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Der Tagesspiegel: Gewerkschaften sehen Vertrauen in Eliten erschüttert

Geschrieben am 16-02-2008

Berlin (ots) - Vertreter von Gewerkschaften und Kirchen sehen in
dem Steuerskandal um Post-Chef Klaus Zumwinkel ein Bedrohung des
Gemeinwesens. "Das Vertrauen in die Eliten wird erschüttert", sagte
Hans-Joachim Schabedoth, Leiter der Grundsatzabteilung des Deutschen
Gewerkschaftsbunds (DGB), dem Tagesspiegel am Sonntag. Wenn die
Eliten vor allem Eigeninteressen verfolgen, und sich "bauernschlau
Verpflichtungen entziehen, dann kriegen wir italienische
Verhältnisse", sagte Schabedoth. Allerdings seien die Verhältnisse in
Deutschland inzwischen so, dass "die Absahner bewundert werden, wenn
sie ihr Geld in Kitzbühel versteuern".

"Ein Teil der Probleme in unserer Gesellschaft hängt damit
zusammen, dass die Eliten versagen", sagte Hans-Jürgen Urban,
Vorstandsmitglied der IG Metall, der Zeitung. Immer höheren Renditen
und Managergehältern stünde eine "Maßlosigkeit an Zumutungen
gegenüber den Beschäftigten" gegenüber, etwa die Forderung nach
völlig flexiblen Arbeitszeiten, die den gesamten Lebensrhythmus
bestimmten. Alles in allem bekomme der Gesellschaft diese neue
Maßlosigkeit nicht gut, weil "die ökonomische Elite ihre soziale
Bindung verloren hat: Die sozialen Folgekosten, die sie mit ihrem
Handeln verursachen, haben die überhaupt nicht mehr im Blick", sagte
Urban.

Der IG Metall-Vorstand beobachtet eine "neue ökonomische Kultur,
dem Übergang von Sozialstaatskapitalismus zum
Finanzmarktkapitalismus". Die Spielregeln der Finanzmärkte sollen
"mehr und mehr zu den Spielregeln der gesamten Gesellschaft werden".
In der Konsequenz vertiefe sich soziale Spaltung, entstünden
Aggressionen, verbreite sich Angst. Urban plädierte für eine Änderung
der Spielregeln für die Finanzmärkte, vor allem das Wirken von
Hedgefonds und Private-Equity-Fonds betreffend. Und eine Debatte über
die Rolle der Eliten sei nötig, damit sich deren Verhalten wieder
stärker am gesamten Gemeinwohl orientiere. Gegenwärtig belasteten sie
das Gemeinwesen mit ihrer Egozentrik, anstatt mit Ideen und
Vorschlägen soziale Entwicklungen voranzutreiben, wie es die
eigentliche Aufgabe von Eliten sei.

Paul Schobel, Betriebsseelsorger in der Diözese
Rottenburg/Stuttgart sieht ebenfalls ein "gewaltiges Ethikdefizit".
Das Gebaren vieler Manager erinnere ihn an Sandkastenspiele kleiner
Buben: Wer baut die höchste Burg, wer kassiert noch mehr. Eine
"kolossale Gier" bestimme das Wirtschaftsleben weltweit, sagte der
katholische Pfarrer dem Tagesspiegel am Sonntag. Neben dieser Gier
beobachtet er eine "kolossale Angst in den Betrieben". Angst um den
Job, ständig steigende Anforderungen, Dauerdruck. Ein bisschen Häme
werde es in den Betrieben wohl geben gegenüber Zumwinkel, mehr nicht.
Denn alles in allem präge ein "resignative Grundstimmung" das
Arbeitsleben.

Originaltext: Der Tagesspiegel
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/2790
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_2790.rss2

Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de
 


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