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Unverzagt die Stimme erheben./. Wolfgang Huber berichtet vor der Synode

Geschrieben am 04-11-2007

Hannover (ots) - Das Verhältnis zu den Muslimen, die Debatte um
die Gottesfrage, die der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins
angestoßen hat, ebenso wie die Fragen des Kreationismus und die
Herausforderung der Kinderarmut in Deutschland bildeten Schwerpunkte
des Ratsberichtes vor der 6. Tagung der 10. Synode der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD). Der Vorsitzende des Rates der EKD,
Bischof Wolfgang Huber, hat seinen mündlichen Bericht vor der Synode
mit einem Zitat aus einem Paul-Gerhardt-Gedicht überschrieben:
"Unverzagt und ohne Grauen". So solle die Haltung evangelischer
Christen angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen sein,
betonte Huber am Sonntag, 4. November, im Internationalen Congress
Center Dresden.

"Religiöse Pluralität ist der Ernstfall der Religionsfreiheit", so
der Ratsvorsitzende im Blick auf den Dialog mit dem Islam in
Deutschland. Die evangelische Kirche bejahe die freie
Religionsausübung von Muslimen, dies sei in letzter Zeit besonders an
der Frage des Moscheebaus zu verdeutlichen gewesen. Allerdings
"schließt das Ja zum Bau von Moscheen die kritische
Auseinandersetzung über den Ort und die Größe, die Gestaltung oder
die Anzahl nicht aus." Huber warnte davor, kritische Äußerungen in
diesem Zusammenhang mit islamophoben oder sogar rechtsextremen
Einstellungen in Verbindung zu bringen. Er kündigte eine intensive
Auseinandersetzung mit dem Offenen Brief an, der Mitte Oktober von
138 Islamgelehrten an Vertreter der Weltchristenheit gerichtet wurde.

Vorschlägen, das Verhältnis zum Islam in Entsprechung zum
jüdisch-christlichen Verhältnis zu betrachten, erteilte der
Ratsvorsitzende eine Absage. Das jüdisch-christliche Verhältnis werde
von der EKD theologisch als einzigartig betrachtet. "Diese Einsichten
einer christlichen Theologie nach Auschwitz dürfen auch angesichts
neuer Herausforderungen im Gespräch mit dem Islam nach meiner festen
Überzeugung nicht zur Disposition gestellt werden. Das gewonnene
Verhältnis zwischen Christen und Juden muss vielmehr in seiner
Einzigartigkeit bewahrt und weiterentwickelt werden."

Im Zusammenhang mit den Diskussionen um den Kreationismus, der
"die biblischen Schöpfungsberichte zu einer quasiwissenschaftlichen
Welterklärungstheorie" umdeute, warnte Wolfgang Huber vor der
Trennung von Glaube und Vernunft. Wenn "ein zur Weltanschauung
missdeuteter Glaube an die Stelle der wissenschaftlichen Vernunft"
trete, werde das Bündnis von Glaube und Vernunft aufgekündigt. Aus
Gründen des Glaubens sei solchen Bestrebungen gegenüber "klarer
Widerspruch notwendig".

Die Theorien der "neuen Atheisten" wie Richard Dawkins oder
Christopher Hitchens seien ein ähnlicher "ideologischer Missbrauch".
Der grundlegende Fehler in dieser Debatte liege darin, dass der
Schöpfungsgedanke nicht als Thema des Glaubens, sondern des Wissens
angesehen werde. Dagegen stellte der Ratsvorsitzende fest: "Der
Glaube richtet sich auf die Wirklichkeit im Ganzen; er hat es mit dem
Grund der Welt wie meines persönlichen Lebens zu tun. Ihm verdanke
ich die Weltgewissheit wie die Daseinsgewissheit, die meinem Leben
Sinn verleihen." Unter Wissen sei dagegen das Erfahrungswissen zu
verstehen, das durch Beobachtung und Experiment erworben werde.
"Dieses Erfahrungswissen ist an die Bedingungen von Raum und Zeit
gebunden; der Glaube dagegen richtet sich auf die Wirklichkeit
Gottes, die Raum und Zeit umgreift und übersteigt." Glaube bleibe
zwar auf das Wissen bezogen und angewiesen. "Aber er ist nicht mit
ihm identisch - das ist der entscheidende Punkt." Glaube und Wissen
seien bewusst voneinander zu unterscheiden, treten aber damit nicht
beziehungslos auseinander, werden also nicht voneinander getrennt:
"Gott ist kein naturwissenschaftliches Postulat." Im Schulunterricht
sei es am günstigsten, wenn das Verhältnis von Schöpfungsglaube und
Evolutionstheorie in "interdisziplinären Unterrichtsprojekten"
behandelt werden könnte.

Im Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche gebe es einerseits
Grund zur Dankbarkeit für das in Deutschland bereits Erreichte; dies
gelte es zu bewahren und weiterzuentwickeln. Aber dem ökumenischen
Klima sei durch das im Sommer veröffentlichte Papier des Vatikan zu
Fragen des Kirchenverständnisses "kein guter Dienst erwiesen" worden.
Wolfgang Huber äußerte Respekt für die Deutungsversuche von Kardinal
Walter Kaspar, auch Kardinal Lehmann habe seinerseits deutlich
gemacht, warum man über den durch dieses Dokument geprägten Zustand
hinauskommen müsse. "Gleichwohl rufen die vatikanischen Äußerungen
Fragen im Blick auf die leitende ökumenische Zielsetzung wach." Der
Ratsvorsitzende bekräftigte seinen Vorschlag eines ökumenischen
Weges, der sich in drei Perspektiven bündeln lasse: eine Ökumene der
gemeinsamen Spiritualität, eine Ökumene des wechselseitigen Respekts
sowie eine Ökumene des gemeinsamen Handelns.

Huber wies darauf hin, dass sich die Zahl armer Kinder in
Deutschland seit Einführung des Arbeitslosengeldes II verdoppelt
habe. "Die jüngste Statistik des Deutschen Kinderschutzbundes belegt
ein Drama in unserem Land." Der Ratsvorsitzende sprach sich für ein
"verlässliches Instrument zur Darstellung der Kinderarmut" aus. Nötig
seien entschiedene Schritte, um die strukturellen Gründe dieser Armut
zu überwinden.

Dresden, 3. November 2007

Pressestelle der EKD
Silke Römhild

Originaltext: EKD Evangelische Kirche in Deutschland
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55310
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55310.rss2

Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de


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