Elf Euter sollt Ihr haben / Medienwissenschaftler Andreas Weinstein über das falsche Bild über die Außenwerbung

Berlin (ots) - Der Berliner Medienwissenschaftler und
Werbelocationscout Andreas Weinstein wundert sich über die Phantasie
mancher Politiker in diesem Lande. Sie träumten seiner Meinung von
einer Kuh mit elf Eutern, die etwa 100 Jahre lebt und mit jedem
Lebensjahr mehr Milch abgibt, ohne, dass diese selbst dabei Schaden
nehmen würde. Er nimmt den Wunsch der Grünen Abgeordneten Frau
Claudia Hämmerling, mal wieder an der Außenwerbekuh zu melken, zum
Anlass, das Bild von der Schlaraffen-Riesenposter-Landschaft zu
korrigieren.

Tatsächlich ist das Überleben in diesem Metier nur ganz großen
Unternehmen auf Dauer möglich, welche in Schwellenmärkten wie China
und Indien Gewinne fahren könnten um in einer Mischkalkulation den
Zubrotmarkt Deutschland am Leben zu erhalten. Viele kleineren
Außenwerber laufen auf einem Drahtseil und sind gut beraten, nicht
nach unten zu schauen. "Warum glauben die Menschen, dass wir alle
Porsche fahren und reich sind?" fragt der Minifahrer sich. Ganz
einfach, Sie wissen nicht, wie viele Glieder die lange Mitesserkette
in Deutschland eigentlich hat. Und am Ende kommen
Sondernutzungsgebühren der Bezirke dazu. Sie wissen auch nicht, dass
es mindestens 4 Monate im Jahr gibt, in denen die Mitspieler halten
können müssen, um nicht aus dem Spiel zu fliegen. Sie wissen nicht,
dass etliche Posterschaltungen durch sogenannte Agenturvergütungen
und Rabatte ermöglicht werden. Sie wissen ebenfalls nicht, dass die
Restaurierungen von Denkmalen, die heutzutage oft an die Werbung
gekoppelt ist, schnell existentielle Bedrohung bedeuten kann. Im
Grunde wissen Sie nichts und spekulieren, getrieben von Sozialneid
und Ungerechtigkeitsempfinden, über die Riesensummen, die hier
verdient würden. Große Poster heißen erstmal große Verluste und im
guten Fall auch mal Gewinne, die einen dann im auf Nachrichten wie
Börsen -und Bankenkrisen, Terrorakte oder Liechtensteinskandale etc.
sensibel reagierenden Außenwerbemarkt, eine Weile über Wasser halten
sollen. Wie und wann bekommt man das falsche Bild der Branche aus
den Köpfen der Leute? Wahrscheinlich erst an jenem Tag, an dem
irgendjemand eine Kuh mit elf Eutern sieht und feststellt, wie
komisch Sie sich fortbewegt.

Originaltext: weinstein media
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