089-649 568-174/-176,
E-Mail: presse@tele5.de

Informationen und Bilder zum Programm auch auf www.tele5.de in der
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